In Deutschland regeln die Netzbetreiber immer häufiger Windkraftanlagen aufgrund von Netzengpässen ab. Die Betreiber erhalten für den nicht erzeugten eine entsprechende Entschädigung. Diese Praxis erhöht die Kosten für die Endverbraucher erheblich, insbesondere da der fehlende Strom oft durch teure Importe oder fossile Reservekraftwerke ersetzt wird, um die Versorgungssicherheit zu gewährleisten. Die Bundesregierung strebt bis 2045 die Klimaneutralität an und plant, die Kapazität erneuerbarer Energien bis 2030 zu verdoppeln. Trotz eines Rekordanteils von 52 Prozent erneuerbarer Energien am Strommix 2023, wie von der Bundesregierung berichtet, verschärft die unzureichende Netzinfrastruktur das Problem und treibt die Strompreise weiter nach oben (mdr: 23.04.24).
Netzengpässe bremsen grünen Strom: Warum Deutschlands Windenergie ungenutzt bleibt und immer mehr Strom importiert wird
Wenn die Netzbetreiber Windräder aufgrund voller Netzkapazitäten abregeln müssen, ist die potenziell erzeugbare erneuerbare Energie nicht nutzbar. Zu bestimmten Zeiten kann das Stromnetz die gesamte verfügbare Energie nicht aufnehmen.
Dies liegt entweder daran, dass es technisch nicht möglich ist. Oder es fehlt die Infrastruktur, um die Energie von windreichen Regionen zu den Regionen mit hohem Verbrauch zu transportieren. Infolgedessen muss der fehlende Strom aus anderen Quellen bezogen werden, um den kontinuierlichen Energiebedarf zu decken.
Teure Notlösungen: Warum Deutschland auf umweltschädlichen Importstrom und fossile Reserven zurückgreifen muss
Die erforderliche Energie kommt dann oft als Importstrom aus benachbarten Ländern oder durch das Hochfahren von fossilen Reservekraftwerken. Diese Maßnahmen sind meist kostspieliger und umweltschädlicher als die ursprünglich geplante erneuerbare Energie. Importierter Strom kann aufgrund der höheren Produktionskosten in den Ursprungsländern oder aufgrund der Transportkosten teurer sein. Fossile Kraftwerke, die als Reserve dienen, müssen schnell aktivierbar sein und sind oft weniger effizient und umweltfreundlich im Betrieb.
Wie unkoordinierter Ausbau von Netz und Windkraft Deutschlands Strompreise treibt
Diese Vorgehensweise schafft eine paradoxe Lage: In Deutschland fließen erhebliche Investitionen in erneuerbare Energien. Gleichzeitig behindern technische und administrative Hürden die vollständige Nutzung dieser Investitionen. Die daraus resultierenden zusätzlichen Kosten für Ersatzstrom werden auf die Stromkunden umgelegt, was den Strompreis weiter erhöht. Gleichzeitig steigt die Umweltbelastung durch den vermehrten Einsatz fossiler Brennstoffe, was die Ziele der Energiewende untergräbt.
Die Dringlichkeit, den Netzausbau zu beschleunigen und die regulatorischen Rahmenbedingungen zu verbessern, wird durch diese wirtschaftlichen und ökologischen Nachteile verstärkt. Eine leistungsfähige und flexible Netzinfrastruktur ist entscheidend. Sie ermöglicht es, die Potenziale erneuerbarer Energien vollständig auszuschöpfen. Zudem sichert sie langfristig eine nachhaltige und kosteneffiziente Energieversorgung in Deutschland. Doch auch der Netzausbau ist teuer und wird in den nächsten Jahren weitere Milliarden verschlingen. Auch diese Kosten legen die Netzbetreiber auf den Strompreis um, was letztendlich der Verbraucher tragen muss.
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