Die geplante Sonnensteuer soll Photovoltaik-Betreiber künftig für die Netznutzung zusätzlich zur Kasse bitten – nicht nur beim Strombezug, sondern auch bei der Einspeisung. Hintergrund ist ein Reformvorschlag der Bundesnetzagentur, der die Finanzierung des Netzausbaus neu ordnen soll. Während die Einspeisevergütung kontinuierlich sinkt und bei negativen Strompreisen entfällt, drohen nun weitere finanzielle Belastungen. Besonders betroffen wären auch Betreiber bestehender PV-Anlagen – obwohl gerade sie bislang einen wichtigen Beitrag zur Energiewende geleistet haben (insidedigital: 13.06.25).
Reform dringend nötig – doch Sonnensteuer setzt falsche Anreize
Ein leistungsfähiges Stromnetz bleibt unverzichtbar, denn Wärmepumpen und Elektroautos erhöhen die Anforderungen an die Infrastruktur. Der notwendige Netzausbau kam in den letzten Jahren kaum voran. In manchen Regionen entstehen Überkapazitäten, die das Netz nicht mehr aufnehmen kann, während anderenorts Strom fehlt. Die Bundesnetzagentur will dieses Ungleichgewicht durch neue Entgeltmodelle korrigieren.

Doch viele Vorschläge vernachlässigen jene, die frühzeitig in Photovoltaik investierten. Haushalte mit Bestandsanlagen sollen künftig über neue Gebühren stärker zur Finanzierung herangezogen werden. Besonders umstritten: Eine Sonnensteuer, die sowohl den Strombezug als auch die Einspeisung belastet.
Sonnensteuer trifft vor allem Privathaushalte mit Bestandsanlagen
Ein Modell sieht vor, Netzentgelte auf jede eingespeiste Kilowattstunde zu erheben – mit Sätzen zwischen 0,89 und 3,3 Cent. Bei einer aktuellen Einspeisevergütung von nur noch 7,94 Cent entspricht das fast einer Halbierung. Anlagen, die bei negativen Strompreisen bereits keine Vergütung mehr erhalten, würden teils Verluste einfahren. So gerät ausgerechnet die dezentrale Stromproduktion unter Druck.
Ein zweites Modell berechnet Gebühren anhand der höchsten monatlichen oder vierteljährlichen Leistungsspitze. Diese Methode führt zu Verzerrungen, weil kurzfristige Schwankungen unverhältnismäßig teuer werden. Auch der pauschale Grundpreis aus Modell drei ignoriert individuelle Nutzungsprofile – und benachteiligt Haushalte mit geringem Stromverbrauch.
Neue Hürden für PV-Neubauten
Ein vierter Vorschlag sieht einen Baukostenzuschuss vor, den Betreiber beim Errichten einer Anlage zahlen sollen. Dieser Ansatz könnte den Netzausbau unterstützen, verteuert aber den Einstieg in die Photovoltaik und mindert die Rentabilität neuer Anlagen. Bestandsanlagen blieben hingegen außen vor – obwohl auch sie das Netz beanspruchen.
Als Betreiber einer eigenen PV-Anlage erkenne ich grundsätzlich die Notwendigkeit einer fairen Beteiligung an. Doch zusätzliche Belastungen sollten zielgerichtet und sozial gerecht ausgestaltet sein. Eine pauschale Sonnensteuer verfehlt diesen Anspruch und riskiert, den weiteren Ausbau auszubremsen.
Kapazitätspreise und dynamische Entgelte als bessere Lösung
Ein kapazitätsorientiertes Entgeltmodell bietet mehr Gerechtigkeit. Es berücksichtigt, wie stark Strombezug und Einspeisung das Netz belasten. Wer wenig einspeist oder verbraucht, zahlt auch weniger. Dadurch bleiben Anreize zur Investition in Solartechnik bestehen, ohne das Netz übermäßig zu belasten.
Ergänzend dazu bieten dynamische Netzentgelte einen sinnvollen Steuerungsmechanismus. Wer Strom dann nutzt, wenn das Netz entlastet werden kann, profitiert von günstigeren Preisen. Diese Kombination aus Flexibilität und Fairness würde PV-Betreiber nicht abschrecken, sondern zum intelligenten Umgang mit Strom motivieren.
Netzstabilität durch gezielte Lenkung statt pauschale Belastung
Die Zukunft der Stromversorgung hängt nicht nur vom Ausbau der Infrastruktur ab, sondern auch von den richtigen Anreizen. Eine kluge Steuerung des Verbrauchs und der Einspeisung kann das Netz entlasten, ohne private Initiativen zu ersticken. Die geplante Sonnensteuer hingegen stellt die Weichen in die falsche Richtung.
Jetzt braucht es Modelle, die dezentrale Energielösungen fördern und gleichzeitig die Netzsicherheit stärken. Nur so bleibt die Energiewende sozial verträglich und zukunftsfähig.
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