Die EU plant, grünen Wasserstoff aus Nordafrika zu importieren – ein zentraler Baustein der europäischen Klimastrategie. In Tunesien regt sich jedoch wachsender Widerstand. Die Kritik richtet sich nicht nur gegen ökologische Risiken, sondern auch gegen strukturelle Ungerechtigkeit und drohende Auslandsabhängigkeit (deutschlandfunk: 10.06.25).
Wasserknappheit, Landnutzung – und wachsender Widerstand
Geplant sind riesige Solar- und Windparks im Süden des Landes sowie Wasserstoffanlagen mit hohem Wasserverbrauch. In einem von Trockenheit geprägten Land ruft das massive Bedenken hervor. Kritiker warnen: Die Bevölkerung zahlt den Preis – während Europa von der Energie profitiert.

Dieser Unmut schlägt in organisierten Widerstand um, insbesondere in betroffenen Regionen wie Gabès.
Kritik an kolonialen Strukturen
Viele Tunesier empfinden die Wasserstoffstrategie als Fortsetzung postkolonialer Muster: internationale Konzerne sichern sich Ressourcen, während vor Ort kaum Wertschöpfung stattfindet. Der Begriff „Green Colonialism“ hat sich etabliert – Energieexport statt lokaler Versorgung, Gewinne für Europa statt Investitionen in die Region.
Lokale Energieversorgung gefährdet
Statt Tunesiens Stromversorgung zu stabilisieren, soll der Großteil der erneuerbaren Energie ins Ausland geliefert werden. Angesichts bestehender Engpässe ist das für viele inakzeptabel. Gewerkschaften befürchten zudem eine Schwächung des staatlichen Energieversorgers STEG zugunsten privater Interessen.
Zivilgesellschaft formiert sich
Zahlreiche zivilgesellschaftliche Gruppen, Umweltorganisationen und lokale Initiativen machen mobil. Sie fordern Mitsprache, transparente Prozesse und eine gerechte Verteilung der Ressourcen. Der politische Umgang mit dem Widerstand ist angespannt – es kommt zunehmend zu Repressionen gegen kritische Stimmen.
Ohne Gerechtigkeit keine Nachhaltigkeit
Der europäische Wasserstoffbedarf darf nicht auf Kosten sozialer Stabilität und ökologischer Integrität im Süden entstehen. Der Widerstand in Tunesien zeigt: Eine gerechte Klimapolitik muss die Bedürfnisse und Rechte der Menschen vor Ort ernst nehmen – sonst verliert sie ihre Legitimität.
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