Roland Harings, CEO der Aurubis AG, führt Politiker durch die Anodenöfen des Unternehmens. Sie sehen das beeindruckende glühende Feuer und die Kupferplatten, die für die Herstellung von Windkraftanlagen verwendet werden. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck und Kanadas Energieminister Jonathan Wilkinson setzen auf Wasserstoff für die Energieversorgung der Zukunft. Für die Aurubis AG bedeutet dies jedoch hohe Kosten und Unsicherheit (abendblatt: 18.03.24).
Aurubis investiert 40 Millionen Euro in zwei neue Anodenöfen, die ab Mai im Hamburger Werk stehen sollen. Diese Öfen könnten mit grünem Wasserstoff als auch Erdgas betrieben werden. Doch Harings betont: Für die Wirtschaftlichkeit muss der grüne Wasserstoff zuverlässig und günstig verfügbar sein. Das ist bisher nicht der Fall, daher laufen die Öfen vorerst weiter mit Erdgas.
Der Wunsch nach „grünem“ Wasserstoff steht allerdings auch im Widerspruch zu den aktuellen Realitäten. Trotz der Versprechen einer sauberen Energiequelle bleiben auch Zweifel an der Effizienz und Umweltfreundlichkeit von grünem Wasserstoff bestehen. Die Produktion und Umwandlung verbrauchen viel Energie, und es gibt Bedenken hinsichtlich der tatsächlichen CO₂-Einsparungen im gesamten Prozess.
Deutschland Abhängig von Importen aus dem Ausland
Deutschland plant, einen erheblichen Teil seines Wasserstoffbedarfs zu importieren, doch die Abhängigkeit von ausländischen Lieferanten bringt auch weitere Risiken mit sich. Im August 2022 haben Deutschland und Kanada eine Energie- und Wasserstoffpartnerschaft geschlossen. Kanada bietet große, dünn besiedelte Flächen mit viel Wind – ideal für Wasserstoffproduktion.
Laut Bundesregierung müssen jedoch 50 bis 70 Prozent des Wasserstoffbedarfs bis 2030 importiert werden. Allerdings gibt es derzeit, trotz neuer Kooperation mit Kanada, noch nicht genug Lieferanten.
Die fragwürdige Zukunftsaussicht
Die Umstellung auf grünen Wasserstoff ist nicht nur eine technische Herausforderung, sondern auch eine finanzielle. Unternehmen wie Aurubis müssen beträchtliche Investitionen tätigen, um ihre Anlagen umzurüsten. Trotz staatlicher Subventionen bleiben die langfristigen Kosten unsicher, was die Bereitschaft der Unternehmen zur Umstellung beeinträchtigen könnte.
Die jüngst geschlossene Partnerschaft zwischen Deutschland und Kanada zur Förderung von grünem Wasserstoff ist zwar lobenswert, doch es bleiben Zweifel an ihrer Effektivität. Die langfristigen Auswirkungen und Risiken dieser Zusammenarbeit müssen sorgfältig abgewogen werden.
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