Der Gabelstaplerhersteller Jungheinrich schließt bis 2027 sein Werk in Lüneburg. 380 Arbeitsplätze entfallen – trotz solider Gewinne. Jungheinrich gehört zu den führenden Anbietern von Flurförderzeugen, Lagertechnik und digitalen Logistiklösungen in Europa. Die Maßnahme ist Teil eines umfassenden Restrukturierungsprogramms, das die internationale Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens stärken soll (welt: 26.07.25).
Jungheinrich setzt auf globale Effizienzstrategie
Ziel ist ein Umsatz von zehn Milliarden Euro bis 2030. Um das zu erreichen, strukturiert Jungheinrich seine Produktion um, reduziert Kosten und fokussiert sich stärker auf automatisierte Prozesse. Weltweit fallen 1000 Stellen weg. Neben Lüneburg sind auch Hamburg und Norderstedt betroffen.

Im Geschäftsjahr 2024 erzielte Jungheinrich rund 5,4 Milliarden Euro Umsatz. Der Jahresüberschuss betrug 289 Millionen Euro – ein Rückgang von 3,3 Prozent. Trotz solider Ergebnisse reagiert der Konzern auf steigenden Konkurrenzdruck und eine zunehmend volatile Marktsituation mit einer klaren Effizienzoffensive.
Standort Lüneburg passt nicht mehr ins Produktionskonzept
Das Werk in Lüneburg lässt sich nach Konzernangaben nicht wirtschaftlich in die künftige Fertigungsstruktur integrieren. Jungheinrich will die Produktion zentralisieren, automatisieren und international ausrichten. Der Standort erfüllt diese Anforderungen nicht mehr in ausreichendem Maß.
Die Schließung erlaubt es, Ressourcen auf effizientere Werke zu konzentrieren. Damit soll nicht nur die Kostenseite optimiert, sondern auch die Flexibilität gegenüber Marktschwankungen erhöht werden. Die Entscheidung folgt einer strategischen Logik und markiert einen deutlichen Kurswechsel in der Standortpolitik.
Russland-Rückzug belastet Bilanz temporär
Zusätzlich zur Werksschließung wirkt sich der Verkauf der russischen Tochtergesellschaft negativ auf das operative Ergebnis aus. Die Jungheinrich Lift Truck OOO ging an einen russischen Investor – für höchstens 40 Prozent des Marktwerts. Daraus ergibt sich eine deutliche Abschreibung.
Das erwartete Ebit sinkt dadurch auf 160 bis 230 Millionen Euro. Auch der Gewinn vor Steuern fällt mit maximal 200 Millionen Euro spürbar geringer aus. Dennoch betrachtet Jungheinrich den Rückzug aus Russland als notwendigen Schritt, um geopolitische Risiken zu minimieren und den Fokus auf wachstumsstärkere Märkte zu legen.
Transformation als Voraussetzung für künftigen Erfolg
Mit dem Stellenabbau und der Werksschließung in Lüneburg stellt Jungheinrich die Weichen für eine wettbewerbsfähige Zukunft. Investitionen sollen gezielter fließen, Prozesse schlanker werden. Die Strategie setzt auf Digitalisierung, Automatisierung und globale Marktanpassung.
Der Konzern orientiert sich damit an langfristigen Markttrends und schafft strukturelle Voraussetzungen für nachhaltiges Wachstum. Auch wenn der Umbau schmerzhaft ausfällt, verfolgt Jungheinrich ein klares Ziel: Effizienz sichern, Innovation ermöglichen und die Position im internationalen Wettbewerb stärken.
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