Volocopter – der Traum vom Flugtaxi endet in der Insolvenz

Der Flugtaxi-Hersteller Volocopter hat Insolvenz angemeldet. Das Unternehmen aus Bruchsal sucht nun nach Investoren, um die Sanierung einzuleiten. Tobias Wahl von Anchor Rechtsanwälte wurde als vorläufiger Insolvenzverwalter benannt. Das Amtsgericht Karlsruhe übertrug ihm die Aufgabe, bis Februar ein Konzept zur Rettung zu entwickeln und umzusetzen. Für die rund 500 Beschäftigten ist vorerst durch das Insolvenzgeld eine Grundsicherung gegeben (handelsblatt: 30.12.24).


Hohe Erwartungen und große Hürden

Seit 2011 entwickelt Volocopter elektrische Senkrechtstarter. Diese neue Kategorie in der Luftfahrt erfordert jedoch zeitaufwendige und kostspielige Zulassungsverfahren. Der Markteintritt bleibt bisher unerreicht. Ein geplanter Passagierbetrieb während der Olympischen Spiele in Paris scheiterte. Stattdessen wurden lediglich Demonstrationsflüge gezeigt. Die Unternehmensführung zeigt sich dennoch zuversichtlich, im kommenden Jahr die nötigen Genehmigungen der Europäischen Agentur für Flugsicherheit (EASA) zu erhalten.

Der Flugtaxi-Hersteller Volocopter hat Insolvenz angemeldet und sucht nach Investoren, um die Abwicklung des Unternehmens zu verhindern
Der Flugtaxi-Hersteller Volocopter hat Insolvenz angemeldet und sucht nach Investoren, um die Abwicklung des Unternehmens zu verhindern

Weltweit arbeiten über 200 Unternehmen an Flugtaxis, doch der Weg zur Marktreife ist für viele eine finanzielle Gratwanderung. Die anfängliche Begeisterung der Investoren hat sich deutlich abgekühlt, was die Kapitalbeschaffung erschwert.

Flugtaxi-Branche in Deutschland unter Druck

Nicht nur Volocopter, sondern auch Wettbewerber wie Lilium sind in Schwierigkeiten geraten. Lilium konnte sich im letzten Moment durch ein deutsch-amerikanisches Investorenkonsortium retten. Die Herausforderungen für Start-ups in Deutschland sind vielfältig. Staatliche Unterstützung bleibt hierzulande rar, während in Ländern wie China oder den USA staatliche Aufträge und Fördergelder die Branche stärken. Dadurch gelingt es ausländischen Unternehmen, auch privates Kapital in großem Umfang zu mobilisieren. Ein Beispiel ist Archer Aviation, das kürzlich 430 Millionen Dollar durch eine Kapitalerhöhung einnahm.

Experten wie Gerald Wissel vom Drohnenverband UAV DACH warnen vor langfristigen Folgen für die deutsche Luftfahrtindustrie. Er betont, dass ohne ausreichende Unterstützung die Wertschöpfungskette erneut ins Ausland abwandern könnte.

Insolvenz als Wendepunkt

Obwohl die Insolvenz eine existenzielle Krise bedeutet, birgt sie zugleich Chancen. Start-ups können so Lasten abbauen und einen Neustart wagen. Lilium dient als Beispiel: Nach einer umfassenden Restrukturierung könnten 750 der zuvor gekündigten 1000 Mitarbeiter zurückkehren.

Auch Volocopter plant, ähnliche Schritte zu gehen. Eine Sprecherin des Unternehmens betonte, dass der Erhalt von Arbeitsplätzen sowie die Sanierung und Neuausrichtung des Unternehmens oberste Priorität haben. CEO Dirk Hoke hatte bereits zuvor eine Verschlankung der Organisation vorgenommen, um die Firma wettbewerbsfähig zu machen. Hoke selbst wird jedoch ab Ende Februar nicht mehr Teil des Unternehmens sein.


Zukunft hängt von Investoren ab

Die Suche nach einem neuen Investor bleibt entscheidend. Patente und Fertigungskapazitäten könnten käuflich attraktiv sein, doch das wahre Hindernis liegt in der Bereitschaft, mehrere Hundert Millionen Euro für Zulassung und Serienproduktion bereitzustellen. Ohne eine solche Finanzierung droht die Abwicklung.

Im Sommer wurde bereits eine mögliche Insolvenz erwogen, als staatliche Hilfen ausblieben. Obwohl das Management zunächst eine Finanzierungsrunde ankündigte, kam es letztlich nicht zu einer Einigung mit den bestehenden Investoren. Auch der chinesische Autokonzern Geely, ein wichtiger Investor, spielte in den Diskussionen eine bedeutende Rolle. Berichte über eine geplante Übernahme durch Geely konnten jedoch bisher nicht bestätigt werden.

Die kommenden Wochen entscheiden, ob Volocopter sich stabilisieren und als Vorreiter in der Luftfahrtbranche neu positionieren kann. Der Markt bleibt anspruchsvoll, doch mit der richtigen Unterstützung könnte die Vision des Flugtaxiverkehrs doch noch Wirklichkeit werden.

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