Steuerbefreiung für E-Autos vor dem Aus – Haushaltsloch zwingt Regierung zum Umdenken

Die Zukunft der Steuerbefreiung für Elektrofahrzeuge gerät ins Wanken. Bundesfinanzminister Lars Klingbeil machte deutlich, dass in Zeiten knapper Kassen auch höhere Abgaben denkbar seien. Ein Loch von 30 Milliarden Euro im Haushalt müsse bis 2027 gestopft werden. Zwar steht im Koalitionsvertrag die Zusage, die Steuerbefreiung bis 2035 zu verlängern, doch laut FAZ bleibt alles unter Finanzierungsvorbehalt. Derzeit gilt die Steuerbefreiung nur für Fahrzeuge, die bis Ende 2025 erstmals zugelassen sind. Aus dem Finanzministerium kommt bisher keine verbindliche Zusage (faz: 18.08.25).


Zulassungszahlen bleiben weit hinter Ziel zurück

Das Verkehrsministerium meldet inzwischen 2,9 Millionen zugelassene E-Fahrzeuge, darunter auch Hybride und Busse. Rein elektrisch betriebene Pkw erreichten im April jedoch lediglich 1,7 Millionen. Experten mahnen, dass diese Zahlen geschönt seien. Der Zentralverband Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe warnte ausdrücklich vor „Scheinerfolgen durch Eigenzulassungen und Flottengeschäfte“. Das ambitionierte Ziel von 15 Millionen Elektroautos bis 2030 entfernt sich immer weiter.

Die Steuerbefreiung für E-Autos vor dem Aus: Finanzloch gefährdet Förderung, Käufer und Industrie fordern dringend Klarheit
Die Steuerbefreiung für E-Autos vor dem Aus: Finanzloch gefährdet Förderung, Käufer und Industrie fordern dringend Klarheit

Die Industrie sieht diese Entwicklung mit wachsender Sorge. Hersteller investieren Milliarden, doch ohne politische Klarheit stagniert die Nachfrage. Hildegard Müller, Präsidentin des Verbands der Automobilindustrie, betonte: „110 Elektromodelle deutscher Hersteller sind verfügbar.“ Dennoch fehlten konkrete Entscheidungen. Verbraucher verlangten Verlässlichkeit, doch stattdessen dominierten Unsicherheit und Zurückhaltung.

Industrie und Politik erhöhen Druck

Auch aus der Politik ertönt Kritik. Fritz Güntzler von der Union äußerte sich zuversichtlich, dass die Verlängerung bis Jahresende beschlossen sei. Gleichzeitig drängt der SPD-Abgeordnete Sebastian Roloff auf eine Ausweitung möglicher Vorteile auch für Hybridmodelle. Ohne klare Regelungen droht der Markt, an Dynamik zu verlieren.

Neben steuerlichen Fragen hemmen strukturelle Probleme den Hochlauf. In Deutschland liegen die Strompreise teils dreimal höher als in China oder den USA. Zusätzlich hinkt der Ausbau der Ladeinfrastruktur hinterher. Damit entstehen für viele Käufer weitere Hürden, die den Umstieg auf Elektromobilität unattraktiv machen.


Ab 2031 neue Abgaben für Elektrofahrzeuge

Die geplante Kfz-Besteuerung orientiert sich am Gewicht. Elektroautos mit bis zu 3,5 Tonnen Gesamtgewicht unterliegen ab 1. Januar 2031 oder elf Jahre nach Erstzulassung einer gestaffelten Abgabe. Die Berechnung erfolgt in 200-Kilogramm-Stufen. Fahrzeuge bis 2.000 kg kosten 5,625 Euro pro Stufe. Zwischen 2.001 und 3.000 kg liegt der Satz bei 6,01 Euro, bei Fahrzeugen bis 3.500 kg steigt er auf 6,39 Euro. Die Belastung bleibt damit vergleichsweise moderat, dennoch entfällt ein entscheidender Kaufanreiz.

Die Diskussion um Steuerfreiheit verdeutlicht ein Kernproblem der Energiewende: Ohne verlässliche Rahmenbedingungen sinkt die Investitionsbereitschaft. Verbraucher und Industrie verlangen Klarheit, während die Politik zwischen Haushaltsdisziplin und Innovationsförderung balanciert. Ob die Steuerbefreiung für Elektroautos über 2025 hinaus Bestand hat, entscheidet sich in den kommenden Monaten.

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