Volkswagens Softwaretochter Cariad schrumpft drastisch. Der Konzern streicht 1600 Arbeitsplätze in der Entwicklung fahrzeugspezifischer Software – fast ein Drittel der Belegschaft. Die Geschäftsleitung informierte die Mitarbeiter in einer Betriebsversammlung über den Schritt, wie aus Konzernkreisen verlautete (handelsblatt: 12.03.25).
Umfassender Personalabbau in der Software-Sparte
Die Entlassungen betreffen insbesondere die vier Hauptstandorte Berlin, Wolfsburg, Ingolstadt und Mönsheim bei Stuttgart. Der Abbau erfolgt vor allem durch Abfindungsprogramme. Grundsätzlich steht es jedem Beschäftigten offen, das Angebot anzunehmen. Vorrangig betroffen sind jedoch Angestellte, die für die Steuerung der Zusammenarbeit mit Software-Zulieferern verantwortlich sind, während klassische Entwickler in geringerem Maße entlassen werden.

Trotz der massiven Einschnitte gilt eine Beschäftigungssicherung. Ein Sprecher des Unternehmens bestätigte die Pläne.
Cariads Rolle in der Softwareentwicklung nimmt weiter ab
Cariad befindet sich in einem tiefgreifenden Umbau. Die geschlossene Software-Partnerschaft mit dem US-Elektroautobauer Rivian hat den Einfluss der VW-Tochter weiter reduziert. Während Cariad weiterhin bestehende Systeme wie E1.1 und E1.2 pflegt, liegt die Entwicklung der neuen Generation – intern SDV 1.0 genannt – inzwischen vornehmlich in den Händen des Joint Ventures mit Rivian. Zahlreiche Entwickler sind bereits dorthin gewechselt.
Parallel übernehmen die VW-Marken Audi, Porsche und VW zunehmend Verantwortung für die bestehenden Software. In China hat Cariad die Rolle eines Koordinators bereits weitgehend übernommen und arbeitet eng mit Partnern wie Xpeng, Horizon Robotics und Thundersoft zusammen.
Abseits der Kernentwicklung ist Cariad für die digitale Infrastruktur des Konzerns zuständig, darunter Infotainment, autonomes Fahren, Software-Governance und Cloud-Anwendungen.
Von ambitionierten Visionen zur milliardenschweren Belastung
Ursprünglich sollte Cariad das Software-Herzstück von Volkswagen werden. Ex-Vorstandschef Herbert Diess wollte 10.000 Entwickler beschäftigen, um eine einheitliche digitale Plattform für alle Konzernmarken zu schaffen. Doch die parallele Entwicklung mehrerer Betriebssysteme überforderte die Organisation. Wichtige Modelle verzögerten sich, und die Software erwies sich als fehleranfällig.
Seit seiner Gründung hat Cariad den Konzern über 14 Milliarden Euro gekostet. Die Entwicklung neuer Softwarelösungen verlief langsamer als geplant, während Wettbewerber zügig Fortschritte machten.
Neuausrichtung durch strategische Partnerschaften
VW-Konzernchef Oliver Blume setzt nun auf Kooperationen, um die Softwareentwicklung effizienter zu gestalten. Gemeinsam mit Cariad-Chef Peter Bosch baut er strategische Allianzen auf. In Europa und den USA steht Rivian im Mittelpunkt dieser Strategie, während in China die Zusammenarbeit mit Xpeng verstärkt wird.
Das Ziel: eine schnellere, effizientere Softwareentwicklung zu geringeren Kosten. Dennoch bleibt die wirtschaftliche Lage angespannt. Cariads operativer Verlust belief sich zuletzt auf 2,4 Milliarden Euro – ebenso hoch wie zuvor.
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