Traditionsunternehmen Stoll schließt – Alle Mitarbeiter verlieren ihren Arbeitsplatz

Der traditionsreiche Strickmaschinenhersteller Stoll steht vor dem endgültigen Aus. Ende Oktober schließt das Unternehmen seine Tore, sämtliche Mitarbeiter verlieren ihre Arbeitsplätze. Die wirtschaftliche Krise im Südwesten Deutschlands verschärft sich damit weiter. Mit Stoll trifft es erneut einen bedeutenden Industriebetrieb der Region Stuttgart (gea: 08.05.25).


Massenkündigungen trotz reicher Firmengeschichte

Die Belegschaft von Stoll erhielt am 8. Mai während einer Betriebsversammlung die offizielle Mitteilung über die Schließung. Der traditionsreiche Maschinenbauer, gegründet im Jahr 1873 in Riedlingen, blickt auf eine lange Erfolgsgeschichte mit zahlreichen Patenten zurück. Dennoch endet diese Ära nach über 150 Jahren. Seit 2020 gehört Stoll zur Karl Mayer Gruppe aus Obertshausen in Hessen. Trotz dieser Übernahme gelingt kein Neuanfang.

Der Maschinenbauer Stoll schließt nach 150 Jahren endgültig. Alle 270 Mitarbeiter verlieren ihren Arbeitsplatz
Der Maschinenbauer Stoll schließt nach 150 Jahren endgültig. Alle 270 Mitarbeiter verlieren ihren Arbeitsplatz
Bild: Vux, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons

Ein Sozialplan für die 270 betroffenen Mitarbeiter liegt inzwischen vor. Die Abfindungen orientieren sich an den Altersgruppen und bewegen sich zwischen 0,25 und 0,45 Bruttomonatsgehältern pro Beschäftigungsjahr. Zusätzlich soll eine Transfergesellschaft entstehen, um berufliche Perspektiven zu schaffen.

Wirtschaftliche Schieflage und fehlende Rettungsversuche

Die Muttergesellschaft Karl Mayer steckt in einer wirtschaftlichen Krise. Rückläufige Umsätze und Verluste lasten schwer auf dem Konzern. Nach eigenen Angaben habe Stoll erheblich zu dieser Schieflage beigetragen. Bereits im Februar fiel daher die Entscheidung, sich vom Geschäftsbereich der Flachstrickmaschinen zu trennen.

Obwohl die Belegschaft mehrfach öffentlich für den Erhalt des Standortes kämpfte, blieb der Erfolg aus. Kundgebungen und Proteste konnten die Konzernleitung nicht umstimmen. Auch die Gewerkschaft IG Metall kritisiert das Verhalten der Muttergesellschaft scharf. „In den vergangenen Monaten beschäftigte sich Karl Mayer ausschließlich mit der Abwicklung von Stoll“, erklärt ein Sprecher der IG Metall. Rettungsversuche blieben aus, Investoren seien nicht aktiv gesucht worden.

Hoffnungsschimmer bleibt aus

Karl Mayer selbst teilt hingegen mit, dass bereits Gespräche mit potenziellen Interessenten laufen. Diese Bemühungen kommen für die Belegschaft jedoch zu spät. Der Produktionsstandort Reutlingen steht für Stoll vor dem endgültigen Aus.

Parallel dazu plant der Stahlkonzern Voestalpine einen umfangreichen Stellenabbau am Standort Dettingen bei Reutlingen. Auch dort stehen zahlreiche Arbeitsplätze auf der Kippe. Die wirtschaftliche Unsicherheit in der Region nimmt damit weiter zu.


IG Metall fordert Verantwortung

Die IG Metall kündigt an, bis zur endgültigen Schließung im Oktober weiterhin nach möglichen Investoren zu suchen. Die Hoffnung auf einen späten Rettungsversuch bleibt jedoch gering. „Für die Beschäftigten kommt das alles zu spät“, lautet die ernüchternde Einschätzung aus Gewerkschaftskreisen.

Während die Region um Reutlingen um ihre Industriestandorte bangt, verschwinden mit dem Aus von Stoll erneut wertvolle Arbeitsplätze. Die traditionsreiche Geschichte eines Unternehmens endet, und mit ihr verlieren viele Familien ihre wirtschaftliche Grundlage.

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