Ausgerechnet während des Klimagipfels in Glasgow motten britische Bahnbetreiber ihre E-Loks ein und ersetzen diese durch alte Lokomotiven mit Dieselantrieb. Der Grund dafür: Der Strom ist zu teuer, deshalb kommen die Elektroloks jetzt erst einmal aufs Abstellgleis.
Dieselloks haben deutlich schlechtere Umweltbilanz
Dieselloks sind bezüglich ihrer Umweltbilanz wesentlich dreckiger als Elektroloks, aber in Großbritannien ist deren Betrieb aufgrund der hohen Strompreise mittlerweile wirtschaftlicher. Deshalb haben mehrere Bahnbetreiber jetzt ihre Güterzüge wieder von Dieselloks umgestellt.
Strom zu teuer – Betreiber zur Umstellung auf Diesel gezwungen
Einer der größten Güterbahnbetreiber, Freightliner, hat inzwischen fast alle Elektroloks aus dem Verkehr gezogen. »Der Rückzug der elektrischen Flotte ist temporär und diese Entscheidung wird kontinuierlich überprüft«, sagt Unternehmenssprecherin Lynn Crump. Zur Zeit läuft die Umstellung der letzten elektrisch betriebenen Verbindungen zwischen England und Schottland auf Dieselbetrieb, dann ist im Unternehmen keine einige Elektrolok mehr im Einsatz.
Strompreis um mehr als 200 Prozent gestiegen
Nach Auskunft von Freightliner haben sich die Strompreise für das Unternehmen allein zwischen September und Oktober um 210 Prozent erhöht. Ein anderer Bahnbetreiber gibt für diesen Zeitraum finanzielle Mehrausgaben für Strom von 9,5 Millionen Euro an.
Die Bahnbetreiber müssen für kurzfristig benötigten Strom den aktuellen Marktpreis bezahlen. Aufgrund der Wetterverhältnisse stark reduzierten Stromproduktion aus Windkraft- und Solaranlagen muss Großbritannien zur Zeit sehr viel Strom durch Gaskraftwerke erzeugen. Die Preise für Erdgas sind allerdings seit Januar um über 440 Prozent gestiegen. Dies schlägt jetzt auch auf die Strompreise durch. Die Stromknappheit hat bereits dazu geführt dass Großbritannien die Ladezeiten für Elektroautos einschränkt.
Wirtschaftlicher Betrieb mit Strom nicht mehr möglich
Laut dem Branchenverband Rail Freight Group sind weder die Bahnbetreiber noch deren Kunden in der Lage diese Mehrkosten durch den verteuerten Strom aufzufangen. Die Umstellung auf Dieselloks ist bei den aktuellen Strompreisen für die Unternehmen letztendlich wesentlich wirtschaftlicher.
Deutsche Bahn hat eigene Kraftwerke
In Deutschland betreibt die DB Cargo derzeit 95 Prozent der Güterzüge rein elektrisch. Dieselloks werden nur im Rangierbetrieb und auf nicht elektrifizierten Nebenstrecken eingesetzt. Die Deutsche Bahn erzeugt jedoch zwei Drittel ihres Strombedarfs in eigenen Kraftwerken selbst.
Um die Betriebskosten von Dieselloks zu senken hat die Deutsche Bahn vor ein paar Jahren versucht ihre Locks in Luxemburg mit Diesel zu betanken. Diesel war dort gut 20 Cent pro Liter billiger. Bei einer Tankfüllung von 6000 Liter pro Lok hätte sich das auf jeden Fall gelohnt. Allerdings hat das die Politik in letzter Minute verhindert. Der Ausfall an der fälligen Energiesteuer für die Staatskasse wäre wohl doch zu hoch ausgefallen.