US-Regierung plant Bau von zehn neuen Atomreaktoren für über 500 Milliarden Dollar

Die Vereinigten Staaten starten eine beispiellose Investitionsoffensive im Energiesektor. Geplant ist der Neubau von zehn großtechnischen Atomreaktoren, um der steigenden Stromnachfrage durch Rechenzentren, KI-Anwendungen und Industrieprojekte zu begegnen. Die Finanzierung soll offiziell teilweise über ein milliardenschweres Versprechen aus Japan erfolgen – doch angesichts chronischer Haushaltsprobleme in Tokio rechnen Experten mit einer Finanzierung aus der US-Staatskasse. Dieses Bauprojekt stellt den größten staatlich geförderten Einstieg in die Kernenergie seit Jahrzehnten dar und hat tiefgreifende Folgen für die Energieversorgung, die Brennstoffpolitik und das industrielle Netzwerk der Vereinigten Staaten (bloomberg: 19.11.25).


Neubau als Reaktion auf wachsende Stromlücken

Auf einer Konferenz des Tennessee Advanced Energy Business Council sprach Carl Coe, Stabschef des Energieministeriums, von einem „nationalen Notstand“, der staatliches Eingreifen erforderlich mache. Die Standorte für die neuen Reaktoren befinden sich noch in der Auswahl, doch die Vorbereitungen laufen. Anders als in der Vergangenheit will die Regierung dieses Mal Planung, Finanzierung und Umsetzung zentral steuern – auch um kostspielige Fehlschläge wie beim überteuerten Vogtle-Projekt zu vermeiden.

Mit dem Neubau von zehn Atomreaktoren stärkt die US-Regierung ihre Energieversorgung und formt Industriepartnerschaften
Mit dem Neubau von zehn Atomreaktoren stärkt die US-Regierung ihre Energieversorgung und formt Industriepartnerschaften

Die neuen Anlagen sollen helfen, Stromengpässe zu überbrücken und die Energieversorgung dauerhaft zu gewährleisten. Während Kohlekraftwerke vom Netz gehen und Gaskraftwerke an wirtschaftliche Grenzen stoßen, erscheint der Neubau großer Reaktoren als alternativlos.

Unsichere Zusagen aus Japan – Finanzierung aus den USA

Ob Japan tatsächlich die zugesagten 332 Milliarden Dollar für Energieprojekte in den USA bereitstellen kann, bleibt unklar. Analysten zweifeln an der Realisierbarkeit angesichts der schwachen Haushaltslage in Tokio. Realistisch betrachtet wird der Großteil der Finanzierung vom US-Finanzministerium kommen. Der politische Nutzen eines angeblich internationalen Vorhabens liegt dennoch auf der Hand – die Symbolik ist gewollt, auch wenn das Geld wohl aus Washington stammt.

Moderne Reaktortechnologie für die neue Ära

Zentrales technisches Element des Projekts ist der AP1000-Druckwasserreaktor von Westinghouse. Dieses Modell, bereits in anderen Ländern im Einsatz, gilt als aussichtsreich für den großflächigen Wiedereinstieg in die Reaktortechnologie. Unterstützt wird das Projekt von Unternehmen wie Cameco und Brookfield Asset Management. Die Konkurrenz durch GE-Hitachi beschränkt sich auf kleinere Designs, da das große Siedewassermodell kaum noch aktiv verfolgt wird. Mit dem Fokus auf zuverlässige Nukleartechnik sollen Effizienz, Sicherheit und Skalierbarkeit gewährleistet werden.

Industriepartnerschaften sichern Umsetzungskapazitäten

Unternehmen wie BWX Technologies oder Flowserve bereiten sich intensiv auf ihre Rolle bei diesem Großprojekt vor. Flowserve etwa rechnet mit Milliardenaufträgen für Ventil- und Pumpensysteme. BWX Technologies, langjähriger Partner des Staates im Nuklearbereich, könnte bei der Fertigung entscheidender Komponenten eine zentrale Rolle einnehmen. Das entstehende Zuliefernetzwerk stärkt nicht nur die nationale Wertschöpfung, sondern reduziert auch geopolitische Abhängigkeiten bei kritischen Bauteilen.


Uranförderung als sicherheitspolitisches Element

Ein derartiger Ausbau der Reaktorkapazitäten erfordert auch eine stabile Uranförderung. Unternehmen wie Centrus Energy treiben ihre Kapazitäten zur Anreicherung von LEU und HALEU voran. Parallel betreibt Silex Systems eine laserbasierte Anreicherungsanlage in North Carolina und plant den Einstieg in die Serienproduktion. Da nur Uran aus amerikanischer Brennstoffgewinnung für militärische Reaktoren und Nuklearantriebe verwendet werden darf, profitieren auch heimische Bergbauunternehmen massiv von dem geplanten Kraftwerksnetz.

KI und Digitalisierung als Treiber des Umbaus

Die USA erleben derzeit eine strukturelle Verschiebung ihres Energiebedarfs. Rechenzentren, Industrieparks und neue Infrastrukturprojekte fordern eine deutlich stärkere Grundlast. Der geplante Neubau der Reaktoren dient nicht nur der Stromerzeugung, sondern auch als Antwort auf diese industrielle Transformation. Bereits unter Präsident Trump wurden rechtliche Grundlagen geschaffen, um Energieprojekte zu beschleunigen. Jetzt zahlt sich diese Deregulierung aus.

Lesen Sie auch:

Nach oben scrollen