Unerkannte Lärmquelle – neue Studie deckt gravierende Schwächen in Windparkmodellen auf

Moderne Windräder prägen die Energiewende – doch eine neue Studie offenbart eine Lärmquelle, die bislang kaum beachtet wurde. Forscher der École Centrale de Lyon untersuchten mit komplexen Simulationen, wie Windenergie tatsächlich auf die Umgebung wirkt. Dabei zeigte sich, dass bisherige Modelle die Schallausbreitung unterschätzen und die Amplitudenmodulation fehlerhaft darstellen. Diese unterschätzte Lärmquelle verändert nicht nur das akustische Umfeld, sondern auch die Wahrnehmung der Windkraft in vielen Gemeinden ( „Modeling wind farm noise emission and propagation: effects of flow and layout“, 20.08.2025).


Unerwartete Schallmuster im Windschatten – die neue Lärmquelle im Detail

Herkömmliche Modelle stützen sich auf Messungen einzelner Turbinen. Doch in realen Windparks überlagern sich Strömungen, was die Schallausbreitung erheblich verändert. Wenn mehrere Anlagen gemeinsam agieren, entstehen durch Nachlaufeffekte akustische Zonen, in denen der Lärm gebündelt wird. Diese Geräuschverbreitung erzeugt Hotspots mit deutlich höheren Pegeln – oft direkt in bewohnten Gebieten.

Neue Studie deckt unterschätzte Lärmquelle bei Windparks auf – reale Schallwerte deutlich höher als Modelle annehmen
Neue Studie deckt unterschätzte Lärmquelle bei Windparks auf – reale Schallwerte deutlich höher als Modelle annehmen

Die Forscher stellten fest, dass sich bei versetzten Anordnungen der Turbinen besonders starke Lautstärkeschwankungen bilden. Das typische „Schwusch“ entsteht also nicht zufällig, sondern durch die physikalische Überlagerung der Strömungsfelder. Genau diese Lärmquelle bleibt in den meisten Genehmigungsverfahren unberücksichtigt.

Warum bisherige Normen die Realität verfehlen

Die gängigen Vorschriften wie IEC 61400-11 oder DIN EN 61400-11 messen den Schall einzelner Rotoren unter idealisierten Bedingungen. Doch reale Windparks zeigen komplexe Strömungseinflüsse – die Nachlaufeffekte verändern das gesamte Geräuschbild. Diese Wechselwirkungen fehlen in den Standardmodellen. Die Forscher betonen, dass ihre Simulationen auf stabilen Strömungsfeldern basieren, also auf dauerhaften Prozessen.

Dadurch entsteht eine realistischere Darstellung der Geräuschverbreitung, die auch die Amplitudenmodulation berücksichtigt. In der Praxis bedeutet das: Die tatsächliche Lärmquelle liegt nicht in der Stärke einzelner Turbinen, sondern in der Kombination vieler Anlagen.

Regionen mit besonders hohem Risiko

Vor allem Norddeutschland zeigt, wie stark die Windenergie akustisch wirken kann. Schleswig-Holstein, Niedersachsen und Brandenburg verfügen über große Windpark-Cluster, in denen sich Nachlaufeffekte überlagern. Das erzeugt hörbare Lautstärkeschwankungen, die die Wahrnehmung von Windkraft in ländlichen Gemeinden prägen.

Auch Offshore-Anlagen spielen eine Rolle. Unter bestimmten Wetterlagen kann sich die Schallausbreitung über Wasser verstärken, wodurch Küstenbewohner den Lärm deutlich wahrnehmen. Diese Erkenntnis verändert das Verständnis der Strömungseinflüsse bei Windparks grundlegend.


Gesundheitliche Folgen und gesetzliche Grenzen

Die Weltgesundheitsorganisation empfiehlt, den Lärm von Windrädern unter 45 Dezibel zu halten. Doch die Modelle, auf deren Basis in Deutschland Genehmigungen erfolgen, unterschätzen häufig die reale Belastung. Das gefährdet nicht nur den Gesundheitsschutz, sondern auch das Vertrauen in die Windenergie.

Wichtig ist die klare Unterscheidung: Die Risiken hängen nicht mit Infraschall zusammen, sondern mit hörbaren Lautstärkeschwankungen. Diese Lärmquelle entsteht durch atmosphärische und aerodynamische Effekte – also durch echte physikalische Prozesse.

Konsequenzen für Planung und Akzeptanz

Zukünftig müssen Planer die Schallausbreitung über ganze Windparks hinweg simulieren. Nur so lassen sich Nachlaufeffekte und Amplitudenmodulationen realistisch erfassen. Wer solche Modelle nutzt, kann Anlagen gezielter ausrichten, Abschaltungen planen und Anwohner besser schützen.

Das verbessert die Akzeptanz der Windkraft erheblich. Eine präzise Analyse jeder Lärmquelle schafft Vertrauen und trägt zu einer ausgewogeneren Balance zwischen Energiegewinnung und Lebensqualität bei. So entsteht eine nachhaltige Verbindung aus Windenergie und Mensch – technisch fundiert und gesellschaftlich tragfähig.

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