Deutschland verliert erneut industrielle Basis. Das Verpackungsunternehmen und Weltmarktführer DS-Smith plant die Schließung von fünf Standorten in Deutschland, wodurch rund 500 Arbeitsplätze bedroht sind. Der Konzern reagiert damit auf ein Umfeld, das durch explodierende Energiekosten, lähmende Bürokratie, hohe Steuerlast und eine spürbare Industriekrise geprägt ist. Der Verpackungsspezialist sieht in Deutschland kaum noch tragfähige Rahmenbedingungen. Diese Entwicklung trifft die Regionen hart, denn die politische Ebene bleibt trotz der Lage erstaunlich still (merkur: 18.11.25).
Strukturbrüche in zentralen Regionen
Betroffen sind die Werke Hövelhof, Paderborn, Mannheim, Endingen und Donauwörth. Hamburg verliert zudem Teile eines Displaywerks. Jede dieser Regionen kämpft um wirtschaftliche Stabilität, doch die Industriekrise greift tiefer, weil strukturelle Reformen ausbleiben. Die Energiekosten treiben Produktionskosten in Höhen, die im internationalen Vergleich kaum tragbar erscheinen.

Besonders angespannt zeigt sich die Lage in Hövelhof. Rund 160 Menschen stehen dort vor einer ungewissen Zukunft, obwohl der Standort solide Zahlen liefert. Betriebsratschef Martin Zoidl beschreibt eine Belegschaft, die sich im Stich gelassen fühlt. Die Stimmung liegt laut „Neuer Westfälischer“ „im Keller“. Aus Sicht vieler Beschäftigter verschärfen Verwaltungshürden und politische Untätigkeit die Lage stärker als der Schritt von DS-Smith selbst.
Orientierungslosigkeit in den Betrieben – politische Leerstelle
Viele Mitarbeiter suchen juristischen Rat, weil die Unsicherheit wächst. Gespräche über Abfindungen und alternative Wege laufen an allen Standorten. Dennoch bleibt der Eindruck zurück, dass ein Staat, der industrielle Stärke sichern sollte, seiner Verantwortung nicht gerecht wird. Die Abgabenhöhe steigt, ohne dass echte Entlastungen folgen. Die hohen Energiekosten treffen besonders energieintensive Branchen und schwächt deren Konkurrenzfähigkeit im internationalen Markt.
Zoidl plant, Fachleute einzubeziehen, um eine klare Linie für die Belegschaft zu entwickeln. Sein Hinweis, man müsse jetzt festlegen, wie man vorgehe, zeigt die Verzweiflung hinter den Kulissen. Die Beschäftigten sehnen sich nach politischer Unterstützung, doch die Realität sieht anders aus.
DS-Smith reagiert auf ein Land im Kostensturm
Seit Anfang 2025 agiert DS-Smith unter dem Dach von International Paper. Der internationale Wettbewerb zwingt Konzerne zu präzisen Entscheidungen. Deutschland rutscht im Vergleich ab. Hohe Energiekosten, extrem komplexe Bürokratie und steigende Steuer- und Abgabenlast schaffen ein Umfeld, das Investitionen abschreckt. Die dadurch entstehende Standortschwäche erzwingt strukturelle Maßnahmen, die nun die fünf Werke treffen.
Die Gewerkschaft Verdi deutet die Lage als Signal für eine tiefgreifende Fehlentwicklung des Standorts Deutschland. Gewerkschaftssekretär Daniel Hirschi spricht von einer „krassen Maßnahme“, doch viele Betroffene erkennen, dass der Kern des Problems im politischen Rahmen liegt. Während andere Länder die Industrie stärken, verliert Deutschland seine Basis.
Ein global starker Konzern prallt auf nationale Schwächen
DS-Smith zählt zu den führenden Akteuren der Faserverpackungsindustrie. Der Konzern verarbeitet jährlich mehr als 5,4 Millionen Tonnen Faserstoffe. Die Historie reicht bis 1940 zurück, als David Gabriel Smith und David Solomon Smith ein Kartonageunternehmen gründeten. Heute umfasst das Netzwerk 14 moderne CCM-Papiermühlen.
An finanzieller Stärke mangelt es dem Verpackungsspezialisten nicht. Die Krise entsteht im Umfeld: steigende Energiekosten, steigende Abgabenhöhe, lähmende Verwaltungshürden und eine immer tiefere Industriekrise. Diese Faktoren treiben internationale Unternehmen aus Deutschland, weil Konkurrenzfähigkeit kaum noch erreichbar ist.
Fünf Standorte stehen nun vor dem Aus. DS-Smith zieht die Konsequenzen aus politischen Fehlentwicklungen. Rund 500 Menschen stehen vor tiefen Einschnitten, während die Bundesregierung tatenlos zusieht.
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