Ende Dezember meldete Volocopter Insolvenz an. Nun verlieren alle Angestellten ihre Jobs. Bedeutet das das Ende des Flugtaxi-Start-ups? Seit Jahren galt Volocopter als vielversprechendes Unternehmen im Bereich der urbanen Luftmobilität. Das Start-up wollte mit seinen elektrischen Senkrechtstartern den städtischen Verkehr revolutionieren. Doch finanzielle Probleme haben die Entwicklung ausgebremst. Die Suche nach neuen Investoren blieb bislang erfolglos. Nun zieht das Unternehmen drastische Konsequenzen (wiwo: 04.03.25).
Massenentlassung in Bruchsal
Rund 500 Mitarbeiter des insolventen Unternehmens haben am Montag ihre Kündigung erhalten. Laut interner E-Mail erfolgte die sofortige Freistellung. Zudem mussten Arbeitsgeräte noch am selben Tag abgegeben werden. Die „Badischen Neuesten Nachrichten“ berichteten zuerst über die Entlassungen.

Die Personalabteilung wandte sich in einer Mitteilung an die Angestellten: „Die aktuelle Situation ist für uns alle herausfordernd, und wir danken Euch für Euren Einsatz und Professionalität in dieser schwierigen Zeit.“ Mit der Insolvenz und der damit verbundenen Freistellung beginne ein Prozess, der viele organisatorische Schritte erfordere. In den kommenden Tagen sollen Vertreter der Arbeitsagentur in die Firmenräume kommen und beim Antrag auf Leistungen unterstützen. Da das Insolvenzgeld bereits ausgeschöpft ist, könnte die Behörde die noch ausstehenden Gehälter übernehmen.
Insolvenzverwalter hält sich bedeckt
Weder das Unternehmen noch Insolvenzverwalter Tobias Wahl von der Kanzlei Anchor gaben eine Stellungnahme ab. Volocopter hatte am 26. Dezember 2024 Insolvenz angemeldet, nachdem eine geplante Finanzierungsrunde gescheitert war. Ursprünglich sollte bis Ende Februar ein Sanierungsplan vorliegen, doch konkrete Fortschritte blieben aus.
Das Unternehmen erklärte bereits vor zwei Wochen: „Der globale Markt für elektrisch-betriebene Fluggeräte tut sich seit Jahren schwer, Kapital aufzubringen, vor allem in Deutschland.“ Die Beschaffung neuer finanzieller Mittel sei dadurch auch für Volocopter erheblich schwieriger geworden.
Keine Investoren in Sicht
Nach Recherchen der „WirtschaftsWoche“ gibt es bislang keinen passenden Käufer. Gespräche mit bisherigen Gesellschaftern und potenziellen Investoren laufen weiter. Seit dem 3. März ist das Insolvenzverfahren offiziell eröffnet. Gläubiger können nun ihre Forderungen anmelden. Doch die Zeit drängt.
Volocopter entwickelt seit 2011 elektrische Senkrechtstarter für Kurzstreckenflüge, beispielsweise vom Flughafen in die Innenstadt. Anders als der deutsche Wettbewerber Lilium, der auf Langstrecken setzt, hat Volocopter bereits bemannte Testflüge absolviert.
Keine Parallelen zu Lilium
Lilium meldete Ende Oktober 2024 Insolvenz an, erhielt aber kurz vor Weihnachten eine Rettung durch ein Investorenkonsortium. Eine zugesagte Finanzspritze von 200 Millionen Euro sollte den Betrieb sichern. Doch die zugesagte Zahlung von Hauptinvestor Marian Boček, einem slowakischen Batterieunternehmer, blieb aus. Daraufhin folgte am 21. Februar die erneute Insolvenz. Seither läuft die Rückabwicklung des gescheiterten Verkaufs. Rund 1000 Mitarbeiter warten seit Januar auf ihr Gehalt.
Vor dem erneuten Gang zum Amtsgericht suchte Lilium alternative Geldgeber. Bislang jedoch ohne Erfolg. Das Debakel des Konkurrenten beeinflusse Volocopters Investorensuche nicht, betonte das badische Unternehmen. „Die finanziellen Probleme von Lilium stehen in keinem Zusammenhang mit unserem vorläufigen Insolvenzverfahren“, erklärte ein Sprecher Ende Februar.
Wie es für Volocopter weitergeht, bleibt ungewiss.
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