Der Konflikt um die Zukunft der Stahlsparte von Thyssen-Krupp nimmt an Schärfe zu. Insider befürchten eine drastische Reduzierung der Produktionskapazitäten, was bis zu 10.000 Arbeitsplätze bedrohen könnte. Die Gewerkschaft IG Metall warnt vor einem möglichen Szenario, das eine Halbierung der Produktionsmenge auf nur fünf bis sechs Millionen Tonnen Stahl jährlich vorsieht. Dies hätte massive Auswirkungen auf den Stahlhersteller und seine rund 27.000 Mitarbeiter. Bei einer derartigen Reduzierung wäre die Schließung mehrerer Hochöfen und weiterverarbeitender Anlagen unumgänglich. Infolgedessen stünden auch mehrere Standorte zur Disposition. Die Arbeitnehmer stehen diesem drohenden Abbau jedoch derzeit machtlos gegenüber, da konkrete Pläne noch nicht vorliegen und somit keine Streikmaßnahmen ergriffen werden können (handelsblatt: 21.08.24).
Thyssen-Krupp im Krisenmodus: Eskalierender Vorstandsstreit bedroht Zukunft der Stahlsparte
Der interne Konflikt zwischen dem Vorstand von Thyssen-Krupp und der Führung der Stahlsparte spitzt sich weiter zu. Im April wurde Stahlvorstand Bernhard Osburg beauftragt, einen Businessplan für die Neuausrichtung der Sparte zu erstellen. Dieser Plan, der eine Reduzierung der Produktionskapazität auf 9,5 Millionen Tonnen pro Jahr vorsieht, wurde dem Vorstand des Mutterkonzerns präsentiert. Doch dieser erachtet die vorgeschlagene Reduzierung als unzureichend.
Der Konzern plant nun eine unabhängige Überprüfung des Businessplans mittels eines IDW-S6-Gutachtens. Dieses Sanierungsgutachten, entwickelt vom Institut der Wirtschaftsprüfer (IDW), soll klären, ob das Unternehmen sich in einer Krise befindet und ob die vorgeschlagenen Maßnahmen geeignet sind, diese zu bewältigen.
Die Ergebnisse des Gutachtens, die in einigen Monaten erwartet werden, könnten weitere Entscheidungen über die Zukunft der Stahlsparte beeinflussen. Unterdessen wächst die Unsicherheit bei den Mitarbeitern, und der Betriebsrat hat angekündigt, an mehreren Standorten Informationen über die aktuelle Situation und die Rechte der Arbeitnehmer zu verbreiten.
Milliardendeal wackelt: Thyssen-Krupp vor finanziellem Abgrund
Ein weiterer Streitpunkt zwischen dem Mutterkonzern und der Stahlsparte betrifft die finanzielle Ausstattung der Sparte. Für notwendige Investitionen benötigt die Stahlsparte nach Schätzungen von Insidern knapp vier Milliarden Euro. Der Vorstand um Miguel Lopez hat jedoch lediglich 2,5 Milliarden Euro zugesagt, was die Zukunft der Sparte zusätzlich gefährdet.
Inmitten dieses Streits hat der Einstieg des tschechischen Milliardärs Daniel Kretinsky bereits begonnen. Geplant ist, dass er 50 Prozent der Stahlsparte übernimmt, wobei 20 Prozent bereits in seinem Besitz sind. Sollte es jedoch zu einer weiteren Schwächung der finanziellen Lage der Sparte kommen, könnte der Teilverkauf an Kretinsky ins Wanken geraten. Der Gewinn- und Beherrschungsvertrag zwischen dem Mutterkonzern und der Stahlsparte endet am 30. September, was bedeutet, dass Thyssen-Krupp Steel künftig für eigene Verluste aufkommen müsste.
Insgesamt spitzt sich die Lage bei Thyssen-Krupp Steel weiter zu. Die Zukunft der Stahlsparte und die damit verbundenen Arbeitsplätze stehen auf dem Spiel, während interne Konflikte und finanzielle Unsicherheiten die Situation weiter verschärfen. Ob eine Lösung gefunden wird, bleibt ungewiss, doch die kommenden Wochen könnten entscheidend sein.
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