„Teurer“ Atomstrom – Deutschlands Rekordimporte entlarven ein Märchen

Deutschlands Stromimporte aus Atomkraftwerken sind auf einem historischen Höchststand. Diese Entwicklung stellt die oft wiederholte Behauptung infrage, dass Atomstrom teuer sei (welt: 25.01.25). Laut aktuellen Daten hat Kernenergie inzwischen den größten Anteil an den deutschen Stromimporten. Doch wie lässt sich das mit der Argumentation der Energiewende-Strategen vereinbaren?


Dramatischer Wandel in der deutschen Stromversorgung

Seit der Abschaltung der letzten Kernkraftwerke im April 2023 hat sich Deutschland vom Stromexporteur zum Netto-Importeur gewandelt. Laut der Bundesnetzagentur bezieht Deutschland Atomstrom in Mengen, die bisher unvorstellbar schienen. 2023 erreichten die Importe bereits 11,7 Terawattstunden. Dieser Wert lag doppelt so hoch wie der Durchschnitt der Jahre 2015 bis 2022. Im Jahr 2024 stieg die Menge sogar auf 18,1 Terawattstunden an.

Deutschlands Importe von Atomstrom erreichen einen Höchststand. Importmenge 2024 entspricht der Jahresproduktion von 2 Kernkraftwerken
Deutschlands Importe von Atomstrom erreichen einen Höchststand. Importmenge 2024 entspricht der Jahresproduktion von 2 Kernkraftwerken

Die Importmenge entspricht der Jahresproduktion von zwei Kernkraftwerken, die ausschließlich für den deutschen Markt produzieren. Dabei übertrifft der Anteil des importierten Atomstroms die von anderen Energiequellen, wie Wind- oder Kohlestrom, bei Weitem. Kernenergie war 2024 die am meisten importierte Stromart, wie die Bundesnetzagentur feststellt.

Günstiger Strom aus Kernenergie

Vertreter der Bundesregierung und der Energiewende argumentieren, dass Strom aus dem Ausland eingeführt wird, wenn er günstiger ist als die inländische Produktion. Bundesnetzagentur-Chef Klaus Müller erklärte dazu, dass im europäischen Verbund Strom dort erzeugt wird, wo die Produktionskosten am niedrigsten sind. Doch hier zeigt sich ein Widerspruch: Atomkraft, die von denselben Politikern stets als teuer bezeichnet wird, wird jetzt in großen Mengen importiert, weil sie günstiger ist als viele andere Energiequellen.

Diesen Punkt betonte auch FDP-Politiker Torsten Herbst. Seiner Ansicht nach offenbart die Importpolitik die „Doppelmoral grüner Klima- und Energiepolitik“. Während sichere deutsche Atomkraftwerke stillgelegt wurden, steigt der Bedarf an ausländischem Atomstrom. Dies belaste nicht nur das Klima, sondern auch die Wirtschaft durch höhere Energiepreise.

Ideologie versus Pragmatismus

Die Energiepolitik der Bundesregierung stößt auf Kritik aus Wirtschaft und Wissenschaft. Herbst fordert, die Stromerzeugung mit Kernkraft gesetzlich wieder zuzulassen. Moderne Reaktortechnologien könnten ein wichtiger Baustein sein, um die Abhängigkeit von schwankenden erneuerbaren Energien auszugleichen. Auch international zeigt sich, dass keine führende Industrienation ausschließlich auf Wind- und Solarenergie setzt.

Die steigenden Stromimporte sind nicht nur eine Frage der Energiepreise. Sie zeigen auch die Abhängigkeit Deutschlands von Nachbarstaaten, die weiterhin auf Kernkraft setzen. Besonders Frankreich, das traditionell stark auf Atomenergie vertraut, spielt hier eine zentrale Rolle.


Steigende Bedeutung der Importe

Nach aktuellen Daten des Fraunhofer Instituts ISE machten Stromimporte im Jahr 2024 bereits 5 Prozent der Nettostromerzeugung Deutschlands aus. Diese Entwicklung zeigt, dass die Bedeutung der Importe deutlich zugenommen hat. Während Vertreter der Bundesregierung die Debatte um Stromimporte oft kleinreden, lassen die Zahlen keinen Zweifel an der wachsenden Abhängigkeit.

Die Situation verdeutlicht eine zentrale Herausforderung der Energiewende: Der schnelle Ausstieg aus der Kernkraft hat nicht nur die Strompreise erhöht, sondern auch die Versorgungssicherheit gefährdet. Um diesen Problemen zu begegnen, wird eine breitere Debatte über die zukünftige Energiepolitik Deutschlands unausweichlich sein.

Die Zahlen sprechen eine klare Sprache. Deutschlands steigende Atomstromimporte widerlegen das Argument, dass Atomkraft teuer sei. Um wirtschaftliche Stabilität und Klimaschutz zu gewährleisten, ist eine ideologiefreie Diskussion über den Wiedereinstieg in die Kernenergie dringend nötig.

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