Der Werkzeughersteller Flex plant, die Produktion am Standort Steinheim vollständig zu beenden, was für über 100 Mitarbeiter den Verlust ihrer Arbeitsplätze bedeutet. Die Entscheidung, welche das Unternehmen in einer Mitteilung veröffentlichte, überrascht viele. Flex hatte erst kürzlich in Produktion und Vertrieb investiert und mit einer Sponsor-Partnerschaft beim Fußball-Bundesligisten Borussia Dortmund auf Imagegewinn gesetzt. Doch die andauernde Krise in der Bauwirtschaft hat diese Bemühungen erheblich erschwert (stuttgarter-nachrichten: 28.10.24).
Konsequenzen für Mitarbeiter und Standort
Geschäftsführer Christian Neuner beschreibt die Produktionsaufgabe als äußerst schmerzlichen Schritt. Ein starker Rückgang in der Nachfrage für die in Steinheim gefertigten Werkzeuge spielte dabei eine entscheidende Rolle, was den chinesischen Mutterkonzern Chervon zu dieser Entscheidung veranlasste.
Neuner ist in Gesprächen mit dem Betriebsrat, um die Folgen für die betroffenen Mitarbeiter möglichst sozialverträglich abzufedern und zeigt sich zuversichtlich, eine einvernehmliche Lösung zu finden. Der Verlust treffe ihn besonders, da Steinheim als kleinerer Ort viele persönliche Verbindungen mit der Belegschaft pflegt.
Beweggründe des Mutterkonzerns Chervon
Chervon begründet die Produktionsaufgabe mit den hohen Lohnkosten in Deutschland. Die Konkurrenz verlagert ihre Produktion zunehmend nach Osteuropa oder Asien. Dennoch hatte der Konzern nach der Übernahme Flex‘ Produktion lange Zeit in Steinheim belassen. Schließlich wurden jedoch die langfristigen Kosten als zu hoch bewertet, gerade im Vergleich zur erheblich größeren Produktion in China. Flex will den Standort in Steinheim jedoch nicht komplett aufgeben. Vielmehr soll er als Vertriebs- und Produktkompetenzzentrum bestehen bleiben, was etwa 150 Arbeitsplätze sichern könnte.
Rückzug aus der Partnerschaft mit Borussia Dortmund
Die anhaltende Krise in der Bauwirtschaft veranlasste Flex außerdem, die Sponsoraktivitäten im Sportbereich zu reduzieren. Die Kooperation mit Borussia Dortmund wurde entsprechend angepasst, um sich auf wesentliche wirtschaftliche Herausforderungen zu konzentrieren. Das Unternehmen sieht darin eine notwendige und sinnvolle Anpassung an die aktuellen Marktbedingungen.
Produktportfolio und Zukunftsaussichten
Flex ist für ein breites Sortiment an Werkzeugen für die Bauwirtschaft bekannt, darunter Winkelschleifer, Poliermaschinen, Sägen, Bohrhämmer, Bohrer und Schrauber. Mit einem umfassenden Vertriebsnetz beschäftigt das Unternehmen weltweit etwa 320 Mitarbeiter und erzielte zuletzt einen Jahresumsatz von rund 80 Millionen Euro (Stand 2019).
Das Produktionsende in Steinheim markiert einen bedeutenden Wendepunkt in der Unternehmensgeschichte. Flex bleibt jedoch optimistisch, dass die Umstrukturierung die Wettbewerbsfähigkeit stärkt und die Marke langfristig stabilisieren wird. Der Standort Steinheim soll dabei weiterhin eine zentrale Rolle spielen und das Unternehmen auf dem Markt als zuverlässigen Werkzeughersteller etablieren.
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