Deutschlands Wirtschaftsstandort steht auf dem Spiel. Vier führende Wirtschaftsverbände haben sich zusammengetan, um einen dringlichen Appell an Bundeskanzler Olaf Scholz zu richten. Ihr Brandbrief, der sowohl von den Präsidenten Siegfried Russwurm (BDI) und Rainer Dulger (BDA), als auch von Peter Adrian (DIHK) und Jörg Dittrich (ZDH) unterzeichnet wurde, zeichnet ein düsteres Bild der derzeitigen Lage. „Mit großer Sorge beobachten wir die politische, gesellschaftliche und wirtschaftliche Entwicklung, in der sich unser Land befindet“, so der Tenor des Schreibens (wiwo: 30.01.24).
Wirtschaftskrise in Deutschland: Verbände warnen vor dramatischem Niedergang
Die Verbände sehen gravierende strukturelle Herausforderungen für die deutsche Wirtschaft. Es mangelt an Attraktivität des Standorts, was durch ausbleibende Investitionen und negative Konjunkturerwartungen deutlich wird. Viele Unternehmen kämpfen deshalb mit Frustration und Unsicherheit. Zudem verlagern immer mehr Betriebe ihre industrielle Produktion ins Ausland. Das Schreiben, datiert auf den 30. Januar, kommt zu einem kritischen Zeitpunkt: Die jüngsten Zahlen des Statistischen Bundesamtes zeigen, dass die deutsche Wirtschaft im vierten Quartal geschrumpft ist, was die Aussichten für 2024 weiter trübt.
„Wir appellieren dringend an Sie“ – Ein Aufruf zum Handeln
In ihrem Appell an Kanzler Scholz betonen die Verbände die Notwendigkeit von Reformen zur Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit. „Mit einem kräftigen Aufbruchssignal und langfristig verlässlichen, wirtschaftsfreundlichen Rahmenbedingungen kann und muss die Politik bei den Unternehmen wieder mehr Vertrauen aufbauen und Zuversicht für eine gelingende Transformation schaffen“, fordern sie. Die nächsten zwei Jahre bis zur Bundestagswahl sollten nicht im Verwalten des Status quo vergehen.
Rettungsplan enthüllt: So wollen Verbände Deutschlands Wirtschaft umkrempeln
Die Verbände präsentieren konkrete Maßnahmen in einem Dokument mit dem Titel „Durchstarten für Deutschland“. Sie decken zehn Politikfelder ab, darunter Entbürokratisierung, Steuer- und Sozialstaatsreformen, Fachkräftesicherung und günstigere Strompreise. „Zum großen Teil sind die Probleme am Wirtschaftsstandort Deutschland hausgemacht“, heißt es in dem Papier. Notwendige Strukturreformen seien in den vergangenen Jahren ausgeblieben, was eine dringende Kurskorrektur erfordere.
Dieser Brandbrief der Wirtschaftsverbände an Bundeskanzler Scholz ist bisher noch nie dagewesener Weckruf an eine deutsche Regierung. Dass sich gleich vier Verbände zusammengeschlossen haben, zeigt, wie groß die Sorgen in der Wirtschaft bereits sind. Er zeigt deutlich, dass Deutschland vor großen Herausforderungen steht, die entschlossenes Handeln erfordern, um den Wirtschaftsstandort zu sichern und die Zukunft des Landes zu gestalten.
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