Windkraftanlagen – die unterschätzte Zerstörungskette für Natur und Artenvielfalt

Windparks gelten noch immer als Symbol „grüner Energie“. Doch ihre tatsächlichen Auswirkungen auf die Bodenerosion, Vegetation und Artenvielfalt zeigen ein anderes Bild. Der Abbau von Erdöl bleibt für jede einzelne Turbine unverzichtbar, und die Entsorgung der gigantischen Rotoren ist bis heute ungeklärt. Hinzu kommt ein massiver Eingriff in die Natur: Flächen verlieren an Fruchtbarkeit, Lebensräume verschwinden, Arten gehen zurück. Kaum eine andere Form der Energiegewinnung greift so umfassend in bestehende Ökosysteme ein.


Abtrag wertvoller Muttererde

Der Aufbau von Windkraftanlagen zieht erhebliche Bodenschäden nach sich. Schon für den Bau von Zufahrtsstraßen werden jedes Jahr zwischen 24 und 274 Tonnen Erde pro Hektar abgetragen und abtransportiert (Ling & Linehan, 2003). Eine einzelne Turbine verursacht zusätzliche Verluste von bis zu 263 Tonnen pro Jahr. In Summe bedeutet das rund 500 Tonnen wertvolle Muttererde, die dem Naturkreislauf entzogen wird. Dieser Verlust schwächt die Vegetation, erhöht die Bodenerosion und mindert die Artenvielfalt.

Windkraftanlagen bedrohen Artenvielfalt - Bodenerosion von Muttererde und Insektensterben belegen massive Folgen für Natur und Ökosysteme
Windkraftanlagen bedrohen Artenvielfalt – Bodenerosion von Muttererde und Insektensterben belegen massive Folgen für Natur und Ökosysteme

Auch der verbleibende Boden zeigt deutliche Veränderungen. Studien belegen einen schnellen Rückgang an Phosphor, Stickstoff, Kalium und organischem Kohlenstoff (Zhang et al., 2024). Gleichzeitig sinkt der Wassergehalt. Mit der Verarmung der Böden bricht das Gleichgewicht lokaler Ökosysteme ein. Selbst nützliche Bodenorganismen wie Nematoden verschwinden in hohem Maß. Forscher fassen dies als Kaskade ökologischer Konsequenzen zusammen (Cui et al., 2025).

Zerstörungskette von Vegetation und Artenvielfalt

Besonders Wälder und Heckenflächen leiden stark unter den Windkraftanlagen. Die Mikrofauna in diesen Lebensräumen schrumpft deutlich stärker als in offenen Graslandschaften (Schöll & Nopp-Mayr, 2021). Doch selbst dort, wo der Schaden geringer ausfällt, bleibt er erheblich. Vegetation wächst nur noch eingeschränkt, Pflanzen erreichen nicht mehr die Höhe und Dichte ungestörter Flächen. Damit verstärkt sich das Insektensterben, was wiederum den Kreislauf von Boden und Muttererde belastet.

Eine chinesische Forschergruppe hat diesen Zusammenhang detailliert untersucht. In der Steppe von Ningxia stehen zehn große Windparks. Einer davon diente als Untersuchungsgebiet für Boden, Vegetation und Insekten. Auf den ersten Blick wirkt die Landschaft karg und wenig empfindlich. Doch das Grasland mit Arten wie Leymus Secalinus und Stipa breviflora bildet eine fragile, aber stabile Gemeinschaft.

Forschungsergebnisse aus Ningxia

Die Wissenschaftler sammelten in ihrem Forschungszeitraum über 13.000 Insekten, verteilt auf 138 Arten. Die Analyse zeigt klar: Mit steigender Dichte der Turbinen sinkt sowohl die Anzahl als auch die Vielfalt der Insekten. Das Insektensterben ist damit eng verknüpft mit der Veränderung von Boden und Vegetation.

Der Bau zerstört die Bodenstruktur, zerschneidet Lebensräume und behindert die Regeneration der Vegetation. Während des Betriebs verändern sich die chemischen Eigenschaften der Böden. Der pH-Wert steigt, während Stickstoff, Kohlenstoff, Phosphor und Feuchtigkeit abnehmen. Damit schrumpfen die Nährstoffressourcen für Pflanzen, was wiederum zu schwächerem Wachstum führt. Insekten verlieren ihre Nahrungsgrundlage, und die Bodenerosion beschleunigt sich.


Indirekte Effekte als Hauptursache

Die Forscher beschreiben diesen Mechanismus als „Zerstörungskette“. Windkraftanlagen beeinflussen Böden, diese wiederum beeinträchtigen Pflanzen, und am Ende leidet die Artenvielfalt. Besonders dramatisch fällt der Rückgang in Bereichen mit Leguminosen aus, wo Pflanzenhöhe und Dichte stark mit dem Schwund von Nährstoffen korrelieren.

Dass solche Schäden ausgerechnet in einer scheinbar widerstandsfähigen Steppenregion auftreten, zeigt das Ausmaß des Problems. Wenn selbst in kargen Landschaften massive Verluste entstehen, sind die Folgen in artenreicheren Gebieten noch gravierender. Vögel, Fledermäuse und andere Tiere, die auf Insekten angewiesen sind, geraten dadurch zusätzlich unter Druck.

Internationale Studien belegen Risiken

Die Forschungsergebnisse aus Ningxia stehen nicht allein. Weitere Arbeiten belegen, dass Windkraftanlagen weitreichende Störungen verursachen. So beeinträchtigt die visuelle Präsenz der Turbinen das Paarungsverhalten von Tieren (Zhang et al., 2021). Lärm und elektromagnetische Strahlung stören Fortpflanzung und Orientierung (Tougaard et al., 2020; Norro et al., 2013). Der Bau selbst zerstört Vegetation und löst Kettenreaktionen aus, die sich bis in höhere trophische Ebenen fortsetzen.

Während sich viele Studien bislang auf Vögel, Fledermäuse oder Meerestiere konzentriert haben, rückten Insekten erst in jüngster Zeit in den Fokus. Doch gerade sie bilden ein zentrales Element funktionierender Ökosysteme. Ihr Rückgang trifft Landwirtschaft, Artenvielfalt und natürliche Kreisläufe gleichermaßen.

Ein Programm gegen die Natur

Die Ergebnisse führen zu einer unbequemen Erkenntnis: Windkraftanlagen sind nicht die saubere Lösung, als die sie präsentiert werden. Vielmehr geht mit ihnen ein umfassender Eingriff in Umwelt und Artenvielfalt einher. Das Insektensterben zeigt eindrücklich, dass Klimaschutzpolitik oft auf Kosten der Natur betrieben wird.

Die Autoren der Studie fassen es so zusammen: „Die reduzierte Insektenzahl in Gebieten mit hoher Turbinendichte spiegelt eine doppelte Belastung wider: direkte Störung durch die Anlagen und indirekte Folgen durch nährstoffarme Böden und verkümmerte Vegetation“.

Wer die Schäden in der Steppe betrachtet, kann erahnen, welche Folgen in fruchtbaren Landschaften mit hoher Artenvielfalt entstehen. Der Preis für Windkraftanlagen liegt nicht allein in den sichtbaren Eingriffen, sondern in einer unsichtbaren Kette von Zerstörungen, die ganze Ökosysteme schwächt. Muttererde, Bodenerosion und Insektensterben zeigen, dass die Rechnung am Ende auf Kosten der Natur geht.

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