In Deutschland nehmen Unternehmenspleiten zu und erfassen somit zunehmend verschiedene Sektoren. Zunächst traf es vor allem Bauunternehmen, die durch steigende Zinsen belastet wurden. Auch das Gesundheitswesen und die Modebranche, beide schwer durch die Pandemie beeinträchtigt, gerieten unter Druck. Mittlerweile ist die Situation in nahezu allen Branchen angespannt. Ein großes Versicherungsunternehmen meldete kürzlich Insolvenz an, der Modemarkt Esprit befindet sich in der Abwicklung, und auch die bekannte Dekokette Depot musste Insolvenz anmelden.
Studioline meldet Insolvenz an
Nun ist ebenfalls die bundesweit bekannte Fotostudio-Kette Studioline betroffen. Am 29. Juli reichten die beiden Muttergesellschaften studioline Photostudios GmbH und my photo studio GmbH in Kiel einen Insolvenzantrag ein, wie das Insolvenzportal Indat berichtet. Dieser Schritt umfasst auch 75 Tochtergesellschaften des Unternehmens. Von der Insolvenz betroffen sind rund 500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Deutschland, darunter etwa 50 Auszubildende. Deren Gehälter sind vorerst durch das Insolvenzgeld gesichert.(Indat, 05.08.2024)
Trotz der Insolvenz bleibt der Geschäftsbetrieb in den 80 Filialen von Studioline vorerst bestehen. Der vorläufige Insolvenzverwalter, Reinhold Schmid-Sperber von der Kanzlei REIMER, versicherte, dass auch die neuen Auszubildenden ihre Arbeit wie geplant aufnehmen können. Der Sanierungsbeauftragte betont, dass die Fortführung des Geschäftsbetriebs oberste Priorität habe, um den Übergang möglichst reibungslos zu gestalten.
Studioline hat eine lange Geschichte. Das Unternehmen wurde bereits im Jahr 1910 von Karl Prien in Kiel gegründet. Damals eröffnete Prien ein Fotogeschäft in Kombination mit einer Drogerie. Bis heute ist das Unternehmen in Familienbesitz geblieben und hat sich über mehr als ein Jahrhundert hinweg als feste Größe in der deutschen Fotobranche etabliert.
Ursachen und Ausblick
Als Hauptursachen für die Insolvenz von Studioline werden die zurückhaltende Kaufbereitschaft der Kunden sowie steigende Mietkosten, insbesondere in Regionen mit Indexmietverträgen, angeführt. Diese Mietverträge erhöhen sich jährlich um die Inflationsrate, was für viele Unternehmen zunehmend zur Belastung wird.
Die wirtschaftliche Lage hat in den letzten Monaten zahlreiche Einzelhandelsunternehmen in die Insolvenz getrieben. Die Inflation und die damit verbundene Kaufzurückhaltung der Verbraucher haben viele Unternehmen in die Knie gezwungen. Experten rechnen nicht mit einer schnellen Entspannung der Situation. Vielmehr wird ein „heißer Herbst“ erwartet, in dem weitere Insolvenzen folgen könnten.
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