Wirtschaftsinstitute warnen: Deutsche Wirtschaft leidet an Schwindsucht

Die deutsche Wirtschaft zeigt derzeit wieder positive Anzeichen und kann eine Rezension wohl vermeiden. Trotz der Herausforderungen durch den Ukraine-Krieg und hohe Energiepreise scheint das Land diese zu bewältigen. Doch unter der Oberfläche kündigt sich eine gefährliche Krise an: Deutschlands Wachstumskräfte schwinden dramatisch, warnen führende Wirtschaftsinstitute. Das Potenzial für mittelfristiges Wachstum hat sich in kurzer Zeit halbiert, und Deutschland droht ein wirtschaftlicher Niedergang.


Ökonomen prognostizieren deutlichen Rückgang des Produktionspotenzials in Deutschland

Laut Ökonomen der führenden Wirtschaftsinstitute wird das Produktionspotenzial bis 2027 nur noch durchschnittlich um 0,7 Prozent pro Jahr wachsen. Dies liegt deutlich unter dem Durchschnitt seit 1996 um gut 0,6 Prozentpunkte, so die Experten. Das Kiel Institut für Weltwirtschaft (IfW) prognostiziert sogar nur noch ein Wachstumspotenzial von 0,4 Prozent ab 2027. Dies ist ein deutlicher Rückgang im Vergleich zu Jahrzehnten, in denen die Kapazitäten durchschnittlich um 1,3 Prozent stabil gewachsen waren. Die Diagnose lautet: Schwindsucht. „Deutschland steht ein schwieriges Jahrzehnt bevor, das stärker von Verteilungskonflikten geprägt sein wird“, warnt Stefan Kooths, Vizepräsident des IfW.

Ökonomen der führenden Wirtschaftsinstitute prognostizieren deutlichen Rückgang des Produktionspotenzials in Deutschland
Ökonomen der führenden Wirtschaftsinstitute prognostizieren deutlichen Rückgang des Produktionspotenzials in Deutschland

Die Forscher der Wirtschaftsinstitute sind sich einig über die Gründe: Ein Mangel an Arbeitskräften in Verbindung mit einem Trend zu kürzeren Arbeitszeiten bremst das Wachstum erheblich. Weder der Kapitalstock noch die Produktivität zeigen ausreichendes Wachstum, um das frühere Dynamikniveau aufrechtzuerhalten. Dies ist für Deutschland eine dramatische Feststellung.

Langfristiges Produktionspotenzial und konjunkturelle Entwicklung: Zwei Faktoren im Wirtschaftswachstum eines Landes

Im Wirtschaftswachstum eines Landes spiegeln sich zwei verschiedene Entwicklungen wider. Zum einen gibt es die langfristige Entwicklung des Produktionspotenzials, die von drei Hauptfaktoren bestimmt wird: Der Arbeitsmenge gemessen am Arbeitsvolumen, dem verfügbaren Kapitalstock an Maschinen, Technik und Infrastruktur sowie der Produktivität. Das Potenzial beschreibt die maximale wirtschaftliche Leistungsfähigkeit eines Landes, wenn alle Kapazitäten voll ausgenutzt werden.

Auf kurzfristiger Ebene bewegt sich die konjunkturelle Entwicklung entlang dieses Wachstumspfads und gibt Auskunft darüber, wie die Kapazitäten aktuell ausgelastet sind. Die folgende Grafik verdeutlicht, dass die Entwicklung des Produktionspotenzials von größerer Bedeutung ist als die konjunkturellen Schwankungen um diesen Pfad (Businessinsider: 14.04.23).


Demografischer Wandel und Wachstumsschwäche: Die Auswirkungen auf die deutsche Wirtschaft

Die Ökonomen betonen, dass der demografische Wandel dazu führt, dass die Wachstumskräfte in Deutschland deutlich abnehmen. Während die jährliche Wachstumsrate über mehrere Jahrzehnte hinweg stabil bei 1,3 Prozent lag, schrumpft sie mittelfristig bereits auf weniger als die Hälfte. Dies verdeutlicht den Einfluss des demografischen Wandels auf das Wirtschaftswachstum in Deutschland.

Die Alterung der Gesellschaft ist nicht nur eine wichtige Ursache für die Wachstumsschwäche, sondern verschärft auch deren Folgen. Im Gutachten wird betont, dass die Ansprüche an den Staatshaushalt über die sozialen Sicherungssysteme zunehmen werden, da die Zahl der Versorgungsempfänger steigt. Gleichzeitig schrumpft die erwerbsaktive Bevölkerung, was zu einer Verschärfung der Verteilungskonflikte führt. Stefan Kooths bringt es auf den Punkt: „Weniger Menschen müssen in Deutschland künftig unter schwierigeren Rahmenbedingungen Wohlstand erwirtschaften, während gleichzeitig mehr Menschen im Alter Ansprüche an die Sozialkassen erheben, ohne wesentlich zu deren Finanzierung beizutragen, insbesondere im Gesundheits- und Rentensystem.“

Zuletzt aktualisiert am September 25, 2024 um 11:30 . Wir weisen darauf hin, dass sich hier angezeigte Preise inzwischen geändert haben können. Alle Angaben ohne Gewähr.
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