Strom aus Afrika – Warum das nicht funktioniert

Der Ausbau der erneuerbaren Energien erfordert Platz, sehr viel Platz, den wir in Deutschland nicht haben. Außerdem ist die Stromproduktion mit PV-Anlagen in Deutschland nicht so ertragreich wie weiter im Süden. Das liegt an unserer geographischen Lage, denn im Norden ist die tägliche Anzahl der Sonnenstunden von der Jahreszeit abhängig und auch die Einstrahlung ist nicht so intensiv wie weiter im Süden.


Deshalb kommt immer wieder die Idee auf unseren Strom einfach im Süden zu produzieren und zwar in den Wüsten Afrikas. Dort gibt es genug Platz und der Ertrag einer Solaranlage wäre zum Beispiel in Marokko bei gleicher Installationsleistung um das dreifache höher. Das klingt gut, auf dem Papier. Warum Strom aus Afrika in der Praxis nicht funktioniert wollen wir in diesem Artikel erklären.

Strom aus Afrika - Warum das nicht funktioniert. Was auf dem Papier gut klingt ist in der Praxis nicht umsetzbar.
Strom aus Afrika – Warum das nicht funktioniert. Was auf dem Papier gut klingt ist in der Praxis nicht umsetzbar.

Kann man mit Strom aus der Sahra die ganze Welt versorgen?

Bei diesen Berechnungen handelt es sich um rein theoretische Modellrechnungen. Bisher sind allerdings alle Versuch dies in die Praxis umzusetzen kläglich gescheitert.

Bereits 2009 wollte man mit dem Projekt Desertec Solarstrom aus Afrika nach Europa liefern. Das Projekt ist bereits nach fünf Jahren gescheitert obwohl sich namhafte finanzkräftige Firmen wie Siemens, E.ON oder die Deutsche Bank daran beteiligt haben. Die Schuld gab man damals dem Arabischen Frühling, der zu Aufständen in beteiligten Staaten führte und einige Länder destabilisierte. Grund waren aber auch viele technische Probleme über die man eher nicht berichtete.

Transportkapazitäten reichen bei weitem nicht

Ein wesentliches Problem dabei war der Transport des in Afrika erzeugten Stroms zu den Verbrauchern in Europa. Zur Zeit gibt es nur zwei Stromleitungen, die Nordafrika mit Europa durch Unterseekabel verbindet. Eine drittes Unterseekabel ist zur Zeit in Planung.

Die beiden circa 30 Kilometer langen Kabel von Marokko nach Spanien haben eine Kapazität von jeweils 700 MW. Damit könnten diese beiden Leitungen noch nicht einmal die gesamte elektrische Leistung des deutschen Atomkraftwerks Grohnde übertragen. Das in Planung befindliche dritte Kabel soll die gleiche Kapazität haben und ist mit 150 Millionen Euro Kosten veranschlagt. Die Inbetriebnahme ist auf 2026 geplant. Alle drei Leitungen zusammen kommen dann auf eine Kapazität von 2100 MW Übertragungsleistung. Deutschland braucht durchschnittlich 1,5 TWh Strom am Tag. Bei gleichmäßigem Verbrauch entspricht dies eine kontinuierlichen Leistung von 62500 MW. Damit könnte über diese Leitungen gerade etwas mehr als drei Prozent des deutschen Strombedarfs übertragen werden. Dabei sind Übertragungsverluste noch nicht berücksichtigt.


Drohende Übertragungsverluste erfordern teure Technik

Diese Übertragungsverluste sind allerdings über die weiten Strecken nicht vernachlässigbar. Um diese Verluste halbwegs in den Griff zu bekommen ist eine Umwandlung des vor Ort erzeugten Wechselstroms in Gleichstrom und zurück erforderlich. Diese Umwandlung ist allerdings mit sehr hohen Kosten verbunden. Trotz dieser Technik entstehen dann immer noch Übertragungsverluste im Bereich von 3,5 Prozent pro 1.000 Kilometer Entfernung. Ein wirtschaftlicher Betrieb ist in Verbindung der limitierten Transportkapazität deshalb auf lange Sicht nicht möglich.

Erforderlicher Netzausbau würde Billionen kosten

Um Deutschland mit Strom aus Afrika zu versorgen, wären rein theoretisch zwischen 500 und 800 Unterseekabel mit der gleichen Übertragungskapazität der bereits vorhandenen erforderlich. Bei den jetzt geplanten Kosten von 150 Millionen für das dritte Kabel müsste man mehr als 10 Milliarden Euro in die Transportkapazität investierenden. Vorausgesetzt man würde diese alle an der kürzesten Stelle zwischen Marokko und Spanien verlegen.

Um ganz Europa zu versorgen müssten allerdings weit mehr Verbindungen zwischen Afrika und Europa geschaffen werden. Schon der Aufbau entsprechender Netze zum Beispiel zwischen Tunesien und Italien mit der dazugehörigen Infrastruktur wie Umspannwerke usw. würde Kosten in Höhe von mehreren Billionen Euro verursachen. Dabei sind die mehrere tausend Kilometer erforderlichen Leitungen auf dem Festland noch gar nicht berücksichtigt, denn der Strom muss ja vom südlichen Ende Spaniens noch weiter verteilt werden. Schon für den eher bescheidenen Umfang von Desertec wurden damals Kosten von 480 Milliarden veranschlagt.


Strom aus Afrika Politische Lage hält Investoren ab.

Ein nicht zu unterschätzendes Problem ist auch die politische Lage in Afrika. Immer wieder kommt es zu Unruhen, Aufständen und Machtwechseln in den Nordafrikanischen Staaten. Wie bereits erwähnt hat man das Scheitern von Desertec auf diese Probleme geschoben. Viele Unternehmen scheuen deshalb auch davor zurück in solchen Ländern größere Investitionen zu tätigen. Zumal man mit Desertec dort bereits viel Geld verloren hat und ein wirtschaftlicher Erfolg auf lange Zeit eher fraglich sein wird.

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