Wasserstoffkraftwerk in Boxberg: Energiekonzern LEAG legt Pläne auf Eis

Der in der Lausitz ansässige Energiekonzern LEAG hatte mit Wasserstoff große Pläne: In Boxberg nahe Weißwasser, einem traditionellen ostdeutschen Energiestandort, sollte ein neues Wasserstoffkraftwerk entstehen. Die LEAG wollte darüber hinaus selbst Wasserstoff herstellen. Diese Pläne hat das Unternehmen vorerst auf Eis gelegt. Das hat teilweise mit dem Aus der letzten Ampelkoalition auf Bundesebene zu, es reiht sich aber auch ein in ähnliche Intentionen anderer Schwergewichte auf dem Markt. Die Wasserstoffwirtschaft kommt in Deutschland nicht wie ursprünglich erhofft voran. (mdr, 20.06.2025)


Sehr ambitioniertes Vorhaben gestoppt

Der Plan von LEAG war durchaus ambitioniert: Schon im laufenden Jahr 2025 sollte der Bau des Wasserstoffkraftwerks beginnen, das als Kern eines H₂-Hubs unter dem bezeichnenden Namen H2UB fungieren sollte. Dieser wäre nach den Vorstellungen des Konzerns auf lange Sicht das größte ostdeutsche Zentrum für die wesentlichen Bereiche der Wasserstoffwirtschaft – Erzeugung und energetische Ausbeute – gewesen. In Boxberg entstand zu DDR-Zeiten das größte Braunkohlenkraftwerk des sozialistischen Landes, das immer noch existiert, von dem aber zwei Werke schon in den frühen 1990er Jahren stillgelegt wurden. Auf deren Fläche sollte der Wasserstoffhub entstehen. Die Arbeiten hatten schon mit der Sprengung noch verbliebener Kühltürme begonnen. Das Werk sollte dann grünen Wasserstoff erzeugen und daraus Strom gewinnen.

LEAG stoppt Wasserstoffprojekt in Boxberg wegen politischer Unsicherheit. Fördermittel bleiben ungenutzt, Fokus nun auf Wind und Solar. Deutschlands Wasserstoffpläne geraten ins Stocken.
LEAG stoppt Wasserstoffprojekt in Boxberg wegen politischer Unsicherheit. Fördermittel bleiben ungenutzt, Fokus nun auf Wind und Solar. Deutschlands Wasserstoffpläne geraten ins Stocken.

Die zunächst geplante Leistung des Kraftwerks setzte LEAG mit zehn Megawatt an, doch nach dem ersten Probebetrieb hätte der Konzern weitere Brennstoffzellen und die erforderlichen Wasserstoffturbinen für eine Leistung von 500 Megawatt installiert. Das klingt verhalten, wenn man zum Vergleich die Leistung des Kohlekraftwerks Boxberg von 2.575 Megawatt heranzieht. Doch es wäre ein wichtiger Schritt hin zu einer Wasserstoffwirtschaft gewesen. Der vorläufige Stopp des Projekts hat mit den geänderten politischen Rahmenbedingungen zu tun.

Ampel-Aus hemmt Wasserstoffpläne

Das Ende der Ampelregierung hat die Planungssicherheit für die Betreiber von Wasserstoffkraftwerken drastisch verschlechtert. Ob die neue schwarz-rote Regierung solche Vorhaben weiter fördert, steht in den Sternen. Darauf verwies eine Sprecherin von LEAG. Der Konzern sei daher gezwungen, seine Pläne für die Wasserstoffproduktion vorerst pausieren zu lassen. Er dürfte sie nicht ad acta legen, denn neben den schon erfolgten kostspieligen Bauvorbereitungen in Boxberg steckt auch ein hoher Aufwand allein in den Planungen. Jedoch brachte die Neuwahl auf Bundesebene ein wichtiges Gesetzesvorhaben zu Fall: Die Ampelregierung hatte den Entwurf für ein Kraftwerkssicherheitsgesetz so ausformuliert, dass die Förderung für Wasserstoffkraftwerke und ihre peripheren Strukturen gesichert gewesen wäre. Dieses Gesetz und damit die wichtigste regulatorische Voraussetzung für Investoren konnte die Ampel nicht mehr verabschieden. Ob die gegenwärtige Regierung es in der angedachten Form aufgreift, ist mit Stand Juni 2025 unklar.

Endet der Hype um Wasserstoff?

Experten befürchten genau das. Es war ein Hochlauf der Wasserstoffwirtschaft erwartet worden, doch davon ist sie gegenwärtig weit entfernt. Nicht nur fehlende Förderungen, sondern auch eine allgemeine Verunsicherung bezüglich der Verfügbarkeiten und Preise im künftigen Wasserstoffmarkt hemmen die Bereitschaft wichtiger Marktteilnehmer wie LEAG, sich mit langfristiger Planung zu engagieren. Zwar gibt es inzwischen ein Kernnetz für Wasserstoff. Doch in vielen Regionen, so auch in der Lausitz (LEAG: Lausitz Energie-Bergbau AG), weiß gegenwärtig niemand, wann es eine kostengünstige Infrastruktur für die Wasserstoffwirtschaft geben wird. LEAG ist mit diesem Problem nicht allein. Der ebenfalls in Ostdeutschland beheimatete Energieversorger Envia, ein Tochterunternehmen von E.ON, kämpft aus denselben Gründen mit Unsicherheiten und hat daher im Juni 2025 ein großes Wasserstoffprojekt aufgegeben. E.ON depriorisiert inzwischen diese Technologie.


Umgang mit Fördermitteln

Die LEAG hat bereits eine Zusage für etwa 58 Millionen Euro an Fördermitteln aus dem Just Transition Fund der EU. Diese hat sie bislang nicht angefordert, muss deshalb auch nichts zurückzahlen und kann sich mit dem Projekt dementsprechend Zeit lassen. Dennoch wollen die Ingenieure des Konzerns weiter an den Batteriespeichern arbeiten, für die es vorrangig die Förderung gibt. Das bedeutet mithin eine Verzögerung, jedoch kein komplettes Aus für die Wasserstofftechnologie aus Sicht des Unternehmens. Allerdings möchte es aktuell den Fokus auf andere Technologien lenken, so auf den Ausbau von PV-Anlagen und Windparks auf den Tagebaufolgeflächen in der Lausitz.

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