USA und Katar drohen EU mit LNG-Stopp wegen Nachhaltigkeitsgesetz

Die Spannungen zwischen den USA, Katar und der Europäischen Union nehmen zu. Grund ist das neue Nachhaltigkeitsgesetz, das nach Ansicht der beiden größten LNG-Lieferanten die Energieversorgung Europas gefährdet. Washington und Doha betrachten das Regelwerk als Eingriff in den freien Handel und drohen mit einem Stopp ihrer Gaslieferungen. Auch die europäischen Klimaziele könnten dadurch ins Wanken geraten, falls ein ernsthafter Handelskonflikt entsteht.


Streit um das Nachhaltigkeitsgesetz spitzt sich zu

In einem gemeinsamen Schreiben an die EU-Staaten kritisieren US-Energieminister Chris Wright und Katars Ressortchef Saad Sherida Al-Kaabi das geplante Nachhaltigkeitsgesetz scharf. Es sei, so ihr Fazit, ein Risiko für die wirtschaftliche Stärke des Kontinents. Die beiden Minister verweisen darauf, dass die EU ohne stabile Gaslieferungen ihre Energiepolitik kaum absichern könne. Auch die Financial Times und Bloomberg berichten über den Brief, der Brüssel unter Zugzwang setzt um einen Handelskonflikt zu vermeiden.

USA und Katar drohen wegen EU-Nachhaltigkeitsgesetz mit LNG-Stopp – Europas Energieversorgung steht auf dem Spiel
USA und Katar drohen wegen EU-Nachhaltigkeitsgesetz mit LNG-Stopp – Europas Energieversorgung steht auf dem Spiel

Beide Länder warnen vor einem empfindlichen Verlust an Energiesicherheit, sollten die Vorschriften bestehen bleiben. Gleichzeitig betonen sie, ihre Staaten hätten nach dem Ukraine-Krieg entscheidend dazu beigetragen, die europäische Energieversorgung zu stabilisieren.

EU-Richtlinie bedroht transatlantische Energiepartnerschaft

Die Nachhaltigkeitsrichtlinie verlangt von Unternehmen, ihre Lieferketten auf Umwelt- und Menschenrechtsverstöße zu prüfen. Verstöße könnten Strafen von bis zu fünf Prozent des globalen Jahresumsatzes nach sich ziehen. Zudem müssen große Firmen nachweisen, wie sie ihre Emissionen bis 2050 an die Klimaziele des Pariser Abkommens anpassen.

In den USA wächst die Sorge, dass die Regelung das Handelsabkommen von 2020 gefährdet. Damals versprach die EU, amerikanische Energieimporte im Wert von 750 Milliarden Dollar abzunehmen. Energieminister Wright warnt, das Nachhaltigkeitsgesetz könne „Investitionen in fast allen Partnerländern beeinträchtigen“. Diese Position verdeutlicht den drohenden Wirtschaftsstreit zwischen Brüssel und Washington.

Katar droht mit Rückzug vom europäischen Markt

Auch Katars Energieminister Al-Kaabi hält das EU-Vorhaben für untragbar. Gegenüber Reuters erklärte er, der staatliche Konzern QatarEnergy könne sich aus Europa zurückziehen, sollte das Nachhaltigkeitsgesetz in aktueller Form gelten. Eine mögliche Strafe von fünf Prozent des weltweiten Umsatzes bezeichnete er als „inakzeptabel“.

Der Golfstaat, der derzeit rund vier Prozent der europäischen Gasimporte deckt, betrachtet die EU-Politik als Hindernis für künftige Gaslieferungen. Sollte Katar abspringen, droht eine ernsthafte Belastung der europäischen Energieversorgung – besonders, da die EU bis 2027 komplett auf russisches Gas verzichten möchte.


Brüssel zwischen Klimazielen und Energiesicherheit

Innerhalb Europas wächst der Widerstand gegen das Nachhaltigkeitsgesetz. Bundeskanzler Friedrich Merz und Frankreichs Präsident Emmanuel Macron fordern eine Verschiebung der Einführung. Beide sehen die Gefahr, dass ein überhastetes Gesetz die fragile Energie­sicherheit gefährdet.

Klimaschützer halten dagegen, ohne verbindliche Klima­vorgaben verliere Europa an Glaubwürdigkeit. Der Konflikt zwischen ökologischer Verantwortung und strategischem Eigeninteresse verschärft sich.

Schwierige Balance für Europas Energiepolitik

Der Druck auf Brüssel steigt. Die EU muss abwägen, ob sie die Nachhaltigkeitsrichtlinie unverändert durchsetzt oder auf ihre wichtigsten Energiepartner zugeht. Wright und Al-Kaabi fordern „entschlossene Maßnahmen“ und einen neuen Dialog.

Am Ende geht es um weit mehr als um ein einzelnes Nachhaltigkeitsgesetz. Es geht um die Frage, ob Europa den Spagat zwischen Klimazielen und wirtschaftlicher Energiesicherheit meistert – ohne einen dauerhaften Handelskonflikt mit den USA und Katar zu riskieren. (KOB)

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