Atomkraft: Weltweit sind 422 Reaktoren in Betrieb

Im Jahr 2023 wurden bereits sechs neue Atomreaktoren weltweit ans Stromnetz angeschlossen, genauso viele wie im Vorjahr. Fünf andere wurden abgeschaltet, darunter drei in Großbritannien. Die installierte elektrische Nettoleistung der Kernkraftwerke stieg laut Gesellschaft für Anlagen- und Reaktorsicherheit (GRS) um 4089 MW auf 378.314 MW. Diese Informationen sind Teil eines aktuellen Dossiers zum Stand der Atomkraft, das auch Zahlen der Internationalen Atomenergie-Organisation (IAEA) und des World Nuclear Industry Status Report (WNISR) beinhaltet (Heise: 31.01.23).


Atomkraft auf dem Prüfstand: Weltweit 422 Reaktoren in Betrieb, 57 weitere in Bau

Laut Zahlen der Internationalen Atomenergie-Organisation (IAEA) sind weltweit 422 Atomreaktoren in Betrieb, mit einem Durchschnittsalter von rund 31 Jahren ab dem Tag des kommerziellen Leistungsbetriebs. Insgesamt sind 57 weitere Reaktoren im Bau, 204 wurden stillgelegt oder befinden sich im Rückbau. Im World Nuclear Industry Status Report (WNISR) werden jedoch 411 weniger aktive Reaktoren ausgewiesen, da hier die „Suspended Operation“ anders definiert wird. Das sind Reaktoren, die langfristig heruntergefahren sind, aber noch nicht endgültig stillgelegt. Die meisten dieser Reaktoren befinden sich in Japan, das allerdings bereits einen Weiterbetrieb alter Reaktoren angekündigt hat (blackout-news: 28.12.22).

Atomkraft auf dem Prüfstand: Weltweit 422 Reaktoren in Betrieb, 57 weitere in Bau. Atomkraft in Asien auf dem Vormarsch
Atomkraft auf dem Prüfstand: Weltweit 422 Reaktoren in Betrieb, 57 weitere in Bau. Atomkraft in Asien auf dem Vormarsch

Der Anteil der Atomkraft an der weltweiten Stromproduktion schwankte in den letzten Jahren zwischen 10 und 11 Prozent und fiel im vergangenen Jahr erstmals seit 40 Jahren unter die 10-Prozent-Grenze. Das höchste Niveau von 17,5 Prozent wurde 1996 erreicht. Der Rückgang des relativen Anteils wird auf den Ausbau erneuerbarer Energien und insbesondere auf die höhere absolute Stromproduktion durch Kraftwerke auf Basis von Kohle, Öl und Gas im Vergleich zu früheren Zeiten zurückgeführt, erklärt die Gesellschaft für Anlagen- und Reaktorsicherheit (GRS).


Atomkraft in Asien auf dem Vormarsch: Neue Reaktoren überholen alte in Westeuropa und Nordamerika

Laut GRS entstehen die meisten neuen Atomreaktoren in Asien, während die Mehrzahl der rückgebauten Reaktoren in Westeuropa und Nordamerika zu finden ist. Daher ist das durchschnittliche Alter der Atomreaktoren in Asien vergleichsweise gering. Die neuen Reaktorblöcke haben auch im Durchschnitt eine höhere Leistung als die stillgelegten, was trotz eines Rückgangs an Reaktorblöcken einen Anstieg der installierten elektrischen Nettoleistung bedeuten kann. Eine Ausnahme bilden hier die Small Modular Reactors (SMR), die jedoch noch nicht kommerziell genutzt werden.

In Europa gibt es 173 Atomreaktoren in Betrieb, die durchschnittlich 34,2 Jahre alt sind. 16 Reaktoren sind im Bau und 124 stillgelegt. In Deutschland sind drei Reaktoren, Emsland, Isar 2 und Neckarwestheim 2, noch aktiv. Ihre Abschaltung war ursprünglich bis Ende 2022 vorgesehen. Wegen der Energiekrise, ausgelöst durch den Krieg in der Ukraine, hat die Regierung ihre Laufzeit bis zum 15. April 2023 verlängert.

Kernenergie in Europa: Frankreich führt, Deutschland steigt aus

Die GRS betont, dass es neben den aktiven Kernkraftwerken in Deutschland auch sechs Forschungsreaktoren und Anlagen für nukleare Ver- und Entsorgung gibt, die weiter betrieben werden dürfen. Dazu gehören Zwischen- und Endlager für radioaktive Abfälle sowie die Brennelement-Fertigungsanlage in Lingen und die Urananreicherungsanlage in Gronau. Europa erzeugt insgesamt 21 % des Stroms mit Atomkraft, wobei Frankreich mit 56 Reaktoren den größten Anteil hat und 2021 fast 70 % beisteuerte. Dieser Anteil wird jedoch aufgrund von Problemen mit den Kernkraftwerken 2022 wahrscheinlich geringer sein.


USA führt das Rennen bei Atomreaktoren, Präsident Biden unterstützt Small Modular Reactors

Die USA haben mit 92 Atomreaktoren der größte Bestand an AKW in einem Land. Im Jahr 2022 produzierten diese knapp 20 Prozent des Stroms in den USA. Die durchschnittlichen Alter der US-amerikanischen AKW beträgt 42 Jahre. Die GRS berichtet, dass bereits eine Verlängerung der Laufzeit vieler Reaktoren von 40 auf 60 Jahre beschlossen wurde und eine weitere Verlängerung auf 80 Jahre für sechs Reaktorblöcke genehmigt ist. Es wird auch über eine mögliche Laufzeit von über 100 Jahren nachgedacht

Präsident Joe Biden unterstützt die Förderung neuer Atomreaktor-Konzepte, insbesondere Small Modular Reactors (SMR). Frankreich hat eine Milliarde Euro für die Entwicklung des SMR-Projekts „Nuward“ bereitgestellt, Großbritannien zeigt ebenfalls Interesse an SMRs, die Rolls-Royce entwickelt. Es wurden auch Pläne für „Mini-Kraftwerke“ aus Belgien, Tschechien und China bekannt, während Russland bereits mit dem Bau von zwei SMRs begonnen hat.

Atomenergie in Asien: Neue Reaktorblöcke und hoher Anteil an Stromproduktion

In China tragen die 57 Atomreaktoren 5 % zur Stromproduktion bei und haben im Durchschnitt ein Alter von 9,2 Jahren. 18 neue Reaktorblöcke von verschiedenen Typen sind aktuell im Bau, darunter auch Hochtemperaturreaktoren, schnelle Brüter und SMR. In Südkorea trägt die Atomkraft 28 % zum Strommix bei, in Japan beträgt der Anteil 7 %. Es sind 17 AKW in Betrieb und 27 zurzeit in der Rückbauphase. Die japanische Regierung strebt eine Steigerung des Atomkraft-Anteils am Strommix bis 2030 auf 22 % an.

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