Es vergeht nahezu kein Tag, an dem nicht einer unserer Politiker der Ampelregierung im Zusammenhang mit der Energiekrise auf den forcierten Ausbau der erneuerbaren Energien verweist. Insbesondere bei der Windkraft will Wirtschaftsminister Habeck 2 Prozent der Landesfläche bis zum Jahr 2032 für Windkraftanlagen nutzen. Die Lücke zwischen Wunschdenken und Realität wird aber immer größer, denn der Windkraftausbau stagniert.
Der Windkraftausbau stagniert
Im gesamten ersten Halbjahr 2022 wurden gerade einmal 238 neue Windräder mit einer Gesamtleistung von 977 Megawatt installiert (Tagesschau: 14.07.22). Im gleichen Zeitraum wurden im Jahr 2021 in Deutschland 240 neue Windenergieanlagen mit einer Leistung von zusammen 971 MW gebaut. Eine massive Steigerung des Ausbaus ist damit nicht erkennbar. Die Ausbauquote liegt auf einem vergleichbaren Niveau.
Immer mehr alte Windkraftanlagen werden stillgelegt
Dazu kommt aber auch, dass alte Anlagen stillgelegt wurden. Damit lag der Netto-Zubau im ersten Halbjahr bei 878 Megawatt. Die Zahl der stillgelegten Windkraftanlagen dürfte in den kommenden Jahren jedoch drastisch steigen, denn immer mehr Anlagen sind mehr als 20 Jahre alt und fallen damit aus der Förderung. Alleine in Sachsen-Anhalt sind von den dort installierten 2800 Anlagen 39,7 Prozent bis zum Jahresende betroffen. Das sind mehr als 1000 Windkraftanlagen. Felix Langner, Leiter der Geschäftsstelle Sachsen-Anhalt vom Bundesverband Windenergie erklärt dazu: „Die Problematik ist, dass diese Anlagen aus der EEG-Förderung fallen und am freien Markt nicht bestehen können, weil sie nicht so effizient sind. Die Folge ist: Sie werden zurückgebaut, also abgerissen“.
Explodierende Rohstoffpreise verhindern weitere Investitionen
Der verzögerte Windkraftausbau liegt vor allem an der Inflation und den explodierenden Rohstoffpreisen. Sowohl Investoren als auch Hersteller können dadurch die Kosten nicht mehr richtig kalkulieren.
Für den Bau neuer Windkraftanlagen benötigt man enorme Menge Rohstoffe, wie Stahl, Kupfer, Beton und Verbundmaterialien. Doch der Preis dafür hat sich innerhalb der letzten 2 Jahre bereits verdoppelt, Stahl kostet sogar fast das Dreifache. Deshalb haben die Hersteller mittlerweile Gleitklauseln in ihre Verträge aufgenommen. Der Preis für eine neue Anlage steigt damit mit den entsprechenden Rohstoffkosten. Das schreckt natürlich Investoren ab, da die finalen Kosten praktisch unkalkulierbar bleiben.
Habeck will Ausfallbürgschaften einführen
Damit die Ausbauziele dennoch erreichbar bleiben, erwägt Bundeswirtschaftsminister Habeck Ausfallbürgschaften einzuführen (Oldenburger-Onlinezeitung: 26.04.22). Damit würde der Staat entsprechende Windräder übernehmen, wenn ein Investor aufgrund der gestiegenen Kosten zahlungsunfähig wird. Letztendlich bedeutet dies, dass der Steuerzahler entsprechende Bauprojekt, die sich für private Investoren nicht mehr rechnen, finanzieren muss.
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