Strompreis bremst Heizungswende aus – Wärmepumpen auch in Belgien unbeliebt

Auch in Belgien bleibt die Wärmepumpe unbeliebt, obwohl der Staat steuerliche Anreize eingeführt hat. 2024 fiel die Mehrwertsteuer auf Wärmepumpen von 21 % auf 6 %. Gleichzeitig verteuerte sich die Installation fossiler Heizsysteme durch eine Steuererhöhung auf 21 %. Dennoch sank der Absatz um 40 %. Ein Hauptgrund: Der Strompreis liegt fast viermal höher als der Gaspreis. Diese Schieflage verhindert den wirtschaftlichen Durchbruch klimafreundlicher Heizsysteme (grenzecho: 09.07.25).


Preisgefüge macht Wärmepumpen unattraktiv

Im europäischen Vergleich zählt Belgien zu den Schlusslichtern. Unter 19 erfassten Ländern belegt es nur Platz 14. Während Skandinavien die Wärmewende vorantreibt, verliert Belgien den Anschluss. Der Grund ist eindeutig: Die Strompreise belasten Haushalte übermäßig. „Wärmepumpen sind wettbewerbsfähig, aber nur gegenüber Ölkesseln und Flüssiggasheizungen“, erklärt Laurent Jacquet von der belgischen Regulierungsbehörde CREG. „Das eigentliche Problem ist das Erdgas. Und trotz Förderungen in Wallonien und Brüssel lohnt sich die Wärmepumpe im Vergleich zum Gas weiterhin nicht.“

Wärmepumpen bleiben in Belgien unbeliebt: Hohe Stromkosten und günstiges Gas machen den Umstieg auf Wärmepumpen unattraktiv
Wärmepumpen bleiben in Belgien unbeliebt: Hohe Stromkosten und günstiges Gas machen den Umstieg auf Wärmepumpen unattraktiv

Förderprogramme scheitern am grundlegenden Kostenproblem. „Man muss die Stromabgaben senken. Und wenn der Staatshaushalt ausgeglichen bleiben soll, muss man im Gegenzug fossile Brennstoffe höher besteuern“, fordert Jacquet. Solange Strom künstlich verteuert bleibt, bleibt auch die Wärmepumpe unbeliebt.

Unzureichende Gebäudedämmung verschärft das Problem

Ein weiteres strukturelles Hindernis liegt im Zustand des belgischen Gebäudebestands. Viele Häuser weisen gravierende Wärmeverluste auf. „Die oberste Priorität besteht darin, in die Dämmung zu investieren, um den Heizbedarf zu senken. So kann auch eine kleinere Wärmepumpe installiert werden, die günstiger ist und mit niedrigerer Vorlauftemperatur effizienter arbeitet“, erklärt Jacquet. Ohne Dämmung verpufft selbst die beste Technologie. Dabei ist klar: Wer heute noch auf Öl oder Gas setzt, verursacht langfristige CO₂-Emissionen bis weit über das Jahr 2045 hinaus.

Die EU strebt Klimaneutralität bis 2050 an – in Belgien scheint dieses Ziel derzeit außer Reichweite. Ein klimafreundlicher Umbau der Wärmeversorgung scheitert an ökonomischen Realitäten.

Unbeliebt trotz politischer Förderung

Der finanzielle Rahmen für Heizstrom belastet belgische Haushalte übermäßig. Stromnetzgebühren liegen bei 50 €/MWh, Gasnetze kosten nur 10 €/MWh, Heizöl sogar nur 2 €/MWh. Jacquet schlägt ein Umdenken vor: „Die Netzentgelte müssen Anreize setzen, Strom zu verbrauchen, wenn das Netz nicht überlastet ist und die Strompreise niedrig sind.“

Zusätzlich fordert die CREG, auch fossile Brennstoffe in die CO₂-Bepreisung einzubeziehen: „Es müssen auch Emissionsgrenzen für fossile Brennstoffe gelten. Denn paradox ist, dass derzeit nur Strom mit einer CO₂-Abgabe belastet ist.“


Parallelen zu Deutschland

Auch in Deutschland gilt die Wärmepumpe inzwischen als unbeliebt. Im Jahr 2024 brach der Markt um mehr als 50 % ein – ebenfalls infolge hoher Strompreise, steigender Baukosten und verunsichernder Politik. Wie in Belgien fehlt es an einem verlässlichen Kostenrahmen. Die Erfahrungen beider Länder zeigen: Technologische Förderung reicht nicht aus, solange Energiepreise falsche Anreize setzen.

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