In Schweinfurt steht die Gewerbesteuer im Zentrum der aktuellen Sparpolitik, denn die Finanznot der Stadt erreicht mit einem Haushaltsloch von rund 16 Millionen Euro eine kritische Dimension. Um diese Lücke zu schließen, plant die Kommune ab 2026 eine Anhebung des Gewerbesteuer-Hebesatzes von 370 auf 400 Prozent, was einer Steigerung von rund acht Prozent entspricht. Trotz schwacher Konjunktur verschärft dieser Schritt die Industrieabwanderung, vertieft Standortnachteile, erhöht die Unternehmensbelastung und schwächt den Wirtschaftsstandort nachhaltig weiter (mainpost: 07.12.25).
Gewerbesteuer als riskantes Haushaltsinstrument
Die Aufsicht des Freistaats fordert einen genehmigungsfähigen Etat, deshalb rückt die Gewerbesteuer stärker in den Fokus der Konsolidierung. Mit der höheren Gewerbeabgabe verlagert die Stadt die Last auf Betriebe, obwohl strukturelle Ausgaben kaum sinken und der fiskalische Spielraum bereits eng erscheint.

Der Verweis auf angeblich moderate Hebesätze blendet die Realität aus. Industrieunternehmen bewerten Standorte über Jahre hinweg, und eine Erhöhung von 370 auf 400 Prozent verschärft bestehende Standortnachteile spürbar.
Finanznot der Stadt trifft die falschen Adressaten
Die Finanznot der Stadt entstand über lange Zeit, doch nun geraten besonders leistungsfähige Betriebe unter Druck. Die höhere Gewerbesteuer verstärkt die Unternehmensbelastung, während Investitionen und Innovationen an Attraktivität verlieren.
Vor allem kapitalintensive Unternehmen können diese zusätzliche Kostenlast kaum kurzfristig ausgleichen. Genau hier verliert der Standort an Vertrauen.
Industrieabwanderung rückt näher
Mit der Erhöhung der Gewerbesteuer verändert sich die strategische Bewertung Schweinfurts. Industrieabwanderung beginnt selten abrupt, sondern zeigt sich durch gestoppte Erweiterungen, verlagerten Maschinenpark oder zurückgefahrene Forschung.
Andere Regionen setzen auf Entlastung und Planungssicherheit. Schweinfurt riskiert deshalb eine schleichende Standortflucht, obwohl industrielle Wertschöpfung das wirtschaftliche Fundament bildet.
Unternehmensbelastung nimmt weiter zu
Neben der höheren Gewerbesteuer steigen weitere kommunale Abgaben, sodass sich die Unternehmensbelastung summiert. Diese Kostenlast erschwert langfristige Planung und schwächt die Wettbewerbsfähigkeit im Vergleich zu Nachbarregionen.
Unternehmer erwarten stabile Rahmenbedingungen. Steuerliche Eingriffe im Abschwung senden jedoch ein gegenteiliges Signal.
Wirtschaftsstandort verliert weiter an Substanz
Der Wirtschaftsstandort Schweinfurt leidet bereits unter Strukturwandel und schwacher Nachfrage. Eine Anhebung des Hebesatzes von 370 auf 400 Prozent beschleunigt diese Entwicklung, anstatt gegenzusteuern. Auch der Industriestandort gerät dadurch weiter unter Druck.
Langfristige Haushaltsstabilität entsteht durch Wachstum, nicht durch Mehrbelastung. Die aktuelle Steuerpolitik gefährdet genau diese Grundlage. (KOB)
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