Die Windkraft in Deutschland hat ein neues Tief erreicht. Der Windstrompegel ist, trotz massivem weiteren Ausbau, auf den niedrigsten Stand seit 2014 gefallen. Infolgedessen liefert die Ölstromerzeugung 700 MW, den höchsten Wert seit vier Wochen. Diese Zahlen verdeutlichen die aktuelle Energieknappheit, da Europa unter einer Windkraftflaute leidet. Jean-Paul Harreman, Geschäftsführer von Montel Analytics, betont, dass im Zentrum und Norden Europas praktisch kein Wind weht. Diese fehlende Stromproduktion führt zu einer angespannteren Marktsituation (montelnews: 06.11.24).
Preisschock am Energiemarkt
Der Mangel an Windstrom beeinflusst unmittelbar die Strompreise. Besonders die kurzfristigen Strommärkte verzeichnen enorme Schwankungen. Der Strompreis für den sofortigen Verbrauch erreichte in der Spitze über 800 EUR/MWh, was einen fast zweijährigen Höchststand darstellt.
Der Ausblick auf den kommenden Tag zeigt eine leichte Entspannung, aber der teuerste Stundenpreis blieb mit 408,26 EUR/MWh beunruhigend hoch.
In der aktuellen Situation sind Öl- und Pumpspeicherwerke oft die kostspieligsten Stromquellen. Harreman erklärt, dass nicht nur die Kosten, sondern auch strategische Gebote und der Mangel an Stromangebot diese hohen Preise beeinflussen. Die Unsicherheit bleibt, ob sich ein ähnliches Szenario im Winter wiederholt, sollte der Wind schwach bleiben.
Winterliche Engpässe drohen
Neben der Windkraftflaute gibt es auch Bedenken hinsichtlich des steigenden Strombedarfs. Aktuell ist der Stromverbrauch noch moderat. Doch mit sinkenden Temperaturen könnte sich der Energiebedarf besonders in Frankreich erhöhen. Harreman hebt hervor, dass französische Atomkraftwerke zwar bis zu 8 GW zusätzliche Kapazität liefern können, aber die Nachfrage stark von der Temperatur abhängt. Frankreichs Stromverbrauch ist traditionell wetterempfindlich, was Druck auf den Markt ausüben könnte, wenn sich die Kälte verstärkt.
Schrumpfende konventionelle Kapazitäten
Deutschlands Fähigkeit, Strom aus konventionellen Quellen zu erzeugen, hat sich dieses Jahr verringert. Nach der Energiekrise von 2022 hatten einige Kohlekraftwerke vorübergehend wieder Strom geliefert. Diese Einheiten wurden inzwischen in die Standby-Reserve zurückversetzt. Zudem wurde im April 2023 die letzte verbleibende Atomkraftkapazität von 4 GW endgültig abgeschaltet.
Zukunftsperspektiven unter Beobachtung
Die Prognosen von Montel Analytics zeigen, dass die Windkraftproduktion abends mit unter 0,5 GW minimal bleibt. Die tägliche Durchschnittserzeugung könnte bei 0,6 GW liegen, dem tiefsten Wert seit 2014. Mit einer unsicheren Energiezukunft und schwankender Nachfrage bleibt die Lage angespannt. Energiemärkte stehen daher vor einer schwierigen Zeit, während mögliche Engpässe und steigende Preise die kommenden Monate prägen könnten.
Die Energiepolitik und Marktstrategien werden unter diesen Bedingungen besonders herausgefordert, um die Versorgungssicherheit zu gewährleisten.
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