Die Eröffnung der neuen, beheizbaren Radbrücke in Tübingen sorgt für Kontroversen. Mit 16 Millionen Euro ist das Bauwerk, das durch seine auffällige blaue Farbe und innovative Technik besticht, extrem kostspielig. Oberbürgermeister Boris Palmer verfolgt das ehrgeizige Ziel, das Fahrrad in Tübingen zum Hauptverkehrsmittel zu machen. Doch die hohen Ausgaben für eine Brücke, die lediglich 365 Meter lang ist, werfen Fragen nach der Verhältnismäßigkeit auf (bild: 18.10.24).
Ein teures Vorhaben für den Radverkehr
Die Brücke verbindet den Stadtteil Derendingen mit der Europastraße, dem Hauptbahnhof und der Altstadt und ist im Winter beheizbar, um Eisbildung zu verhindern. Doch die Kosten von 16 Millionen Euro stehen im Mittelpunkt der Kritik. Angesichts anderer dringender Investitionen, die in Tübingen und vielen anderen Städten notwendig sind, wirkt diese Summe übertrieben. Zwar spart die Beheizungsfunktion auf drei Grad das Streuen von Salz und verlängert die Lebensdauer der Brücke, doch rechtfertigt das wirklich die enormen Kosten?
Finanzierung durch Bund und Land – aber reicht das?
Etwa viereinhalb Millionen Euro kamen direkt aus der Tübinger Stadtkasse, der Rest wurde durch Bundes- und Landesmittel finanziert. Die Frage bleibt, ob diese Gelder nicht sinnvoller in anderen Bereichen hätten eingesetzt werden können. Boris Palmer ist überzeugt, dass die Tübinger Bürger die Brücke gut annehmen, doch bleibt unklar, ob die Bevölkerung die Investition als sinnvoll erachtet. Für eine Summe von 16 Millionen Euro hätte man möglicherweise ein weitaus umfangreicheres Radverkehrsnetz schaffen können.
Nachhaltigkeit versus Kosten
Ein wichtiger Punkt, den Palmer anführt, ist die Umweltfreundlichkeit der Brücke, die zu 100 Prozent mit Ökostrom beheizt wird. Das ist sicherlich ein Pluspunkt in Zeiten des Klimawandels, und der Verzicht auf Streusalz schont die Umwelt zusätzlich. Doch auch hier ist die Frage, ob die Beheizung tatsächlich notwendig ist oder ob eine kostengünstigere und weniger aufwendige Konstruktion denselben Zweck erfüllt hätte.
Zweifel an den hohen Kosten bleiben
Insgesamt bleibt die Frage, warum ein vergleichsweise einfaches Bauwerk wie eine Radbrücke derart teuer sein muss. Die Bevölkerung wird sicherlich darauf achten, ob sich dieses Prestigeprojekt tatsächlich als zukunftsweisende Investition für die Stadt erweist, oder ob es letztlich ein Beispiel für die ineffiziente Nutzung öffentlicher Mittel ist. Boris Palmer steht damit unter Druck, zu beweisen, dass die Radbrücke nicht nur ein teures Symbol, sondern ein echter Beitrag zur Verkehrswende in Tübingen ist.
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