Der globale Wettbewerb um Gas erschwert Europas Bestrebungen, seine Abhängigkeit von Moskau zu verringern. Russland hat die USA fast trotz der EU-Sanktionen als führender LNG-Lieferant Europas abgelöst. Dies liegt weniger an erhöhten Importen aus Russland als vielmehr an rückläufigen Lieferungen aus den USA. Im Juli schrumpfte die Lücke zwischen den LNG-Lieferungen der beiden Länder nach Westeuropa auf den geringsten Abstand seit Ende 2021. Dies belegen vorläufige Schiffstracking-Daten von Bloomberg (bloomberg: 30.07.24).
Extremwetter und asiatische Nachfrage treiben LNG-Preise in Europa in die Höhe
Amerikanische LNG-Lieferungen gehen immer in die lukrativsten Regionen. Sobald die Nachfrage in Asien durch heißes Wetter stieg, wurden dorthin mehr Lieferungen als seit 2021 geschickt. Diese Dynamik zeigt, wie flexibel und gewinnorientiert die amerikanischen LNG-Exporteure agieren. Die Nachfrage in Asien beeinflusst somit direkt die Verfügbarkeit und die Preise von LNG in Europa.
Tropische Stürme verschärften den Mangel in Europa zusätzlich. Eine der größten US-Exportanlagen setzte wegen Hurrikan Beryl die Verladungen über zwei Wochen aus. Dies zeigte, wie verwundbar die LNG-Versorgungskette durch extreme Wetterereignisse sein kann. Auch Ägypten, das mit Stromausfällen aufgrund extremer Temperaturen und sinkender inländischer Gasproduktion kämpft, erhöhte seine LNG-Importe und zahlte im Juli einen Aufpreis auf europäische Preise, um Lieferungen zu sichern. Der wachsende globale Wettbewerb um LNG erschwert es Europa, stabile und günstige Gaslieferungen zu gewährleisten.
EU-Sanktionen verpuffen: Russisches Gas flutet weiterhin Europa
Die EU hat kein komplettes Verbot für LNG-Importe aus Moskau erlassen. Ein ab nächstem Jahr geplantes Umladeverbot könnte dazu führen, dass mehr russisches Gas in Europa verbleibt, da es die Logistik für russische Schiffe erschwert. Im Sommer benötigt Europa zwar weniger Gas, doch der Wettbewerb um LNG-Lieferungen kann im Winter die Preise in die Höhe treiben. Dies verdeutlicht die Schwierigkeiten Europas, sich von russischer Energie zu lösen. Die Sanktionen gegen Russland zeigen bisher nicht die gewünschte Wirkung, da der globale Marktmechanismus flexibel auf Nachfrageänderungen reagiert.
Die Intensivierung des Wettbewerbs macht es schwer, LNG-Lieferungen abzulehnen. Ölmarkt-Optimisten, die auf eine Nachfrageerholung aus China hoffen, könnten enttäuscht werden. Die wirtschaftliche Schwäche und die Verbreitung neuer Energiefahrzeuge belasten den Markt. Chinas Rohölimporte für das zweite Halbjahr 2024 werden voraussichtlich nur geringfügig höher sein als im Vorjahr, laut einer Bloomberg-Umfrage unter vier Prognostikern. Dies wäre zwar eine Verbesserung gegenüber dem ersten Halbjahr, aber nicht ausreichend, um das zusätzliche Angebot von OPEC+ aufzunehmen.
Während sich Europa weiterhin um Alternativen zu russischem Gas bemüht, bleibt die Lage angespannt. Der Wettbewerb um LNG wird durch geopolitische und wirtschaftliche Faktoren beeinflusst, und Europas Energieversorgung bleibt unsicher. Die Sanktionen haben bisher nicht die erhoffte Wirkung gezeigt, und die kommenden Monate werden entscheidend sein, um zu sehen, ob Europa seine Abhängigkeit von russischem Gas verringern kann oder ob es gezwungen ist, weiter auf diese Energiequelle zu setzen. Die Entwicklungen auf dem globalen LNG-Markt werden dabei eine zentrale Rolle spielen.
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