Ein traditionsreiches Unternehmen, Kamei, das für Dachboxen, Kopfstützen und Spoiler bekannt ist, hat Insolvenz angemeldet. Die Firma gilt als eine der ältesten und bekanntesten Marken im Bereich KFZ-Zubehör. Die Insolvenzanmeldung erfolgte vor dem Amtsgericht Wolfsburg, wie von der „WirtschaftsWoche“ berichtet (wiwo: 18.08.23).
Materialkosten und Inflation setzen Traditionsunternehmen Kamei zu
Die Hauptsache, die zur Insolvenz geführt hat, sind gestiegene Kosten für Material. Die Firma erklärt, dass die Schieflage größtenteils auf die erhöhten Materialkosten zurückzuführen ist, die aufgrund des Krieges in der Ukraine entstanden sind. Diese zusätzlichen Kosten konnten nicht an die Kunden weitergegeben werden. Zudem gab es Verzögerungen bei der Einführung eines neuen Produktes, und die Verhandlungen über Preise mit den Automobilherstellern verliefen schleppend. Auch die üblicherweise starke Nachfrage in der Sommersaison blieb bisher aus. Kamei geht davon aus, dass die Kaufzurückhaltung der Verbraucher aufgrund von Inflation ebenfalls ein Grund sein könnte. Das bedeutet, dass Kunden aufgrund der Inflation möglicherweise auf den Kauf ihrer Produkte verzichten.
Dennoch ist die Situation noch nicht abgeschlossen. Laut Justus von Buchwaldt von der Kanzlei BBL, der als vorläufiger Insolvenzverwalter eingesetzt wurde, läuft der Geschäftsbetrieb während des vorläufigen Insolvenzverfahrens uneingeschränkt weiter. Buchwaldt erklärte der „WirtschaftsWoche“, dass alle Aufträge wie gewohnt bearbeitet und geliefert werden. Für die Rettung des Unternehmens könnte jetzt entweder ein Investor einsteigen oder ein Insolvenzplan erstellt werden.
Autozubehör-Pionier seit 1952: Die faszinierende Geschichte hinter Kameis Erfolg bei KFZ-Zubehör
1952 hat Karl Meier den Familienbetrieb in Wolfsburg gegründet. Karl Meier war ein ehemaliger Konstrukteur für Innenausstattung bei VW. Kamei hat sich hauptsächlich auf Zubehör für das Autoinnere spezialisiert, darunter die „Schlummerrolle“, deren Weiterentwicklung später zur Sicherheitskopfstütze führte. Der Gründer des Unternehmens, Meier, entwickelte auch das „Tiefensteuer“, ein aerodynamisches Hilfsmittel, das heute als Spoiler bekannt ist. Ebenso entwarf der Ingenieur aus Wolfsburg den Vorläufer der heutigen Dachbox. Durch eine schwingungsfreie Schutzhülle mit einem Gepäckträger schuf er eine frühe Version des gegenwärtigen Gepäckträgers. Die Dachboxen, die daraus später entwickelt wurden, sind bis heute eine der wichtigsten Produktkategorien von Kamei.
Zuletzt erzielte das Unternehmen, das 42 Mitarbeiter beschäftigte, einen Umsatz von etwa sechs Millionen Euro. Der Hauptkunde ist der VW-Konzern.
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