Der französische Zughersteller Alstom hat beschlossen, das Werk in Görlitz, in dem derzeit etwa 700 Mitarbeiter beschäftigt sind, bis Ende März 2026 zu schließen. Dies gab das Unternehmen im Rahmen einer strategischen Entscheidung bekannt. Ziel ist es, Rohbauarbeiten nach Osteuropa zu verlagern und die deutschen Standorte zu spezialisieren. Besonders stark sind neben Görlitz die Standorte in Hennigsdorf, Kassel und Mannheim betroffen. Alstom erklärte, dass es bereits fortgeschrittene Gespräche mit einem potenziellen industriellen Partner gäbe, um die Zukunft des Werks in Görlitz zu sichern. Das Hauptziel sei, für die dortigen Arbeitsplätze eine langfristige Perspektive zu schaffen (bild: 02.20.24).
Umstrukturierung der deutschen Standorte
Die geplante Umstrukturierung von Alstom betrifft nicht nur Görlitz, sondern auch andere wichtige Produktionsstandorte in Deutschland. Besonders in Hennigsdorf sollen tiefgreifende Veränderungen umgesetzt werden. Dort will Alstom künftig keine neuen Fahrzeuge mehr gebaut. Laufende Projekte werden nach Bautzen und Salzgitter verlagert.
Hennigsdorf soll stattdessen zu einem zentralen Standort für Digitalisierung und Service ausgebaut werden. Alstom will damit das Servicegeschäft – etwa Wartung und Reparaturen – von mehreren deutschen Standorten in Hennigsdorf bündeln. Dadurch soll das Arbeitsvolumen in Hennigsdorf auf einem stabilen Niveau bleiben.
Auswirkungen auf die Belegschaft
René Straube, Gesamtbetriebsratsvorsitzender und Betriebsratsvorsitzender in Görlitz, äußerte sich mit großer Sorge über die geplanten Veränderungen. Er beschrieb die Entscheidung von Alstom als „ganz bitter“. Insbesondere warnte er vor möglichen Qualitätsverlusten, wenn Arbeiten ins Ausland verlagert werden. Straube verwies darauf, dass Görlitz unter anderem Doppelstockwagen für Israel herstellt. Das Werk hat eine lange Tradition und ist seit 175 Jahren ein wichtiger Arbeitgeber in der Region. Die Schließung des Standorts Görlitz bedeutet nicht nur den Verlust von Arbeitsplätzen, sondern könnte auch Auswirkungen auf die gesamte Region haben.
Zukunftspläne für Mannheim und Kassel
Auch Mannheim und Kassel sind von der Umstrukturierung betroffen, allerdings auf unterschiedliche Weise. In Mannheim liegt der Fokus künftig auf der Digitalisierung und Entwicklung. Ein Teil des Werksgeländes will Alstom verkaufen. Entwicklungsarbeiten und Projektmanagement im Bereich alternative Antriebstechnik werden nach Frankreich verlagert. In Kassel hingegen bleibt die Produktion bestehen. Dort soll weiterhin gebaut und gearbeitet werden, jedoch wird es auch hier Veränderungen geben, um die Produktionsprozesse zu optimieren.
Langfristige Strategie von Alstom
Alstom verfolgt mit der Umstrukturierung eine langfristige Strategie, die auf Spezialisierung und Effizienzsteigerung abzielt. Das Unternehmen plant, seine deutschen Standorte neu auszurichten, um den zukünftigen Anforderungen des Marktes besser gerecht zu werden. Die Verlagerung von Rohbauarbeiten nach Osteuropa soll die Produktionskosten senken und die Wettbewerbsfähigkeit erhöhen. Gleichzeitig betont Alstom, dass es darum geht, die Standorte in Deutschland durch Spezialisierung zu stärken und zukunftsfähig zu machen.
Die kommenden Jahre werden zeigen, ob die Umstrukturierungen den gewünschten Erfolg bringen. Sowohl die Belegschaft als auch die betroffenen Regionen hoffen, dass es für die Mitarbeiter in Görlitz und den anderen Standorten langfristige Lösungen geben wird, die den Verlust von Arbeitsplätzen verhindern. Alstom befindet sich in einem schwierigen Spagat zwischen Kosteneffizienz und dem Erhalt von Arbeitsplätzen in Deutschland.
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