Um die Energiewende voranzutreiben, sind laut TransnetBW größere Kraftwerke in Baden-Württemberg notwendig. Diese sollen als Backup dienen, da dies sonst teuer für Verbraucher werden könnte (SWR: 04.10.23).
TransnetBW drängt auf Bau neuer Kraftwerke für die Energiewende
TransnetBW, der Netzbetreiber, drängt auf den Bau neuer Kraftwerke, insbesondere im Süden Deutschlands, um auf den Kohleausstieg bis 2030 vorbereitet zu sein. Werner Götz, der Vorsitzende der Geschäftsführung, betont, dass die politischen Entscheidungen bezüglich des Kernenergie- und Kohleausstiegs effizient umgesetzt werden. Dennoch sei eine Kraftwerksstrategie notwendig, um Backup-Kapazitäten sicherzustellen. Für Baden-Württemberg bedeutet dies 6,5 Gigawatt, was 10 bis 15 größeren Kraftwerken entspricht.
Obwohl 2030 noch in der Ferne liegt, sind Genehmigungsverfahren und Bauzeiten zu berücksichtigen. Götz argumentiert, dass man jetzt starten müsse, um 2030 erfolgreich zu sein.
Ein Beispiel ist der Energiekonzern EnBW, der in Stuttgart mit dem Bau von drei neuen Gaskraftwerken begonnen hat, um die Kohleverstromung im mittleren Neckarraum bis spätestens 2026 zu beenden. Diese Anlagen sollen bis 2035 mit grünem Wasserstoff betrieben werden. Dennoch stellt ein Bericht der deutschen Übertragungsnetzbetreiber fest, dass einige Steinkohlekraftwerke in die Netzreserve zurückmüssen, um Netzengpässe effizient zu bewältigen.
Energiewende in Deutschland: Warum Berlin jetzt handeln muss
Laut Werner Götz ist die Dringlichkeit in Berlin erkannt, insbesondere weil Bundesenergieminister Robert Habeck und seine Partei die Energiewende vorantreiben wollen. Es ist das erste Mal, dass er das Gefühl hat, dass ernsthaft zugehört und nach Lösungen gesucht wird.
Das Thema ist jedoch komplex, da marktrelevante Faktoren berücksichtigt werden müssen und nicht nur eine nationale Strategie entwickelt wird. Dieser Abgleich mit Brüssel könnte zu lange dauern und regionale Aspekte könnten zu wenig berücksichtigt werden. Eine Regionalisierung ist daher aus Sicht von TransnetBW existenziell wichtig.
In Bezug auf die Wasserstofftechnologie wird darauf hingewiesen, dass der Ausbau zunächst im Norden erfolgt, wo Windenergie aus dem Meer kommt. In Baden-Württemberg rechnet der Netzbetreiber erst nach 2030 mit einem signifikanten Netzausbau. Der Strombedarf im industriereichen Süddeutschland übersteigt bereits heute die lokale Produktion, was häufig zu Stromimporten und Redispatch führt.
Investitionen in grüne Gaskraftwerke: TransnetBW bringt Anreizsystem auf den Tisch
Bislang gibt es keine Anreize für Investitionen in wasserstofffähige Gaskraftwerke, bemerkte der Manager. Er betonte die Notwendigkeit eines Anreizsystems, das zeitliche Dringlichkeit und regionale Lage berücksichtigt. TransnetBW hat daher ein schnelles Lösungsinstrument entwickelt. Kraftwerksbetreiber sollen im Voraus Investitionen erhalten, basierend auf erwarteten Redispatch-Einnahmen. Dies soll ihnen neben den prognostizierten Markterlösen eine zweite Einnahmequelle bieten.
Bisher fehlen solche Anreize, insbesondere für Gaskraftwerke, die Wasserstoff nutzen können. Da diese Kraftwerke erst nach erneuerbaren Energien zur Stromerzeugung eingesetzt werden sollen, ist die Rentabilität für Investoren schwer einzuschätzen. Das von TransnetBW vorgeschlagene Anreizsystem soll diese Lücke schließen. Götz ist zuversichtlich, dass die Bundesnetzagentur das System positiv aufnimmt. Als vorübergehende Lösung könnte es schnell greifen und Investitionsentscheidungen für das nächste Jahr ermöglichen. Götz räumt ein, dass die Umsetzung des regulatorischen Rahmens auf Bundes- und europäischer Ebene eine komplexe Aufgabe ist, aber sie ist machbar.
Der Chef von TransnetBW betonte die Notwendigkeit, den Verbrauchern die Bedeutung des Netzausbaus transparent zu erklären. Die Hauptaufgabe der Netzbetreiber besteht darin, kontinuierlich Strom bereitzustellen und das Gleichgewicht zwischen Erzeugung und Verbrauch in Echtzeit zu halten.
Energiewende und Netzausbau: Warum die Veränderungen der letzten Jahre entscheidend sind
Die Rahmenbedingungen haben sich in den letzten zehn Jahren geändert. Nicht alle Kraftwerke können mehr nach Belieben gesteuert werden. Stattdessen produzieren Millionen von Anlagen in Deutschland Strom, wenn die äußeren Bedingungen, wie Sonne und Wind, es zulassen. Für Verbraucher spielt es jedoch keine Rolle, ob es gerade passt, wenn sie das Licht einschalten oder die Kaffeemaschine nutzen.
Die Einbeziehung der Bürger in die Energiewende ist von großer Bedeutung. Der Bau neuer Infrastruktur, wie Kraftwerke oder Masten, kann persönliche Auswirkungen haben. Die Ukraine-Krise und die darauf folgende Energiekrise haben jedoch zu einem Umdenken in der Bevölkerung geführt.
Schließlich führt der Netzausbau langfristig zu finanziellen Entlastungen für die Verbraucher, da die Kosten für Redispatch-Maßnahmen aufgeteilt werden und die Stromrechnung steigt. Die Energieversorgung muss jedoch bezahlbar bleiben, da eine zu starke wirtschaftliche Belastung die Akzeptanz gefährdet.
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