Technik aus China – Regierung erwägt Bauverbot für Waterkant-Windpark vor Borkum

Die deutsche Regierung erwägt ein Bauverbot für den geplanten Waterkant-Windpark vor Borkum. Grund sind Sicherheitsbedenken gegen chinesische Technik, die bei dem Offshore-Projekt zum Einsatz kommen soll. Die Bundesregierung prüft derzeit, ob Turbinen des Herstellers Mingyang Smart Energy mit ihren digitalen Steuerungs- und Überwachungssystemen ein Risiko für die nationale Versorgungssicherheit darstellen (table.media: 20.05.25).


Bauverbot wegen Verdacht auf Spionage und Sabotage

Nach Informationen von Table.Media denkt das Verteidigungsministerium über einen Stopp des Projekts nach. Die Sorge: Chinesische Komponenten könnten Seewege, militärische Übungszonen und kritische Infrastrukturen in der Nordsee ausspähen oder gar manipulieren. Der Waterkant-Windpark soll rund 90 Kilometer vor Borkum entstehen. Bauherr ist die Hamburger Firma Luxcara. Geplant sind 16 Großturbinen, die Strom für etwa 400.000 Haushalte liefern sollen.

Regierung prüft Bauverbot für Windpark wegen China-Technik – Funde verdächtiger Elektronik in USA und Dänemark schüren Angst vor Spionage
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Doch die Herkunft der Anlagen sorgt für Misstrauen. Die chinesische Technik ist nicht nur leistungsfähig, sondern auch tief vernetzt. Sie enthält über 300 Sensoren, die Betriebsdaten in Echtzeit erfassen und übermitteln – auch ins Ausland. Fernzugriff durch den Hersteller ist systembedingt möglich.

Digitale Technik als potenzielles Einfallstor

Diese digitale Anbindung ermöglicht eine präzise Steuerung, birgt aber auch Risiken. Denn über dieselben Schnittstellen lassen sich Anlagen aus der Ferne herunterfahren – ob bei Sturm oder im Fall eines Cyberangriffs.

Bärbel Heidebroek, Präsidentin des Bundesverbands Windenergie, warnt eindringlich: „Wenn man sich vorstellt, dass in Deutschland nur chinesische Windenergieanlagen stehen, könnte China – plastisch gesagt – auf einen roten Knopf drücken und es wäre dunkel.“ Im Podcast Klima-Labor von ntv forderte sie daher verbindliche Regeln zur Cybersicherheit, wie sie bereits für Telekommunikationsnetze gelten.

Entdeckungen in den USA und Dänemark verstärken Zweifel

Die deutsche Debatte erhält durch aktuelle Enthüllungen neue Brisanz. In den USA stießen Kontrolleure auf unbekannte elektronische Bauteile in Wechselrichtern chinesischer Herkunft. Diese Geräte verbinden Solaranlagen und Windkraftanlagen mit dem Stromnetz und erlauben Software-Updates aus der Ferne. Auch dänische Behörden entdeckten auffällige Komponenten in chinesischer Energieelektronik – Details bleiben aus Geheimhaltungsgründen unter Verschluss.

Diese Funde lassen die Bundesregierung aufhorchen. Die Parallelen zum Waterkant-Projekt sind offenkundig. Ein Bauverbot erscheint vielen Entscheidern deshalb als notwendiger Schritt, um mögliche Eingriffe durch ausländische Akteure von vornherein auszuschließen.

Gesetz bietet Spielraum für Verbot

Die rechtliche Grundlage für ein solches Vorgehen ist im Windenergie-auf-See-Gesetz von 2016 verankert. Demnach darf eine Plangenehmigung nur erteilt werden, wenn keine Beeinträchtigung für die Sicherheit der Landes- oder Bündnisverteidigung vorliegt. Auf Basis dieser Vorschrift ließe sich ein Bauverbot formal umsetzen – mit weitreichenden Folgen für die Energiewende.

Denn die Ausbauziele der EU sind ambitioniert. Bis 2030 sollen Windparks mit 425 Gigawatt Leistung entstehen, bis 2050 sogar 1300 Gigawatt. Europäische Hersteller kommen jedoch kaum hinterher. Materialengpässe, hohe Produktionskosten und eine fragile Lieferkette behindern die Umsetzung.


Günstige Preise – aber mit welchen Auswirkungen

Chinesische Hersteller bieten nicht nur moderne Technologie, sondern auch aggressive Preismodelle. Laut dem europäischen Branchenverband Windeurope sind ihre Turbinen im Schnitt 20 Prozent günstiger als europäische Modelle. In Einzelfällen locken Rabatte von bis zu 50 Prozent – trotz hoher Transportkosten. Kombiniert mit günstigen Finanzierungsbedingungen stellt das eine ernsthafte Konkurrenz für europäische Anbieter dar.

Doch der Preisvorteil könnte teuer erkauft sein. Technologische Abhängigkeit von autoritären Staaten birgt Risiken, die weit über betriebswirtschaftliche Überlegungen hinausgehen. Der Fall Waterkant wird deshalb zum Prüfstein für die Frage, ob Europa bereit ist, seine Strominfrastruktur konsequent gegen digitale Fremdeinwirkung abzusichern. Ein Bauverbot könnte dafür ein klares Zeichen setzen.

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