Thyssenkrupp stellt ein geplantes Milliardenprojekt in Duisburg infrage. Die Umstellung auf klimafreundliche Stahlproduktion bleibt herausfordernd. Fehlende Wasserstoffversorgung gefährdet die Wirtschaftlichkeit des Milliardenprojekts. Ohne eine tragfähige Lösung für diese Probleme droht das Projekt zu scheitern (ntv: 19.03.25).
Unklare Perspektiven für das Milliardenprojekt
Thyssenkrupp-Chef Miguel Lopez sieht erhebliche Risiken. „Unter den gegebenen Rahmenbedingungen ist nicht sichergestellt, dass wir die Anlage in absehbarer Zeit wirtschaftlich betreiben können“, betonte er bei einem Treffen mit dem Wirtschaftsausschuss im NRW-Landtag.

Sollte sich die Lage nicht verbessern, droht eine moderne Anlage zur Stahlerzeugung ohne ausreichende Wasserstoffversorgung. Weder das Unternehmen noch die öffentlichen Förderer wären mit dieser Situation zufrieden. Der geplante Bau soll rund drei Milliarden Euro kosten. Bund und das Land Nordrhein-Westfalen steuern zusammen etwa zwei Milliarden Euro bei. Ziel ist es, der Stahlsparte den Weg in eine nachhaltige Zukunft zu ebnen. Die wirtschaftlichen Herausforderungen werfen jedoch Zweifel auf, ob dieses Ziel realistisch bleibt.
Herausforderungen bei der Finanzierung
Lopez plant, die Stahlsparte in ein Joint Venture mit einer Holding des tschechischen Milliardärs Daniel Kretinsky zu überführen. Noch offen bleibt, welchen finanziellen Beitrag Thyssenkrupp an seine Stahltochter leisten muss. Ohne eine klare Finanzierung könnte das Projekt an den enormen Kosten scheitern.
„Wir bewegen uns mit diesem Projekt jedoch nicht nur an der Grenze des technologisch Machbaren. Wir bewegen uns derzeit auch an der Grenze der Wirtschaftlichkeit. Oder, stand heute: jenseits davon“, so Lopez weiter. Die ursprüngliche Annahme, dass zur Fertigstellung ausreichend günstiger Wasserstoff verfügbar sei, erweist sich als zu optimistisch.
Zudem bleibt unklar, wie stabil die Wasserstoffpreise in den kommenden Jahren sein werden. Eine langfristige Planung erfordert verlässliche wirtschaftliche Rahmenbedingungen. Unsicherheiten in der Versorgung erschweren jedoch die Prognosen.
Fehlen entscheidender Infrastruktur
Ohne ein leistungsfähiges Wasserstoffnetz bleibt das Milliardenprojekt riskant. „Wir brauchen schnellstmöglich Pipelines in Deutschland und Europa, um den Wasserstoff wettbewerbsfähig dorthin zu transportieren, wo er gebraucht wird.“ Aktuell fehlen jedoch verlässliche Transportwege.
Ohne eine funktionierende Infrastruktur sind die ambitionierten Pläne kaum umsetzbar. Der Bau neuer Pipelines erfordert hohe Investitionen und Zeit. Sollte der Ausbau nicht zügig vorankommen, könnte die geplante Anlage in Duisburg trotz hoher Investitionen nicht genutzt werden.
Für eine zukunftsfähige Stahlproduktion müssten die Rahmenbedingungen zügig angepasst werden. Andernfalls könnte die geplante Anlage wirtschaftlich nicht tragfähig sein. Thyssenkrupp steht damit vor einer wegweisenden Entscheidung: Entweder es gelingt, die Probleme rechtzeitig zu lösen, oder das Milliardenprojekt könnte zum finanziellen Desaster werden.
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