Die unkontrollierte Expansion von Solarenergie auf der Iberischen Halbinsel bringt den Energiemarkt zunehmend ins Wanken. Rafael Mateo, CEO des spanischen Energieunternehmens Acciona Energia, fand auf der Jahreskonferenz des portugiesischen Verbands für erneuerbare Energien (Apren) deutliche Worte: „Niemand hat irgendetwas für Solarenergie bezahlt.“ In der Hälfte der Stunden im April war Solarstrom praktisch wertlos, da der Markt aufgrund der Überproduktion keine Nachfrage bedienen konnte (montelnews: 06.11.24).
Historischer Preisverfall durch unkontrollierten Ausbau
Spanien erlebte im April historische Tiefstpreise im Energiesektor. Der durchschnittliche Strompreis lag bei nur 13,67 EUR/MWh, der niedrigste Wert in der Geschichte des Landes.
Dies ist die direkte Folge eines übermäßigen Ausbaus erneuerbarer Energien, insbesondere der Solarenergie, ohne dass die Infrastruktur und der Markt auf diese Kapazitäten vorbereitet wurden. Die verstärkte Einspeisung grüner Energie hat zu einer Flut von Null- und Negativpreisen geführt, die das Vertrauen in die Marktmechanismen erschüttern.
„Nullpreise ruinieren den Markt“: Warum Iberiens Solarenergie vor dem Kollaps steht
Mateo warnte vor den gravierenden Folgen dieser Entwicklung. „Nullpreise sind ein Drama. Nichts kann kostenlos produziert oder verkauft werden. Nullpreise sind absurd“, betonte er. Die zugrunde liegende Problematik liege in nationalen Energieplänen, die zwar ambitionierte Ziele für erneuerbare Energien formulieren, aber keine klaren Maßnahmen zur Stärkung der Stromnachfrage enthalten. „Der nationale Plan, den wir brauchen, muss die Stromnachfrage erhöhen“, forderte Mateo.
Er betonte weiter, dass nur eine gesteigerte Nachfrage den Wert von Solarstrom langfristig sichern kann. Die Überproduktion zwingt den Markt in eine Abwärtsspirale, die sowohl Investitionen in erneuerbare Energien bedroht als auch die Wirtschaftlichkeit bestehender Anlagen infrage stellt.
Unkontrollierter Ausbau gefährdet Klimaziele
Auch Analysten äußerten Bedenken. Auf derselben Konferenz wiesen Experten darauf hin, dass der ungebremste Ausbau erneuerbarer Energien langfristig nicht nur den Markt destabilisiert, sondern auch die Klimaziele Spaniens und Portugals bedroht. Ohne eine Koordination zwischen Ausbau und Nachfrageentwicklung könnten sich Null- und Negativpreise häufen, was die Rentabilität erneuerbarer Energien massiv beeinträchtigt.
Die Gefahr besteht darin, dass Investoren das Vertrauen verlieren und notwendige Investitionen in nachhaltige Technologien ausbleiben. Eine koordinierte Energiepolitik, die Angebot und Nachfrage in Einklang bringt, ist daher unerlässlich. Nur durch gezielte Maßnahmen kann die Überproduktion kontrolliert und der Markt vor einem Kollaps bewahrt werden.
Der Energiemarkt steht an einem Scheideweg: Entweder gelingt es, die Überproduktion durch einen strategischen Plan zu lenken, oder die ehrgeizigen Klimaziele Spaniens und Portugals könnten in weite Ferne rücken.
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