UKW-Abschaltung in Deutschland: Millionen Radios vor dem Aus

„Kommt einer Enteignung unserer Antennen gleich“ – so äußert sich Katja Schaltinat zur geplanten Abschaltung von UKW-Sendern in Deutschland. Ersten UKW-Sender werden bereits 2025 abgeschaltet. Schleswig-Holstein hat als erstes Bundesland konkrete Termine festgelegt. Die Abschaltung betrifft Millionen Hörer und führt zu heftiger Kritik. Viele Bürger verlieren dadurch eine zuverlässige Informationsquelle, insbesondere in Krisenfällen. Ohne UKW-Radio könnten wichtige Durchsagen des Katastrophenschutzes viele Menschen nicht mehr erreichen, was die Sicherheit und das Wohlbefinden der Bevölkerung gefährden könnte (welt: 31.05.24).


UKW-Aus in Deutschland: Bald nur noch Rauschen aus Millionen Radiogeräten

In Deutschland gibt es schätzungsweise 140 Millionen Radiogeräte. Diese befinden sich in Küchen, Schlafzimmern, Autos, Werkstätten, Gaststätten und Geschäften. In einigen Jahren könnte aus vielen dieser Geräte nur noch Rauschen kommen.

UKW-Aus in Deutschland: Nur noch Rauschen aus Millionen Radiogeräten. Viele Bürger verlieren zuverlässige Informationsquelle in Krisenfällen

Medienplaner in Deutschland planen, den Ultrakurzwellen-Rundfunk (UKW) abzuschalten und durch DAB+ (Digital Audio Broadcasting) zu ersetzen. Schleswig-Holstein will ab kommendem Jahr die ersten Sender abschalten. Die Medienbehörde MAHSH bestätigt, dass das UKW-Netz des Rocksenders Radio Bob am 9. April 2025 abgeschaltet wird. Am 17. Juli folgt Radio Sylt und am 23. November 2025 Delta Radio.

NDR plant Abschaltung von UKW: Droht eine wirtschaftliche Enteignung?

Auch der Norddeutsche Rundfunk (NDR) plant, sich von UKW-Frequenzen zu trennen. Als Anstalt des öffentlichen Rechts plant der NDR jedoch unabhängig. Laut einer NDR-Sprecherin stehen die konkreten Abschaltdaten noch nicht fest. Die Umstellung auf DAB+ bringt jedoch viele Herausforderungen mit sich. Einige Betreiber sehen dies als wirtschaftliche Enteignung ihrer Sendeantennen. „Das Auslaufen der UKW-Lizenzen ohne Verlängerung kommt einer Enteignung unserer Antennen gleich, weil sie dann wirtschaftlich wertlos sind“, so Katja Schaltinat.

DAB+ ist eine digitale Verbreitungsmethode, die in den 1980er-Jahren entwickelt und 1987 auf der Funkausstellung eingeführt wurde. Später wurde der Standard zu DAB+ umgebaut, um besseren Empfang in Gebäuden zu ermöglichen. Tonsignale werden digital moduliert, was in der Praxis keinen hörbaren Unterschied zu UKW bedeutet. Zusatzdienste wie Titelanzeige und Wetterinfos sind mittlerweile auch bei UKW üblich.

Seit Jahrzehnten wird das Ende von UKW diskutiert. Vor Schleswig-Holstein hatte nur Sachsen-Anhalt ein konkretes Ausstiegsdatum beschlossen, das jedoch kurz vor dem Termin wieder zurückgenommen wurde. Die Landespolitiker fürchteten damals den Zorn der Bürger.


UKW-Abschaltung bis 2031: Bald droht das Aus für Millionen Radios in Schleswig-Holstein

Nach einer Abschaltung gibt es Radio nur noch mit DAB+-Geräten oder im Internet. Hörer müssen auf neue Geräte umsteigen. Schleswig-Holstein plant den Ausstieg bis 2031. Als letztes Programm soll der private Sender Radio Schleswig-Holstein (R.SH) seine UKW-Sender verlieren. R.SH erreicht täglich 534.000 Hörer und ist das reichweitenstärkste Programm im Bundesland. Geschäftsführer Rainer Poelmann äußerte sich nicht zum Abschaltplan. In der Branche wird vermutet, dass Regiocast, die Eigentümergruppe, keine Wahl hatte und sich den Wünschen der Staatskanzlei fügte.

Staatskanzleichef Dirk Schrödter erklärt, dass „bezüglich der zweiten landesweiten UKW-Kette“ nur noch eine Verlängerung um drei statt zehn Jahre gewährt wurde. Dies solle ein Zementieren der analogen Übertragungswege verhindern. Zudem ist staatsvertraglich geregelt, dass bei Rückgabe von UKW-Zuweisungen keine Neuvergabe an Dritte erfolgt. Ziel sei es, den Anreiz zu erhöhen, den Weg in die digitale Zukunft zu gehen.

Michael Radomski, Geschäftsführer der Uplink Network GmbH, kritisiert die Pläne scharf. „Die Politik nimmt der Oma in Kiel ihr Küchenradio weg“, meint er. Radomski fürchtet, dass die Sender mit dem Abschalten von UKW „massiv“ Hörer verlieren, ohne dass DAB+ dies ersetzen könnte. Dies sei vor allem in Krisen-Notfällen fahrlässig, da Durchsagen des Katastrophenschutzes viele Bürger nicht mehr erreichen könnten.


Zukunft der Radiolandschaft und internationale Erfahrungen

Staatskanzleichef Schrödter betont die Vorteile von DAB+: stärkere Programmvielfalt, besserer Klang, höhere Reichweite, kostenlose Zusatzdienste und Energieeinsparung bei geringeren Verbreitungskosten. Doch bisher sind in Deutschland erst 23,8 Millionen DAB+-taugliche Geräte im Einsatz, ein Großteil davon in Autos. Neuwagen müssen gesetzlich mit DAB+-Empfängern ausgestattet sein.

Norwegen ist das einzige Land, das bisher in großem Stil UKW-Frequenzen abgeschaltet hat. Seit der Umstellung 2017 ging die Radionutzung dort laut der norwegischen Medienbehörde stark zurück. Nur ein kleiner Teil der Hörer stellte auf DAB+ um, viele wechselten zu Streamingdiensten. Kleine lokale Sender dürfen weiterhin UKW nutzen.

In Bayern verschob die Koalition aus CSU und Freien Wählern den Umstieg auf „frühestens“ 2035. Ein Abschalten von UKW solle erst erfolgen, wenn die wirtschaftliche Tragfähigkeit der privaten Radiobranche dies zulässt. Die bayerische Medienbehörde BLM äußerte intern Bedenken. Gleichwohl dürfte die Oma in München ihr Küchenradio länger nutzen können als die Oma in Kiel.

Die Umstellung auf DAB+ bleibt ein kontroverses Thema. Während die Regierung die Vorteile betont, sehen viele Betroffene wirtschaftliche und praktische Herausforderungen. Ob DAB+ die UKW-Frequenzen vollständig ersetzen kann, bleibt abzuwarten.

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