US-Zölle auf Goldbarren bedrohen Schweizer Exportmodell

Die USA haben laut Financial Times Importabgaben auf Ein-Kilo-Goldbarren eingeführt. Besonders die Schweiz steht dadurch unter Druck, da sie jährlich Tausende Tonnen Goldbarren veredelt und in die Vereinigten Staaten liefert. Nach Angaben der Zollbehörde Customs Border Protection Agency umfassen die Abgaben Goldbarren mit einem Gewicht von einem Kilo und 100 Unzen. Der entsprechende „Ruling Letter“ trägt das Datum vom 31. Juli und definiert offiziell die neue Einordnung im Rahmen der US-Handelspolitik (ft: 08.08.25).


Milliardenrisiko für den Schweizer Goldbarren-Handel

Das Format der Ein-Kilo-Goldbarren dominiert den Handel an der New Yorker Terminbörse Comex. Die Schweiz zählt zu den größten Lieferanten dieser Barren in die USA. Häufig werden in London gängige Formate in der Schweiz umgegossen, um den Anforderungen des US-Marktes zu entsprechen. Das Land gilt als führendes Raffineriezentrum weltweit.

Geplante US-Zölle auf Goldbarren bedrohen Schweizer Exporte und könnten den weltweiten Goldhandel massiv verändern
Geplante US-Zölle auf Goldbarren bedrohen Schweizer Exporte und könnten den weltweiten Goldhandel massiv verändern

Bisher galt in der Branche, dass Edelmetalle aus Schweizer Raffinerien zollfrei in die USA gelangen können. David Wilson, Rohstoffstratege bei BNP Paribas, beschreibt die aktuelle Lage jedoch als unklar. Marktteilnehmer rätseln, ob die verschärften Regelungen auch auf Ein-Kilo-Goldbarren zutreffen.

24 Milliarden Dollar an Zöllen möglich

Die Financial Times berichtet, dass die Schweiz in den zwölf Monaten bis Juni Gold im Wert von 61,5 Milliarden Dollar in die USA exportierte. Unter Berücksichtigung der jüngst festgelegten Importabgabe von 39 Prozent könnte daraus eine Zolllast von 24 Milliarden Dollar resultieren. Die neue Politik trifft damit vor allem die exportorientierte Wirtschaft der Schweiz.

Donald Trump hatte mit der Erhöhung des Zollsatzes bereits Unruhe in der Schweizer Industrie ausgelöst. Im ersten Halbjahr dieses Jahres exportierte das Land 476 Tonnen Gold im Wert von 39 Milliarden Franken in die USA. Diese Lieferungen erhöhten den Handelsbilanzüberschuss der Schweiz deutlich, was Trump wiederholt kritisiert hatte.

„Herz des globalen Goldhandels“ in Gefahr

Stephen Innes von SPI Asset Management betont, dass die US-Maßnahme „das Herz des globalen Goldhandels“ treffen könnte. Nach seiner Einschätzung droht eine „tektonische Verschiebung auf dem Goldmarkt“. Eine derartige Änderung hätte nicht nur Folgen für die Schweiz, sondern für die weltweiten Handelsströme des Edelmetalls.

Trotz dieser potenziellen Auswirkungen zeigt sich der Goldpreis in London zunächst stabil. Am Morgen lag der Preis bei 3.392 Dollar je Feinunze, nur drei Dollar unter dem Vortageswert. In New York stiegen die Futures jedoch deutlich und erreichten mehr als 3.500 Dollar.


Goldmarkt in Bewegung

Seit Jahresbeginn hat Gold um nahezu 30 Prozent zugelegt. Im April wurde mit 3.500 Dollar je Feinunze sogar ein Rekordhoch erreicht. Experten sehen in der Preisentwicklung eine Reaktion auf globale Unsicherheiten und wachsende geopolitische Spannungen. Die drohenden US-Zölle könnten diesen Trend weiter verstärken.

Für die Schweiz steht viel auf dem Spiel. Die Raffinerien sind eng mit internationalen Handelswegen verknüpft, und eine dauerhafte Belastung durch US-Zölle würde den Sektor erheblich unter Druck setzen. Die kommenden Wochen dürften zeigen, ob Washington die Regelung präzisiert – oder ob der Handel mit Goldbarren vor einer grundlegenden Neuordnung steht.

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