Griechenland steht vor einer paradoxen Energiekrise. Ein Überfluss an Sonnenstrom überfordert das Stromnetz – ausgerechnet in einem Land mit besten Solarbedingungen. In wenigen Jahren stieg die installierte Photovoltaik-Leistung auf fast 10 Gigawatt. 2,5 Gigawatt davon kamen allein im letzten Jahr hinzu. Doch statt stabiler Versorgung drohen nun Abschaltungen und Effizienzverluste (winfuture: 10.06.25).
Überfluss ohne Struktur gefährdet die Energiewende
Der schnelle Ausbau erfolgte ohne begleitenden Netzausbau und ohne leistungsfähige Speicher. In Spitzenzeiten produziert Griechenland deutlich mehr Strom, als das Netz verarbeiten kann. Die Folge: Zahlreiche Anlagen müssen ausgerechnet dann vom Netz genommen werden, wenn die Sonne am intensivsten scheint. Besonders mittelgroße Betreiber trifft das hart – sie verlieren Einnahmen, obwohl die Technik Strom liefern könnte.

Fehlende Speichersysteme verstärken das Problem. Der Strom lässt sich nicht zwischenspeichern, sondern verpufft. Experten sehen ein enges Zeitfenster von drei Jahren, um die nötige Infrastruktur aufzubauen. Andernfalls droht dem Solarboom ein massiver Rückschlag.
Investitionen ohne Netz – eine riskante Strategie
Solaranlagen liefern Energie im Überfluss, doch ohne Speicherlösungen entsteht daraus kein Nutzen. Die Wirtschaftlichkeit der Projekte gerät ins Wanken, wenn Stromerzeugung nicht gleichbedeutend mit Stromverkauf ist. Gleichzeitig steigt das Risiko für instabile Netze, wenn Erzeugung und Verteilung nicht mehr im Gleichgewicht stehen.
Auch in anderen Ländern Südeuropas wächst das Problem. Der Ausbau der Erzeugung läuft deutlich schneller als jener der Netze. Der politische Wille zum Wandel bleibt wirkungslos, wenn Speicher und Netzinfrastruktur hinterherhinken. Die Solarenergie droht damit zum Symbol einer unvollendeten Wende zu werden.
Griechenland als Warnsignal für Europa
Francesca Andreolli vom italienischen Thinktank ECCO betont: „Das ist inzwischen kein Randproblem mehr, sondern eine strukturelle Notwendigkeit.“ Speicher müssen als integraler Teil der Energiewende betrachtet werden, nicht als spätere Ergänzung. Erst mit ihnen lässt sich Sonnenstrom planbar und stabil ins Netz einspeisen.
Griechenland zeigt, was passiert, wenn technischer Fortschritt auf fehlende Organisation trifft. Die installierte Leistung beeindruckt, doch ohne Speicher und moderne Netze bleibt sie Stückwerk. Europa sollte dieses Beispiel ernst nehmen, bevor sich der Überfluss an sauberer Energie flächendeckend ins Gegenteil verkehrt.
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