Windkraft-Offensive: Griechen wehren sich gegen geplante Energieexporte

Die griechische Regierung plant einen umfassenden Ausbau der Windkraft, um die Kapazität bis 2030 von derzeit fünf auf 9,5 Gigawatt (GW) fast zu verdoppeln. Dies soll Griechenland zu einem bedeutenden Energieexporteur machen. Eine 500-Kilovolt-Gleichstromleitung ist geplant, um Ökostrom über den Balkan nach Österreich und Deutschland zu transportieren. Doch vielerorts erhebt sich bei den Grieche massiver Widerstand gegen diese Pläne. Lokale Politiker, Umweltschützer und die Tourismusbranche lehnen den Ausbau der Windkraft ab (handelsblatt: 07.06.24).


Offshore-Windparks: Griechenland setzt auf das Meer trotz Widerstand der Bevölkerung

Da die besten Standorte an Land bereits vergeben sind, setzt das Energieministerium nun auf Offshore-Windparks. Diese sollen bis 2030 eine Kapazität von 1,9 GW erreichen. Bis 2050 sollen es 12,4 GW aus 25 Offshore-Windparks sein, wie im aktuellen Nationalen Energie- und Klimaplan der Regierung festgelegt. Energiekonzerne wie Cenergy, RWE und Iberdrola haben Interesse bekundet. Trotzdem stockt die Ausschreibung der Projekte aufgrund des wachsenden Widerstands der Griechen, insbesondere auf der Insel Kreta, wo die Bewohner den Plänen der Regierung in Athen kritisch gegenüberstehen.

Offshore-Windparks: Griechenland setzt auf das Meer trotz Widerstand der Bevölkerung.  Immer mehr Griechen wehren sich gegen die Ausbaupläne
Offshore-Windparks: Griechenland setzt auf das Meer trotz Widerstand der Bevölkerung. Immer mehr Griechen wehren sich gegen die Ausbaupläne

Griechenland hat in der Ägäis und im Ionischen Meer ein enormes Windkraftpotenzial, das auf 40 GW geschätzt wird. Dies wäre fast das Doppelte der gesamten Kraftwerkskapazität des Landes. Dennoch gibt es erhebliche Einschränkungen. Griechenland und die Türkei streiten seit Jahrzehnten um Hoheitsrechte im östlichen Mittelmeer. Daher kann Griechenland derzeit nur die eigenen Hoheitsgewässer für Offshore-Anlagen nutzen, was den Ausbau auf einen Streifen von 11,1 Kilometern vor der Küste beschränkt.

Griechen auf Kreta im Aufruhr: Geplante Windparks gefährden Tourismus und Naturschutz

Besonders im Nordosten Kretas, wo die ertragsreichsten Seegebiete des Mittelmeers liegen, ist der Widerstand groß. Bewohner und Tourismuswirtschaft befürchten negative Auswirkungen auf das Inselpanorama und damit auf den Tourismus. Zudem sehen Umweltschützer die Naturschutzgebiete in Gefahr. Ein geplanter Windpark bei der Inselgruppe Dionysaden in der Bucht von Sitia steht besonders in der Kritik, da diese Inseln zum Schutzgebiet Natura 2000 gehören und wichtige Brutstätten für Vogelarten sind.

Um die Bedenken der Bevölkerung zu zerstreuen, besuchte die stellvertretende Energieministerin Alexandra Sdoukou im Mai Kreta. Sie betonte, dass die Windparks neue Arbeitsplätze schaffen und die Stromversorgung auf Kreta stabilisieren könnten. In anderen Regionen Griechenlands gehen die Projekte schneller voran. In der Nähe der Hafenstadt Alexandroupoli planen der staatliche Stromversorger Public Power Corporation (PPC) und der Energiekonzern Terna zwei Offshore-Windparks als Pilotprojekte.


Schnelle Genehmigungen und Gratis-Strom: So will Griechenland Windpark-Gegner überzeugen

Diese Anlagen entstehen in sogenannten Go-to-Areas, wo eine Umweltverträglichkeitsprüfung für das gesamte Gebiet erfolgt, sodass einzelne Projekte keine separate Prüfung benötigen. Dies soll die Genehmigungsverfahren beschleunigen. In Regierungskreisen werden zudem Überlegungen angestellt, wie man den Bewohnern Kretas die Windparks schmackhaft machen könnte. Haushalten in betroffenen Gemeinden könnte kostenloser Strom angeboten werden. Außerdem wird geprüft, ob die Investoren der Windparks als Kompensation ein Krankenhaus oder eine Meerwasser-Entsalzungsanlage finanzieren könnten.

Trotz der vielversprechenden Pläne und Maßnahmen bleibt abzuwarten, ob die griechische Regierung die Bevölkerung überzeugen kann und die Energiewende in dem geplanten Umfang umgesetzt wird.

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Zuletzt aktualisiert am September 25, 2024 um 11:30 . Wir weisen darauf hin, dass sich hier angezeigte Preise inzwischen geändert haben können. Alle Angaben ohne Gewähr.
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