Am 6. April 2025 endete in Ibbenbüren ein bedeutendes Kapitel industrieller Energieversorgung. Nach fast vier Jahrzehnten fiel das 100 Meter hohe Kesselhaus des ehemaligen Steinkohlekraftwerks durch eine kontrollierte Sprengung. Wenige Stunden später stürzte auch der 125 Meter hohe Kühlturm ein – nicht per Detonation, sondern durch ein spezielles mechanisches Verfahren. Die beiden Bauwerke hatten über Jahrzehnte das Bild der Stadt geprägt und galten als Landmarken auf dem Schafberg (noz: 06.04.25).
Letzter Schritt im Rückbau des Kraftwerks Ibbenbüren
Das Kohlekraftwerk war seit 1985 in Betrieb und erzeugte mit rund 780 Megawatt elektrischer Leistung Energie für einen großen Teil der Region. Zusammen mit der benachbarten Zeche bildete es das Zentrum der örtlichen Strom- und Wärmeversorgung. Seine gewaltigen Baukörper – Kesselhaus, Kühlturm und Schornstein – dominierten das Umland und machten Ibbenbüren dadurch weithin erkennbar.

Die Stilllegung erfolgte im Jahr 2021 im Zuge der nationalen Energiewende. Bereits drei Jahre zuvor endete die Förderung im angeschlossenen Bergwerk. Die Sprengung symbolisierte den endgültigen Abschluss der fossilen Epoche in der Stadt.
Strenge Sicherheitsvorkehrungen auf dem Gelände
Das gesamte Areal war bereits zwei Tage vor der Maßnahme weiträumig abgesperrt. Nur Sprengmeister, Fachpersonal, sowie ein Sicherheitsdienst befanden sich innerhalb der Sperrzone. Die Stadt Ibbenbüren und die beauftragte Rückbaufirma hatten gemeinsam ein umfassendes Sicherheitskonzept umgesetzt, das auch Beobachtungspunkte außerhalb des Gefahrenbereichs vorsah.
Geladene Gäste, darunter Vertreter aus Politik und Verwaltung, verfolgten das Ereignis aus sicherer Entfernung. Die Detonation wurde exakt nach Plan ausgelöst und verlief ohne Komplikationen.
Monatelange Vorbereitungen für die Sprengung
Die Rückbaufirma hatte die Arbeiten über mehrere Monate hinweg akribisch geplant. Lockerungssprengungen, Baustoffanalysen und eine statische Bewertung des Kesselhauses bildeten dabei die Grundlage. Die ursprünglich für März geplante Maßnahme wurde aus sicherheitstechnischen Gründen auf April verschoben.
Etwa 500 Kilogramm Sprengstoff kamen beim Einsturz des Kesselhauses zum Einsatz. Die Sprengung erfolgte punktgenau. Innerhalb weniger Sekunden senkte sich das gesamte Bauwerk in sich zusammen und hinterließ lediglich einen Trümmerhaufen.
Kühlturm fiel ohne Sprengstoff
Der Abriss des benachbarten Kühlturms erfolgte ebenfalls am 6. April – allerdings ohne Detonation. Aufgrund asbesthaltiger Materialien in den Stützen war ein mechanisches Verfahren notwendig. Ein acht Zentimeter dickes Stahlseil wurde um den Sockel gelegt und mit hydraulischem Zug Zentimeter für Zentimeter zusammengezogen, bis die Konstruktion unter ihrer eigenen Last kollabierte.
Auch dieser Vorgang verlief störungsfrei. Fachpersonal überwachte jede Phase des Prozesses und stellte sicher, dass keine Gefahren für Umwelt oder Umstehende entstanden.
Mit dem kontrollierten Rückbau endete ein prägendes Industriezeitalter in Ibbenbüren. Das markante Ensemble aus Stahl und Beton verschwand – leise, präzise und endgültig.
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