Der japanische Automobilkonzern Honda korrigiert seine Strategie. Statt auf reine Elektromobilität zu setzen, richtet das Unternehmen seinen Fokus wieder stärker auf Hybridfahrzeuge. Grund ist die enttäuschende Nachfrage nach reinen Stromern.
Der Konzern reagiert mit einem drastischen Einschnitt bei den Investitionen in E-Mobilität und Software. Die geplanten Mittel sinken von zehn auf sieben Billionen Yen, was rund 42,9 Milliarden Euro entspricht (handelsblatt: 21.05.25).
Absatzprognosen deutlich nach unten korrigiert
Toshihiro Mibe, Vorstandsvorsitzender von Honda, rechnet bis zum Jahr 2030 nur noch mit einem Anteil von etwa 20 Prozent für Elektrofahrzeuge am Konzernumsatz. Ursprünglich hatte Honda mit 30 Prozent kalkuliert. Die Marktentwicklung zwingt das Unternehmen zum Umdenken. Hybridmodelle sollen nun die Lücke füllen, die reine E-Autos nicht schließen können.

Neue Hybridmodelle in Planung
Der Konzern plant, bis zum Jahr 2030 weltweit 2,2 bis 2,3 Millionen Hybridfahrzeuge abzusetzen. Zwischen 2027 und 2031 sollen insgesamt 13 neue Hybridmodelle der nächsten Generation auf den Markt kommen. Zudem entwickelt Honda ein spezielles Hybridsystem für größere Fahrzeuge. Dieses System soll in der zweiten Hälfte des Jahrzehnts eingeführt werden und sowohl Reichweite als auch Effizienz verbessern.
Die Verschiebung zugunsten der Hybridtechnik erfolgt nicht zufällig. In vielen Märkten bleibt die Akzeptanz für batterieelektrische Fahrzeuge hinter den Erwartungen zurück. Reichweitenangst, Ladeinfrastruktur und Preisniveaus bremsen den Absatz, obwohl politische Programme vieler Länder Elektroautos fördern.
Kanada-Projekt vorerst gestoppt
Bereits vor einigen Monaten hatte Honda ein umfangreiches Projekt in Kanada gestoppt. Geplant war der Aufbau einer umfassenden Lieferkette für Elektrofahrzeuge mit einem Volumen von elf Milliarden US-Dollar. Das Vorhaben pausiert nun für mindestens zwei Jahre. Hintergrund ist die Unsicherheit über die tatsächliche Entwicklung der globalen Nachfrage nach Stromern.
Trotz der Neujustierung bleibt das langfristige Ziel bestehen. Honda hält daran fest, bis 2040 ausschließlich Fahrzeuge mit Batterie- oder Brennstoffzellenantrieb zu verkaufen. Die Strategie wurde jedoch an den Markt angepasst. Kurz- und mittelfristig soll der Umstieg schrittweise erfolgen, ohne den wirtschaftlichen Druck zu erhöhen.
Marktlogik statt Ideologie
Der Konzern orientiert sich stärker an realistischen Annahmen. Während andere Hersteller weiter auf kompromisslose Elektrifizierung setzen, kombiniert Honda Technologieoffenheit mit Pragmatismus. Die Konzentration auf Hybride erlaubt Flexibilität in Märkten, die für vollelektrische Modelle noch nicht bereit sind.
„Wegen der aktuellen Marktabschwächung erwarten wir, dass der Absatz von Elektrofahrzeugen im Jahr 2030 unter den ursprünglich angestrebten 30 Prozent liegen wird“, betonte Mibe. Dieser nüchterne Blick auf die Zahlen dürfte in der Branche Nachhall erzeugen. Auch Wettbewerber kämpfen mit Absatzproblemen bei Stromern und könnten sich gezwungen sehen, ihre Strategien zu überdenken.
Fazit: Honda setzt auf Zwischentechnologie
Honda entscheidet sich gegen einen reinen Kurs in Richtung Elektromobilität. Stattdessen setzt der Hersteller auf bewährte Hybridsysteme, um wirtschaftlich stabil zu bleiben und gleichzeitig CO₂-Ziele nicht aus dem Blick zu verlieren. Diese Strategie spiegelt eine realitätsnahe Anpassung an das Verhalten der Kunden wider. Während politische Programme auf reine E-Mobilität drängen, zeigt der Markt klare Grenzen auf. Honda reagiert – entschlossen, aber nicht ideologisch.
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