Zu hohe Energiekosten – Deutschlands größter Hersteller von Ammoniak drosselt Produktion

Die SKW Piesteritz in Wittenberg, einer der größten Düngemittelproduzenten Deutschlands, sieht sich gezwungen, die Produktion erheblich zu drosseln. Eine der beiden Ammoniakanlagen bleibt aufgrund massiv gestiegener Energiekosten vorerst stillgelegt. Die wirtschaftliche Herstellung von Ammoniak ist unter den aktuellen Bedingungen nicht mehr tragbar. Damit steht ein traditionsreiches Unternehmen aus Sachsen-Anhalt vor enormen Herausforderungen, die nicht nur die Region betreffen (handelsblatt: 14.01.25).


Herausforderungen durch den Markt und die Politik

„Die Politik hat bisher nichts gegen den Zustrom billiger russischer Düngemittel auf den europäischen Markt unternommen“, so Co-Geschäftsführerin Antje Bittner. Diese Importe setzen heimische Hersteller zusätzlich unter Druck. Gleichzeitig erschweren politische Rahmenbedingungen den Wettbewerb weiter. Laut Bittner bleibt dem Unternehmen daher keine andere Wahl, als die Produktion massiv zu reduzieren.

Bedingungen nicht mehr tragbar: SKW Piesteritz drosselt Produktion von Ammoniak aufgrund gestiegener Energiekosten
Bedingungen nicht mehr tragbar: SKW Piesteritz drosselt Produktion von Ammoniak aufgrund gestiegener Energiekosten
Symbolbild KI-generiert

Auch die Herstellung von Adblue, einem wichtigen Zusatzstoff für Lkw-Motoren, ist betroffen. Ohne ausreichende Mengen drohen Engpässe in der Logistik, die sich auf den gesamten Einzelhandel auswirken könnten. Leere Regale wären eine mögliche Folge.

Bedeutung von Ammoniak und der Energiebedarf

Ammoniak, ein zentraler Rohstoff für Düngemittel, wird aus Stickstoff und Wasserstoff hergestellt. Stickstoff lässt sich leicht aus der Luft gewinnen, jedoch erfordert die Erzeugung von Wasserstoff in der Regel Erdgas. Die energieintensive Herstellung benötigt zudem hohe Temperaturen, was bei den aktuellen Energiepreisen zunehmend unrentabel wird. Bereits 2022 musste SKW Piesteritz die Produktion vorübergehend stoppen – nun erfolgt eine erneute Reduzierung.

Forderungen an die Politik

Co-Geschäftsführer Carsten Franzke fordert von der Politik dringend Maßnahmen zur Senkung der Produktionskosten. Insbesondere die Preise für Energie und Gas müssten gesenkt werden, um die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Industrie zu sichern. Entlassungen seien derzeit nicht geplant, doch die Zukunft bleibe ungewiss. Das Unternehmen richtet seinen Fokus darauf, die kommenden Monate zu überstehen.


Historie und Bedeutung von SKW Piesteritz

Die SKW Piesteritz produziert seit DDR-Zeiten im Wittenberger Stadtteil Piesteritz. Mit etwa 800 Beschäftigten und einem Umsatz von 717 Millionen Euro im Jahr 2023 zählt das Unternehmen zu den größten Arbeitgebern der Region. Es gehört zur tschechischen Agrofert-Holding unter der Leitung des ehemaligen Präsidenten Andrej Babis.

Die Kombination aus hohen Energiekosten und politisch ungünstigen Rahmenbedingungen bedroht nicht nur die Zukunft eines wichtigen Unternehmens, sondern zeigt auch die Dringlichkeit von Maßnahmen, um die heimische Produktion und Arbeitsplätze langfristig zu sichern.

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