Die Bundesnetzagentur hat die Statistik zu den Stromausfällen in Deutschland im Jahr 2021 veröffentlicht (bundesnetzagentur: 12.10.22). Demnach wurden im Jahr 2021 von insgesamt 850 Netzbetreiber in Summe 166.615 Versorgungsunterbrechungen in der Nieder- und Mittelspannung gemeldet. Die Anzahl der Stromausfälle nahm gegenüber dem Vorjahr um etwa 4.400 Meldungen zu. Die durchschnittliche Nichtverfügbarkeit von Elektrizität in Deutschland lag in Jahr 2021 bei 12,7 Minuten je Letztverbraucher und damit um 1,97 Minuten höher als im Vorjahr.
Präsident der Bundesnetzagentur bezeichnet Stromversorgung in Deutschland als zuverlässig
Der Präsident der Bundesnetzagentur, Klaus Müller, betonte in Anbetracht der Zahlen: „Die Zuverlässigkeit der Stromversorgung in Deutschland war im Jahr 2021 erneut sehr hoch. Ursache für den Anstieg der durchschnittlichen Versorgungsunterbrechung waren Störungen auf der Mittelspannung und in der Niederspannung
“. Damit suggeriert Müller, wie schon oft, dass wir auch in Zukunft keine Versorgungsprobleme haben werden.
Stromausfälle im Ahrtal in Statistik nicht berücksichtigt
Doch wie immer, wenn es um Statistiken geht, lohnt es sich etwas genauer hinzuschauen, wie diese Zahlen zustande kommen. Die Betreiber von Energieversorgungsnetzen berichten der Bundesnetzagentur jährlich über alle in ihren Netzen aufgetretenen Versorgungsunterbrechungen, die länger als drei Minuten dauern. Der jeweilige Bericht enthält Zeitpunkt, Dauer, Ausmaß und Ursache der Versorgungsunterbrechungen. Allerdings werden dabei nur Störungen erfasst, die aufgrund technischer Störungen und geplanter Abschaltungen aufgrund von Wartungs- und Reparaturarbeiten erfolgten. So ging zwar ein Vorfall in einem Umspannwerk, der durch einen gasbefüllten metallbeschichteten Ballon ausgelöst wurde, in die Statistik ein, aber der Stromausfall im Ahrtal nicht.
Grundsätzlich betrachtet die Statistik keine Stromausfälle, die auf höhere Gewalt zurückzuführen sind. Beim Stromausfall im Ahrtal hatten viele Haushalte tagelang, wenn nicht gar wochenlang keinen Strom. Dies wird aber in der Statistik gar nicht berücksichtigt. Genauso wenig werden Stromausfälle aufgrund von Sturmschäden und Schneebruch oder ähnliche berücksichtigt. Alleine die Ausfälle im Ahrtal hätten aber die Ausfallzeit deutlich nach oben angehoben.
Statistik erfasst keine Versorgungsprobleme in der Zukunft
Politiker nutzen die Statistik der Bundesnetzagentur auch immer wieder gerne, um auf die Zuverlässigkeit unserer Stromversorgung auch in der Zukunft zu verweisen. Einen solchen Rückschluss gibt die Statistik allerdings gar nicht her, denn sie betrachtet ausschließlich Stromausfälle in der Vergangenheit. Grundsätzliche Betrachtungen zwischen zukünftigem Angebot und Nachfrage von Strom sind darin gar nicht enthalten. Mit den Abschaltungen der letzten Kohle- und Atomkraftwerke wird aber das Stromangebot in Zukunft reduziert, während sich die Nachfrage aufgrund der Zunahme bei Elektroautos und Wärmepumpen erhöht. Ein Problem, welches in die Statistik gar nicht einfließt. Deshalb sind solche Äußerungen auch nicht seriös.
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