Teures Aus für Wasserstoff-Projekt in der Eifel – SmartQuart scheitert an Technik und Kosten

Mit dem Projekt SmartQuart wollte Kaisersesch Maßstäbe in der regionalen Wasserstoffnutzung setzen. Eine Tankstelle für Lkw, Wasserstoffbusse und ein Blockheizkraftwerk sollten zeigen, wie erneuerbare Energien gespeichert und vor Ort genutzt werden können. Statt Fortschritt blieb am Ende jedoch Ernüchterung. Fünf Jahre nach dem Start steht fest: SmartQuart endet vorzeitig – trotz fünf Millionen Euro Förderung (swr: 20.05.25).


SmartQuart kämpfte von Anfang an mit Technikproblemen

Im Zentrum von SmartQuart stand ein Elektrolyseur. Dieses Gerät sollte aus Sonnen- und Windstrom grünen Wasserstoff erzeugen. Doch die Technik funktionierte nicht. Die französische Herstellerfirma brachte den Elektrolyseur über Jahre nicht zum Laufen. Damit scheiterte das Herzstück des Projekts.

SmartQuart in Kaisersesch gescheitert - 5 Mio. Euro Fördergeld fließen in ein Wasserstoffprojekt ohne Nutzen
SmartQuart in Kaisersesch gescheitert – 5 Mio. Euro Fördergeld fließen in ein Wasserstoffprojekt ohne Nutzen

E.On kündigte im Sommer 2024 den Vertrag. Ersatz war auf dem Markt nicht verfügbar. „Ein Elektrolyseur ist kein Baumarktprodukt. Das ist Hochtechnologie mit sehr vielen Herausforderungen. Einfach mal schnell zu wechseln, das geht nicht. Auf dem Markt gab es auch keine Alternative.“ Die geplante Erzeugung von Wasserstoff vor Ort blieb Wunschdenken. Das Projekt verlor seine Grundlage.

Wasserstoff nur per Lkw geliefert

Um nicht ganz ohne Ergebnis dazustehen, ließ E.On Wasserstoff per Lkw anliefern – unter anderem von BASF in Ludwigshafen. Dadurch konnte zumindest das Leitungssystem getestet werden. Auch die Verwaltung der Verbandsgemeinde nutzte das Gas zum Heizen. Einzelne Komponenten funktionierten, aber der eigentliche Zweck – eine durchgehende Wasserstoffnutzung – blieb unerfüllt.

Obwohl Teile der Infrastruktur im Betrieb waren, reichte das nicht aus, um SmartQuart langfristig zu rechtfertigen. Die ursprüngliche Idee, eine regionale Wertschöpfungskette zu etablieren, konnte sich unter diesen Umständen nicht durchsetzen.

Wirtschaftliche Rahmenbedingungen haben sich verschlechtert

Neben der Technik scheiterte SmartQuart an der wirtschaftlichen Entwicklung. Als die Ukrainekrise begann, war das Interesse in der Region groß. Unternehmen suchten nach zuverlässigen Alternativen zum Erdgas. Doch inzwischen hat sich der Markt beruhigt. Erdgas ist wieder günstig. Grüner Wasserstoff dagegen bleibt teuer.

VG-Bürgermeister Albert Jung erinnert sich an die Euphorie der Anfangszeit: „Als die Ukrainekrise kam, hatten wir echt eine Menge Unternehmen, die riesiges Interesse am Wasserstoff hatten. Denen ging es um Versorgungssicherheit.“ Doch inzwischen lehnt jedes Unternehmen aus der Region eine Beteiligung ab. Der Kostenvorteil fossiler Energie lässt keine Wirtschaftlichkeit erkennen.

Rückbau am Standort Kaisersesch droht

Die Förderung für SmartQuart endet zum Jahreswechsel. Ohne neue Partner und ohne betriebsfähige Technik dürfte der Rückbau der Anlagen kaum zu verhindern sein. In Kaisersesch bleibt damit ein symbolträchtiges Projekt zurück, das sein Ziel verfehlt hat.

Trotz allem betont Bürgermeister Jung die Bedeutung des Versuchs: „Es gehört auch ein bisschen Mut dazu, bei so einer Entwicklung vorne dabei zu sein. Natürlich hätten wir uns gewünscht, dass die Technik funktioniert und die Rahmenbedingungen besser sind. Aber das können wir als Verbandsgemeinde eben auch nicht beeinflussen.“


SmartQuart zeigt die Hürden der Wasserstoff-Zukunft

Das gescheiterte Projekt SmartQuart in Kaisersesch steht exemplarisch für die Herausforderungen der Energiewende. Technologische Risiken treffen auf unsichere Märkte. Ohne verlässliche Geräte und stabile wirtschaftliche Rahmenbedingungen bleibt Wasserstoff eine schwierige Zukunftstechnologie. Kaisersesch liefert die Lehre: Innovation allein reicht nicht – es braucht funktionierende Technik und ökonomischen Rückhalt.

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