Amazon setzt auf Atomstrom für Rechenzentren – Deutschland schreibt Grünstrom vor

Amazon investiert 20 Milliarden US-Dollar in zwei neue Rechenzentren in den USA – eines direkt neben einem Atomkraftwerk. Der Konzern sichert sich damit enorme Energiereserven für den Betrieb wachsender Cloud- und KI-Dienste. In Deutschland gelten strengere Regeln: Seit 2024 müssen große Rechenzentren mindestens zur Hälfte mit Strom aus erneuerbaren Quellen laufen. Ab 2027 gilt sogar eine vollständige Grünstrompflicht (handelsblatt: 09.05.25).


Amazon baut Standorte mit direkter Energieanbindung

In Pennsylvania entstehen zwei neue Amazon-Rechenzentren. Eines davon befindet sich unmittelbar neben dem Kernkraftwerk Susquehanna. Das zweite entsteht in Fairless Hills auf dem Gelände einer früheren Stahlfabrik. Beide Standorte sichern sich direkte Anbindung an leistungsstarke Energiequellen – ein entscheidender Vorteil angesichts des wachsenden Strombedarfs datenintensiver Anwendungen. Cloud-Technologie, maschinelles Lernen und KI erfordern enorme Rechenleistung – und damit auch enorme Strommengen.

Amazon baut Rechenzentren mit Atomstrom – in Deutschland gilt ab 2027 die Pflicht zur 100 %-igen Versorgung mit grünem Strom
Amazon baut Rechenzentren mit Atomstrom – in Deutschland gilt ab 2027 die Pflicht zur 100 %-igen Versorgung mit grünem Strom

Talen Energy, Betreiber des Atomkraftwerks, verkaufte sein Rechenzentrum 2024 für 650 Millionen Dollar an Amazon. Das Unternehmen erhält im Gegenzug Zugriff auf 960 Megawatt – ausreichend für über 500.000 Haushalte. Die US-Energieaufsicht FERC legte den Deal jedoch vorläufig auf Eis. Der Verdacht: Der bevorzugte Stromzugang könnte andere Stromkunden benachteiligen und Netzgebühren umgehen.

Deutschland verpflichtet Rechenzentren zu grünem Strom

Während Amazon in den USA auf Atomstrom setzt, verfolgt Deutschland einen anderen Kurs. Nach dem Energieeffizienzgesetz gilt seit Anfang 2024 eine verbindliche Grünstromquote. Alle Rechenzentren mit über 300 Kilowatt Anschlussleistung müssen mindestens 50 Prozent ihres Stroms aus erneuerbaren Quellen beziehen. Ab 2027 steigt diese Quote auf 100 Prozent. Ziel ist es, Digitalisierung und Klimaschutz miteinander zu verbinden.

Zusätzlich fordert das Gesetz eine hohe Energieeffizienz. Der zulässige PUE-Wert (Power Usage Effectiveness) liegt bei maximal 1,2. Betreiber müssen zudem Konzepte zur Nutzung von Abwärme vorlegen. Die neuen Regeln stellen hohe Anforderungen – sie sollen aber sicherstellen, dass Rechenzentren keine übermäßige Last für Klima und Netz darstellen.


Infrastrukturprojekte setzen neue Maßstäbe

Amazon treibt den Ausbau seiner Infrastruktur auch in anderen US-Bundesstaaten voran. Zehn Milliarden Dollar flossen bereits Anfang 2024 in neue Standorte in Ohio, Mississippi, Indiana und North Carolina. Auch andere Tech-Konzerne wie Microsoft, Meta oder Google verfolgen ähnliche Strategien. Gesucht werden vor allem Standorte mit stabiler, günstiger und möglichst unmittelbarer Energieversorgung.

In Deutschland lässt sich ein direkter Kraftwerksanschluss außerhalb regulierter Netztarife kaum realisieren. Stattdessen entstehen Rahmenbedingungen, die Nachhaltigkeit zur Pflicht machen. Grünstrom, Energieeffizienz und regionale Wärmenutzung bestimmen künftig, welche Rechenzentren genehmigt werden. Deutschland positioniert sich damit als Markt für verantwortungsbewusste Digitalisierung – mit klaren gesetzlichen Vorgaben.

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