Laut einem neuen Bericht des Klima-Thinktanks E3G läuft Deutschland Gefahr, Milliarden Euro für die Förderung von Flüssigerdgasimporten zu verschwenden, anstatt auf nachhaltige Alternativen wie Energieeffizienz umzusteigen (Bloomberg: 20.10.22). Den Bau neuer LNG-Terminals sieht der Thinktank als Milliardengrab.
Klima-Thinktank sieht deutsche Investitionen in LNG-Terminals als Milliardengrab
Deutschland gibt bis Ende dieses Jahrzehnts rund 200 Milliarden Euro für Flüssiggasimporte aus. Dies hat mittlerweile zu einer Verdoppelung der Preise für die Verbraucher geführt, so die Studie des Klima-Thinktanks. Im Vergleich dazu könne durch die Verbesserung des Energieverbrauchs von Gebäuden mehr Gas eingespart werden als durch neue LNG-Terminals, heißt es in der neuen Studie.
„Deutschland riskiert, sich in extrem teure Gasgeschäfte zu verstricken, die seine Energiewende behindern und Familien, Unternehmen und die Regierung belasten“, sagte Mathias Koch, Politikberater für deutsche Energiesysteme bei E3G. „Indem das enorme Potenzial zur Gaseinsparung im Gebäudebestand erkannt wird, können diese hohen Kosten vermieden werden.“ Der Bericht verstärkt die Besorgnis, dass Europas Eile, seine Gasabhängigkeit von Russland zu beenden, dazu führen könnte, dass die Region länger als nötig von fossilen Brennstoffen abhängig ist.
Energieeinsparung durch Gebäudesanierung hätte größeren Effekt
Deutschland, das vor Moskaus Invasion in der Ukraine bei mehr als der Hälfte seiner Gasimporte auf Russland angewiesen war, installiert LNG-Terminals, um den Mangel auszugleichen. Deutschlands Pläne zur Gebäudesanierung reichen bisher nicht aus, um weniger Gas zu verbrauchen, heißt es in dem Bericht.
Deutschland muss Millionen für Emissionsrechte bezahlen, da es europäische Klimaschutzvorgaben nicht einhält
Tatsächlich hat Deutschland seine Klimaziele vor allem im Gebäude- und Verkehrsbereich wieder verpasst und muss deshalb Emissionsrechte von anderen EU-Ländern in Millionenhöhe kaufen (Tagesschau: 24.20.22). Das Geld, welches diese Länder auf diese Weise erhalten, soll dort in zusätzliche Klimaschutzmaßnahmen fließen.
Laut Bundeswirtschaftsministerium muss Deutschland aufgrund der verfehlten Klimaziele in den Jahren 2013 bis 2020 mehrere Millionen Euro bezahlen. „In der Konsequenz kaufen wir nun Emissionsrechte von EU-Staaten, die ihre Klimaziele übererfüllt haben“, sagte Sven Giegold (Grüne), Staatssekretär im Wirtschaftsministerium. Deutschland kauft deshalb Bulgarien, Tschechien und Ungarn einen Teil ihrer Emissionsrechte ab, weil diese Länder selbst deutlich weniger CO₂ ausgestoßen haben, als sie nach den EU-Vorgaben dürften.
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