Umweltschützer schlagen Alarm: Unter einer Bundesregierung mit grüner Beteiligung droht eine ökologische Katastrophe in der Ostsee vor Rügen. Der Grund: Bauarbeiten für das LNG-Terminal bei Mukran könnten während der Hering-Laichzeit im Greifswalder Bodden durchgeführt werden.
„Das ist totaler Frevel“, sagt Constantin Zerger von der Deutschen Umwelthilfe (DUH). Gemeinsam mit anderen Umweltverbänden und Bürgerinitiativen kämpft er gegen das Projekt von Bundeskanzler Olaf Scholz und Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck. Eigentlich sind Januar und Februar Tabu-Zeiten. „Wenn in dieser kritischen Zeit dort gebaut wird, stellt das die Existenz des Ostsee-Herings infrage. Die Folgen wären nicht nur ökologisch verheerend, sondern auch wirtschaftlich, denn der Bau im Januar und Februar bedroht die Ostsee-Fischerei.“ Sagte Zerger der Berliner Zeitung. (Berliner Zeitung, 29.12.2023)
Kontroverse um Bauarbeiten am Meeresboden für LNG-Terminal-Anbindungspipeline vor Rügen
Das Bergamt Stralsund erlaubt Gasnetzbetreiber Gascade, Wiederherstellungsarbeiten am Meeresboden für die Anbindungspipeline des LNG-Terminals im Januar und Februar durchzuführen. Ökologische Bedenken von Thünen-Institut, Landesamt für Landwirtschaft, Lebensmittelsicherheit und Fischerei (Lallf) sowie Biosphärenreservatsamt Südost-Rügen wurden abgewiesen.
Christopher Zimmermann, Leiter des Thünen-Instituts für Ostsee-Fischerei, sagt, die Heringe seien schon eingewandert und müssten bis Mitte Mai geschützt werden. Der Hering ist wichtig für die Küstenfischerei. Umweltschützer sind besorgt. Gascade misst zwar die Wassertemperatur und kann die Bauarbeiten stoppen, wenn die Laichgeschehen des Herings beginnen, hat damit jedoch selbst einen Einfluss auf die Messungen und das Ergebnis.
Gascade hat einen Umweltgutachter beauftragt und geht von einer Laichzeit ab März aus. Ein verspätetes oder falsches Ergebnis könnte das Ökosystem der Ostsee irreparabel schädigen. Das Bergamt beruhigt, aber die DUH befürchtet, dass die Bauarbeiten am 4. Januar beginnen könnten.
DUH kämpft gegen umstrittenes LNG-Projekt vor Rügen und erstattet Anzeige gegen Deutsche Regas
Die DUH hat bereits unerlaubte Bauarbeiten am LNG-Terminal aufgedeckt und Anzeige gegen Deutsche Regas erstattet. Der Konzern bestreitet die Vorwürfe. Das LNG-Projekt sei unnötig, da kein Gasengpass herrsche. Es bedroht die Umwelt und die Bewohner von Rügen. Die DUH plant, den Bau rechtlich zu stoppen und vor das Bundesverwaltungsgericht zu ziehen.
Das „LNG-Beschleunigungsgesetz“ von Robert Habeck könne nicht als Rechtsgrundlage dienen, sagt Zerger. Das Umweltministerium Mecklenburg-Vorpommern hat ebenfalls Bedenken gegen eine Bauverlängerung.
Zerger bezeichnet das Projekt, Rügen zu einem Industriestandort umzuwandeln, als „wahnwitzig“. Es wurde mit öffentlichen Geldern finanziert, und die Bewohner von Rügen tragen das Risiko. Enttäuschung und Wut auf der Insel steigen.
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