Die Zahl unbesetzter Stellen auf dem deutschen Arbeitsmarkt schrumpft drastisch. Im ersten Quartal 2025 blieben bundesweit nur noch 1,18 Millionen Jobs vakant. Im Vergleich zum Vorjahr entspricht das einem Rückgang um ein Viertel. Dies ergibt sich aus einer aktuellen Erhebung des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), das dafür rund 10.000 Unternehmen befragt hat. Besonders auffällig ist die Dynamik des Rückgangs: Allein gegenüber dem vierten Quartal 2024 sank die Zahl offener Stellen um weitere 226.000 (zeit: 05.06.25).
Konjunkturflaute bremst den Arbeitsmarkt
Laut IAB-Experte Alexander Kubis „zeigt sich der Arbeitsmarkt zum Beginn des Jahres 2025 deutlich abgekühlt“. Während der Fachkräftemangel in den vergangenen Jahren viele Unternehmen stark belastete, sinkt nun mit dem Stellenangebot auch das Risiko akuter Personalengpässe. Dennoch signalisiert der Rückgang eine spürbare Eintrübung der Konjunktur, die sich quer durch alle Branchen zieht.

Besonders deutlich wird der Trend bei einem Vergleich mit früheren Höchstständen. Im vierten Quartal 2022 verzeichnete das IAB noch fast zwei Millionen offene Stellen – so viele wie nie zuvor. Seitdem verliert der Arbeitsmarkt an Dynamik. Wirtschaftliche Unsicherheit und zurückhaltende Investitionen bremsen die Einstellungsbereitschaft vieler Firmen.
Mehr Konkurrenz pro freier Stelle
Parallel zur sinkenden Nachfrage nach Arbeitskräften steigt die Zahl der Arbeitslosen. Das Verhältnis von Arbeitslosen zu offenen Stellen verschiebt sich deutlich. Im Schnitt kommen inzwischen 251 arbeitslos gemeldete Personen auf 100 verfügbare Jobs. Ein Jahr zuvor lag dieser Wert noch bei 177. Das IAB registriert damit eine Zunahme von 74 Personen pro 100 Stellen.
Diese Entwicklung erschwert nicht nur die Jobsuche, sondern schwächt auch die Position der Arbeitnehmer. Während in früheren Jahren viele Branchen dringend neue Fachkräfte suchten, rückt nun die Auswahlmöglichkeit stärker in den Fokus der Unternehmen. Für Bewerber steigt der Druck, sich durch Qualifikationen und Flexibilität von der Masse abzuheben.
Unterschiedliche Messmethoden erschweren Vergleich
Neben dem IAB erhebt auch die Bundesagentur für Arbeit regelmäßig Daten zu offenen Stellen. Die monatliche Statistik unterscheidet sich jedoch deutlich von den IAB-Zahlen. Erfasst werden dort ausschließlich Positionen, die den Arbeitsagenturen gemeldet wurden. Arbeitgeber sind allerdings nicht verpflichtet, jede Vakanz anzugeben – viele tun es nicht.
Daher liegt die von der Bundesagentur veröffentlichte Zahl meist nur bei etwa der Hälfte der IAB-Erhebung. Das bedeutet: Der tatsächliche Bedarf auf dem Arbeitsmarkt bleibt schwer zu fassen. Erst die Kombination beider Quellen liefert ein verlässliches Gesamtbild.
Trendwende auf dem Arbeitsmarkt spürbar
Der deutliche Rückgang offener Stellen zeigt zwei Effekte. Einerseits entspannt sich die Lage bei der Personalgewinnung, was insbesondere kleinere Unternehmen entlastet. Andererseits steigt der Wettbewerb unter Jobsuchenden spürbar an. Die wirtschaftliche Abkühlung bremst den Arbeitsmarkt aus – und verändert das Machtverhältnis zwischen Arbeitgebern und Beschäftigten grundlegend.
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